Hamburg. Felix Bechtolf war früher Küchenchef im Louis C. Jacob und hat nun sein eigenes Restaurant eröffnet – mit durchaus hochpreisiger Kost.

Wo einst in Nienstedten bis Ende 2010 die legendäre Gaststätte von Manni und Lissi Schlag residierte und zwischendurch wechselnde Betreiber agierten, ist nun mit Felix Bechtolf ein echter Nienstedtener Jung – beziehungsweise junger Herr – eingezogen und hat ein gehobenes Restaurant eröffnet.

Sein Handwerk beherrscht der Patron ausgezeichnet, hat er doch schon in deutschen und französischen Sternerestaurants und als Küchenchef im Louis C. Jacob gewirkt. Auch die Auswahl der verwandten Lebensmittel unterliegt offenkundig höchsten Standards.

Restaurant Hamburg: Im Felix in Nienstedten ist es fast immer voll

Beim Preisgefüge ist deutlich das Bestreben zu erkennen, der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Nienstedtener über das höchste Haushaltsnettoeinkommen der Hansestadt verfügen. Dessen ungeachtet wird das neue Restaurant sehr gut angenommen: Trotz Tage vorweg vorgenommener Reservierung bekamen wir am Abend unseres Besuchs mit Freunden nur noch die „Spätschicht“ zugeteilt, also einen Tisch ab 20.30 Uhr. Das führte dazu, dass die von uns ausgewählten Vorspeisen, vier Bretonische Austern mit Vinaigrette (22 Euro) und der Poisson Cru du Jour, Roh marinierter Fisch des Tages für 26 Euro, aus waren.

Das 25-Gramm-Döschen Golden Queen Caviar kostet 49 Euro

Da uns auch nicht der Sinn nach dem 25-Gramm-Döschen Golden Queen Caviar (49 Euro) stand, orderten wir die verbliebenen Alternativen. Die Paté en Croûte Bourgeois, eine aufwendig bereitete Pastetenscheibe im Teigmantel mit Foie Gras und Kräutersalat, war exzellent (24 Euro).

Die zweite verfügbare Vorspeise hieß „Tomate“ und umfasste eine dicke Scheibe Fleischtomate mit einer kleinen, geeisten Ziegenkäsecremenocke obendruff und ein paar Kapern und kleinem Sößchen umzu: War ganz in Ordnung, aber mit 22 Euro explizit die teuerste Tomatenscheibe meines Lebens.

Wo sind denn beim Perlhuhn die Pfifferlinge geblieben?

Bei den Hauptgerichten entschied sich meine Frau für Perlhuhn mit Pfifferlingen und Vin Jaune (37 Euro). Das Perlhuhn war perfekt zubereitet, aber ohne nennenswerte Pfifferlingsbeilage – vergriffen. Der freundliche Kellner tröstete sie mit den Worten „Der Pfifferlingsgeschmack ist ja in der Sauce enthalten“, und, siehe da: Ganz zum Schluss entdeckte sie auch noch zwei verschüchterte Pilze, die sich ängstlich unter das (recht normale) Kartoffelpüree gekauert hatten. Noble Geste: Dafür gab´s als Trost für jeden einen Zitronenkeks auf Haus.

Entrecôte vom Blankeneser Kult-Schlachter Otto Meinert

Ich hatte eine relativ überschaubare Schnitte großartigen gebackenen Kalbskopf auf ein paar Salatspitzen und vorzüglichen jungen Erbsen mit sehr guter Sauce Remoulade (30 Euro) und bestellte mir, um das Mahl zu vervollständigen, aufpreispflichtig ein Schälchen ebenfalls ausgezeichneter Pommes dazu (7,50 Euro). Beim Entrecôte (44 Euro) vom Blankeneser Kult-Schlachter Otto Meinert wären die samt Salat inclusive gewesen. Unsere Freunde teilten sich eine gut zubereitete 650-Gramm-Seezunge mit Gemüse und Pürée (95 Euro). Ein echtes Highlight war das Dessert Baba-au-Rhum-Chantilly-Exotic (16 Euro). Als gute Wahl entpuppte sich der spannungsreiche Chardonnay Ihringer Winklerberg vom Top-Weingut Stigler (62 Euro).

Restaurant Felix Nienstedten: Unter dem Strich ein teurer Spaß

Alles in allem isst man hier sehr anständig. Eingedenk von Preisen und regem Zuspruch hat der junge Chef beste Chancen, sich auch einkommensmäßig zeitnah im Nienstedtener Umfeld zu integrieren.

Rupertistraße 26, Tel. 53 75 19 21, felix-restaurant.com, Di-So 17.30-23 Uhr, Sa/So. ab 12.30 bis Open End