Themen: Weltpolitik: Was würde Genscher sagen? +++ Mehr Bäder für Hamburg? +++ Polizei-Verbände fordern generelles Messerverbot
Ein großer Diplomat
Es ist immer schwierig, Tote zur Unterstützung seiner Meinung zu heutigen Problemen heranzuziehen. Genscher war zweifellos ein großer Diplomat. Aber er wusste auch, wann Härte notwendig war. So trug er maßgeblich dazu bei, die sozialliberale Koalition aufzukündigen, als große Teile der SPD aus Gründen einer vermeintlichen Friedenspolitik den von Helmut Schmidt initiierten Nato-Doppelbeschluss nicht mittragen wollten. Der Vorwurf, Polen und die Ukraine hätten sich im Jahr 2003 „nassforsch“ mit den USA an dem Krieg gegen den Irak beteiligt, ist leicht dahingesagt. Beide Länder hatten sich erst wenige Jahre zuvor von der sie beherrschenden Sowjetunion befreit und sahen und sehen bis heute allein die USA als ihre entscheidende Schutzmacht an. Sie wollten beweisen, dass sie treue Verbündete sind. Es ist verständlich, dass sie sich nicht auf die Seite Frankreichs und Deutschlands gestellt haben, die ihren Schutz nicht gewährleisten konnten und können.
Reinhard Wagner
Angst vor Eskalationen
Ja, die Baerbocks, von der Leyens und Co. sind nicht gerade unsere besten Volksvertreter! Mit ihrem Handeln haben auch wir Angst vor weiteren Eskalationen und befürchten, dass ein großer Krieg ausbrechen könnte. Henry Kissinger hatte auch recht mit seiner Aussage, dass nicht alle Schuld bei Putin läge. Herr Iken, Sie haben ja so recht mit Ihrem Artikel, nur einen Fehler finde ich darin, der aber wohl am Drucksetzer liegt: Herr Orban ist ungarischer und nicht ukrainischer Ministerpräsident.
Brigitta Renner
(Anm. der Redaktion: Die Leserin hat natürlich recht. Das HA bedauert den Fehler und bittet um Entschuldigung)
Werdet Streitschlichter!
Die russischen Schüler an unserer Billstedter Paulusschule, an der wir mehr als 100 Nationen beherbergen und Streitschlichter ausbilden, sind sehr betrübt über eine überbordende Gleichsetzung eines Aggressors mit dem größten Land dieser Erde, weil Formulierungen wie „russischer Angriffskrieg“ nämlich Ressentiments befördert wider alles Russische weltweit – auch gegen russische Kultur, russische Musik, russische Kunst, russischen Sport und leider auch gegen Kinder und Jugendliche mitten im (Schul-)Alltag. Russland zu dämonisieren – übrigens 80 Jahre nach der Blockade Leningrads, die im Geschichtsunterricht als Völkermord eingestuft wird und unseres Erachtens auch zu Zeiten des Ukraine-Kriegs – moralisch zu einem demütigen Verhalten Deutschlands gegenüber Russland Anlass geben sollte, ist die Wiederkehr des Kalten Kriegs. Sich einseitig auf einen Sieger im Kriegsfall festzulegen (Ukraine bzw. Israel), kommt manchen Schülern so vor, als wenn unser Direktor entschieden hätte, ab morgen Waffen mit zur Schule zu bringen, weil alle eingesehen hätten, dass es keinen Sinn mehr ergebe, miteinander zu reden. Der Weg des Dialogs habe sich schlichtweg als falsch erwiesen. Man muss ja in der Folge eines primitiven Schwarz-Weiß-Denkens bzw. Gut-gegen-Böse-Schemas einen Sieger haben im Konfliktfall – und dies gehe ja nur mit der Hilfe von Aufrüstung und wehrfähig geschulten Heranwachsenden. Ein Blick ins Fach „Gegenwartskunde“ zeigt, wie sinnvoll es doch wäre, Energie und Geld nicht in Waffen zu investieren, sondern (gemeinsam mit Russland) in die Lösung der wirklich globalen Probleme wie den Umweltschutz, die Armuts- und Korruptionsbekämpfung, die Förderung von Bildung (auch in ganz Afrika), die Migration und Flucht. Es bedarf einer völlig neuen G20-Struktur, mit deren Hilfe alle Mächtigen dieser einen Weltenfamilie ihre Kräfte gemeinsam und nicht länger gegeneinander bündeln. Olympia in Paris, geeint unter dem Friedensfeuer eines Nachts aufsteigenden Ballons, zeigt das Potenzial dazu. Jede freie Minute und jeden Cent nicht in neue Waffen, sondern in die diplomatische Beendigung aller tobenden Kriege zu stecken, ist nicht blinder Pazifismus, ist keine realitätsferne Appeasement-Politik, sondern die Frucht akkurat gelernten Geschichtsunterrichts in der Schule. Die Kinder erwarten zu Recht auch von den Erwachsenen: Werdet Streitschlichter! In Billstedt lehren wir gern, gegen den Strom zu schwimmen und sich des eigenen Verstandes zu bedienen. „Etiam si omnes, ego non“, lesen wir in der Bibel.
