Hamburg. Wegen „kurzfristiger Arbeiten“ an zwei Stellen müssen viele Reisende im Sommer umsteigen. Auch der Güterverkehr ist stark betroffen.

Von 2025 an sollen die denkmalgeschützten Eisenbahnbrücken über die Norderelbe saniert und neu gebaut werden. Den entsprechenden Planungswettbewerb haben die Stadt und die Deutsche Bahn im Mai ausgeschrieben. Zum Nadelöhr wird die Stelle aber schon in diesem Sommer. Wegen „kurzfristiger Arbeiten“ im Bereich Veddel und andauernder Reparaturen an den Norderelbbrücken komme es vom 15. Juli bis zum 12. August zu „einer starken Kapazitätseinschränkung“ zwischen Hamburg Hbf/Hamburg-Rothenburgsort und Hamburg-Billwerder, teilte die Bahn-Tochter DB InfraGO mit.

So müssten zwei Weichen auf der Veddel erneuert werden. Zudem seien Brückenarbeiten am Zollkanal erforderlich. An den Norderelbbrücken wiederum müssten Schäden an Lagern und Querträgern behoben werden. Daher könnten dort nicht alle Streckengleise freigegeben werden, was eigentlich bereits im April erfolgen sollte. Würden die Baumaßnahmen jetzt nicht durchgeführt werden, so die InfraGO, müsste die Strecke in den Süden Hamburgs komplett gesperrt werden. Bei Reparaturarbeiten an den Norderelbbrücken habe sich gezeigt, dass die Schäden „deutlich weitreichender sind als angenommen“, so die InfraGO weiter.

Bahnstrecke Hauptbahnhof–Harburg wochenlang massiv eingeschränkt

Das hat erhebliche Konsequenzen für alle, die mit der Deutschen Bahn über die Elbe in Richtung Hafen fahren wollen, mithin für den gesamten Personennahverkehr von oder nach Niedersachsen/Bremen. Im Zeitraum von 15. Juli bis 12. August komme es zu einer „starken Kapazitätseinschränkung“ zwischen Hauptbahnhof und Rothenburgsort sowie Billwerder. Konkret heißt das, dass das „Grundangebot“ im Personennahverkehr für diese Strecke zwischen 5 und 21 Uhr „verringert“ werden müsse. Und nach 21 Uhr sei Schienenpersonenverkehr außerdem „nur im Ausnahmefall möglich“.

Denn von 21 Uhr bis 5 Uhr gehört die Strecke dem Güterverkehr – wobei auch das nur eingeschränkt. Denn Güterzüge dürfen sich auf der Norderelbbrücke nicht begegnen, was den Verkehr noch einmal deutlich zäher und langsamer machen dürfte. Das heißt umgekehrt: 16 Stunden lang können viel weniger Güter als gewöhnlich aus dem Hafen abgefahren werden – das Netzwerk „Die Güterbahnen“ kritisiert das in aller Schärfe.

Netzwerk „Die Güterbahnen“: Eisenbahnquerung der zweitgrößten deutschen Stadt wird abgewürgt

Dessen Geschäftsführer Peter Westenberger sagt: „Die DB InfraGO würgt die Eisenbahnquerung des zweitgrößten deutschen Flusses in die zweitgrößte Stadt Deutschlands und den zweitgrößten Hafen Europas für einen Monat ab, um bisher unterbliebene Sanierungsarbeiten durchzuführen. Ausweichmöglichkeiten Fehlanzeige.“ Und weiter: „Es ist unfassbar, dass der Schienenverkehr in Deutschland infrastrukturbedingt derart verwundbar ist.“

Was also sollten Fern- und Nahverkehrsreisende tun? Die InfraGO empfiehlt, auf die S-Bahn, also vor allem die S3, umzusteigen. Es werde zu „Ausfällen und Teilausfällen“ im Personennahverkehr der Bahn kommen. Die S-Bahnen dürften dann auch noch mal deutlich voller sein als gewohnt. Alternativ könnten Fahrgäste auch auf die Strecke Hamburg-Büchen ausweichen.

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Die Sperrungen und sicher zu erwartenden massiven Einschränkungen bringen die Linke schon jetzt in den Harnisch. Die verkehrspolitische Sprecherin der Linken-Bürgerschaftsfraktion, Heike Sudmann, hat dazu eine Liste mit Fragen an den Senat geschickt. Sudmann erklärt: „Die jetzt angekündigten Ausfälle zeigen einmal mehr, wie wichtig eine zweite Schienenverbindung über die Elbe ist. Statt die Norderelbbrücken, wie von Senator Tjarks geplant, mit immer mehr Gleisen vollzustopfen und im Störungsfall dann ohne Bahnverbindung nach Süden dazustehen, macht eine weiter westlich gelegene Elbquerung per Schiene mehr Sinn.“