Hamburg. Bei der halbjährlichen Media-Analyse kommt es zu überraschenden Ergebnissen. Was diese über Hamburgs Radiolandschaft aussagen.
Das Fernsehen hat Blackbox-Zugänge, Onlinemedien haben Klickzahlen oder Follower und das Radio hat die Media-Analyse: Zweimal im Jahr wird das Nutzerverhalten der Radiohörerinnen und -hörer in Deutschland und Hamburg ausgewertet. Jetzt wurden die aktuellen Zahlen der Audiomarkt-Analyse veröffentlicht: Sie umfassen die Einschaltquoten und den Marktanteil.
Vor allem die beiden größten Radiosender Hamburgs, NDR 90,3 und Radio Hamburg, liefern sich in diesem Jahr ein knappes Rennen, was den Marktanteil in Hamburg betrifft. Seit Langem lag Radio Hamburg hier vorn, doch dieses Mal kam es anders: „Der Marktanteil ist auf 18,7 Prozent gestiegen. Damit liegt NDR 90,3 knapp vor Radio Hamburg und ist Marktführer“, verkündet der NDR auf seiner Website.
Radio: NDR 90,3 wird laut Media-Analyse Marktführer, Radio Hamburg büßt ein
Radio Hamburg liegt mit 18,5 Prozent Marktanteil in den wichtigen Sendezeiten von Montag bis Freitag knapp dahinter. Im Vergleich zur ersten Media-Analyse von Januar 2024 hat der Sender aber 5,8 Prozentpunkte eingebüßt. Der Marktanteil basiert dabei auf dem Anteil der Hördauer eines Programms an der gesamten Hördauer aller Sender.
„Täglich schalten 408.000 Menschen in und um Hamburg NDR 90,3 ein“, heißt es vom NDR. Radio Hamburg hat mit 863.000 Hörerinnen und Hörern von 6 bis 18 Uhr deutlich die Nase vorn. Dennoch hat der Sender im Vergleich zur ersten Analyse des Jahres auch hier eingebüßt: Da waren es noch 1.025.000 Millionen tägliche Hörer. „Natürlich ist es unser Ziel, wieder über die Millionen zu kommen“, sagt Patrick Bernstein, Geschäftsführer bei Radio Hamburg, im Gespräch mit dem Abendblatt. Das gehöre zum Selbstverständnis des Senders.
„Guten Morgen, Hamburg“: Morning-Show von Radio Hamburg verzeichnet große Verluste
Der privat finanzierte Sender ist im Gegenteil zu den öffentlich-rechtlichen Sendern auf Werbeeinnahmen angewiesen, die mit einem hohen Marktanteil und hoher Tagesreichweite einhergehen. „Der Abstand ist nicht so groß, dass wir uns das nicht zutrauen“, so Bernstein. Trotzdem seien wirtschaftlich auch andere Größen entscheidend, beispielsweise die durchschnittlichen stündlichen Hörer.
Hier hat Radio Hamburg allerdings auch eingebüßt. Was im Fernsehen die Primetime um 20.15 Uhr ist, das sind für das Radio die morgendlichen Stunden unter der Woche. Die Morning-Show „Guten Morgen, Hamburg“ mit Christian Stübinger, Alicia Alvarez und John Ment schreibt laut Media-Analyse nämlich aktuell keine guten Zahlen: Von 5 bis 10 Uhr muss Radio Hamburg hier im Vergleich zur letzten Media-Analyse einen Verlust von 14,9 bis 35,0 Prozent in der durchschnittlichen Zuhörerzahl hinnehmen.
Radio Hamburg: Altersspanne in der Zielgruppe stellt eine Herausforderung dar
„Das wird uns auch wirtschaftlich treffen“, so Bernstein. Das vor wenigen Jahren eingeführte Konzept mit drei Moderatoren und Moderatorinnen findet er trotzdem sinnvoll, denn es gibt bei den Hörerinnen und Hörern eine breite Altersspanne abzudecken. „Dieses tägliche Auspendeln ist eine Herausforderung. Ob wir das an jeder Stelle immer gut hinbekommen haben, müssen wir uns nach diesen Zahlen überlegen“, sagt Bernstein.
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Die stärksten Einbrüche hat der Sender im nachmittäglichen Programm verbüßt. Nur: Hier gab es laut Bernstein gar keine Umstellungen im Programm. Er verweist auf die Methodik der Media-Analyse und ihre regelmäßigen Schwankungen. Erst vor einem Jahr hatte Radio Hamburg mit 24,6 Prozent Marktanteil ein riesiges Plus eingefahren. Deshalb würde der Sender auch eigene Marktforschung betreiben und darauf hoffen, dass die Media-Analyse zukünftig durch Online-Befragungen erweitert wird.
Trotz leichten Rückgangs: höhere Verweildauer der 14- bis 29-Jährigen
Seitens der Gesellschafter von Radio Hamburg – die größten sind Bauer Media, Springer und RTL – erwartet der Geschäftsführer jetzt kein überstürztes Handeln: „Die Gesellschafter kennen den Radiomarkt und können dessen Entwicklungen gut einschätzen. Unser Plan ist der richtige, die Umsetzung ist mal besser und mal schlechter geworden“, so Bernstein. Insgesamt gebe es beispielsweise auch einen leichten Rückgang bei den 14- bis 19-Jährigen – deren Verweildauer im Sender sei aber gestiegen.