Bettina Meinert und Felix Evers, Sankt-Paulus-Schule Billstedt
Unsachlicher Vergleich
Ich schätze Ihre Kommentare sehr, weil Sie in aller Regel sehr scharf analysieren und auch unbequeme Dinge aussprechen. Umso mehr bin ich von diesem Kommentar enttäuscht, weil Sie undifferenziert und unsachlich verschiedenste Argumente verquicken und Äpfel mit Birnen vergleichen. Die Bundesrepublik Deutschland hat nie Waffen in Bürgerkriegsgebiete geliefert, egal wie gerechtfertigt der Aufstand der Menschen war. Das gilt für den Volksaufstand in der DDR, den Aufstand in Ungarn und den Prager Frühling genauso wie für Syrien oder andere aktuelle Krisengebiete. Den Vergleich zwischen den Volkserhebungen im ehemaligen Ostblock und dem Angriffskrieg der Ukraine halte ich aber schon für sehr überzogen und falsch. Das einzig vergleichbare hier ist noch die geografische Lage. Was bleibt, sind die „roten Linien“ Russlands (oder vielmehr Putins), die im Vorfeld des Krieges überschritten wurden, mithin die Möglichkeit für die Ukraine, sich in die EU zu integrieren und Mitglied der Nato zu werden. Warum aber Russland über die Geschicke der Ukraine bestimmen soll und vor allem mit welcher Rechtfertigung, ist mir schleierhaft. Und die Tatsache, dass sehr viele ehemalige Staaten der zerfallenen Sowjetunion und des Warschauer Pakts sich sehr schnell unter den Schutzschirm der Nato begeben haben, sollte uns auch zu denken geben. Warum reden Sie nicht einmal mit Menschen aus dem Baltikum oder aus Polen und fragen Sie, welche Beweggründe dahinterstehen?
Markus Schatz
Wunderbare Laudatio
17./18. August: „Schumachers Woche: Was würde Horst Hrubesch tun?“
Hiermit danke ich Hajo Schumacher und Ihnen ausdrücklich für die wunderbare Laudatio auf Horst Hrubesch. Sie unterscheidet sich so unglaublich wohltuend von anderen Lobreden, die mit feierlicher Sprache daherkommen, während hier die Sprache dem Charakter dessen, den sie lobt, in idealer Weise entspricht: einfach, ehrlich, glaubwürdig. So ist Horst Hrubesch, dessen sportlichen Weg ich, als HSV-Fan seit Kindheitstagen, in der bisher erfolgreichsten HSV-Epoche mit Begeisterung miterlebt habe, ungezählte Male im Volksparkstadion, wenn Horst Hrubesch zusammen mit Manfred Kaltz, Felix Magath, Ditmar Jacobs, um nur diese drei hervorragenden Spielerpersönlichkeiten zu nennen, die Zuschauer von den Sitzen riss. Und nun hat dieser bodenständige, uneitle und sympathische Sportsmann auch noch eine olympische Medaille errungen. Hajo Schumacher hat aus dieser Sportlerkarriere den Begriff der Hotte-Methode destilliert. Köstlich, witzig, treffend!
Dr. Arnold Sieveking, Hamburg
Ohne Bürokratie im Teich
Auch das Schwimmenlernen scheitert inzwischen an der überbordenden Bürokratie. Das aktuelle Schwimmkurskonzept der DLRG hat 24 Seiten für 15 Unterrichtsstunden. Meine Dorfschullehrer 1966 hätten sich keine Zeit genommen, das zu lesen. Sondern sie haben mit den verfügbaren Mitteln das Erreichbare erreicht. In einem Feuerlöschteich vermittelten sie uns Kindern an zwei bis drei geeigneten Sommertagen je eine halbe Stunde lang, mit ruhigen Armbewegungen und bewusstem Atmen den Kopf über Wasser zu halten. Alles Weitere brachten wir uns dann allein oder mit Eltern, Geschwistern und Freunden selbst bei.
Dirk Emmermann
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