Hamburg. An der Rupertistraße in Hamburg hat jetzt das Félix eröffnet. Mit motiviertem Team und einem ungewöhnlichen Schwerpunkt.

Für die etablierten Eingeborenen im beschaulich-großbürgerlichen Nienstedten dürfte es eine ziemliche Überraschung sein: Ihr Nachbar Felix Bechtolf legt ohne viel Aufhebens einen ziemlich spektakulären Neustart hin: Bechtolf eröffnete – mit nur knapp 28 Jahren – nun an der Rupertistraße 26 ein schickes Gourmet-Restaurant samt Garten.

Und nicht nur das: Der Neue und sein Team kredenzen dort weder deutsche Hausmannskost noch Pizza oder China-Ente. Der Halbfranzose Bechtolf versucht sein Glück vor Ort mit einem französischen Bistro namens Restaurant Félix.

Restaurant Félix: Bistro in Nienstedten bietet französische Küche

Das ist nicht nur in Nienstedten eine Novität, sondern Vergleichbares lässt sich im ganzen Hamburger Westen nicht finden. „Wenn Sie französische Küche in unserem Stil suchen, müssen Sie schon in Richtung Stadt fahren“, sagt der „Patron“, der nach langem Vorlauf nun stolz im picobello gepflegten Garten steht.

Felix Bechtolf ist in der gehobenen Gastro-Szene kein Unbekannter. Seine Ausbildung startete er im Louis C. Jacob, dann folgten drei Jahre in Paris. Zu seinen Stationen gehört das Trianon Palace bei Gordon Ramsay, das Dreisternerestaurant Hotel Le Bristol bei Eric Fréchon und das Le Corot bei Rémi Chambard.

Restaurant Félix: Betreiber Bechtolf war Küchenchef im Louis C. Jacob

Zuletzt war Bechtolf wieder im Louis C. Jacob im Einsatz – dann allerdings schon als Küchenchef neben Küchendirektor Thomas Martin. Hochwertiges bietet das neue Restaurant, aber dabei einen cool-freundlichen Service – das ist dem Chef wichtig.

„Mal ehrlich“, sagt Bechtolf, „wer kann denn schon diesen arroganten Service mancher Luxusrestaurants ertragen, die sich sonst was einbilden.“ Da könne man sich hierzulande schon einiges von den Franzosen abgucken. Er selbst wolle sich für seine Gäste Zeit nehmen, sagt er, auch für persönliche Begrüßungen und Verabschiedungen an den Tischen.

Restaurantchef Bechtolf stammt aus alteingesessener Familie

Fünf arbeitsintensive Monate hat der Umbau des Restaurants gedauert. Mit leuchtenden Augen führt Felix Bechtolf durch die Innenräume, die sich sehen lassen können: Die Wände sind zum Teil mit dunkelblauen Metrofliesen bedeckt, zum Teil grau lackiert, was sehr stilvoll wirkt.

Allzu groß dürfte die Schwellenangst vieler Gäste übrigens nicht sein: Bechtolf lebt seit seiner Kindheit in Nienstedten, aktuell wohnt er nur 500 Meter vom Restaurant entfernt. Seine Familie – ein Onkel ist der Schauspieler Sven-Eric Bechtolf – ist seit vielen Jahrzehnten in der Gegend verwurzelt. Der frischgebackene Restaurantchef deutet hinüber zum Nienstedtener Friedhof, der nur einen Steinwurf entfernt liegt: „Da ruhen meinen Ahnen.“

Neues Restaurant in Nienstedten – im Haus mit langer Gastro-Geschichte

Passend dazu hat das Haus an der Rupertistraße eine lange Gastronomiegeschichte. Seit den 1960er-Jahren befand sich hier die Gaststätte Schlag, die Ende 2010 schloss. Danach wechselten die Pächter mehrfach. Nun also frischer Wind mit neuen, motivierten Leuten.

Neben Felix Bechtolf ist noch Jesko Kosmalla als Koch im Einsatz, für den Service sind Roland Scherf und Issa Moumin verantwortlich. Man kannte sich schon vorher „um ein paar Ecken“, und Bechtolf sind Teamgeist und gute Stimmung wichtig. Das zeigt sich auch, als sich das Quartett fürs Foto aufstellt: Es gibt unter viel Gelächter einen Schaukampf um die besten Plätze – und die Hierarchie wirkt so flach wie die Teller auf den frisch eingedeckten Tischen.

Restaurant Félix: Bechtolf wollte schon immer in die Gastroszene

Bechtolf selbst, mehr als zwei Meter groß, wirkt dabei wie ein schlaksiger Schüler beim Abistreich. Elan und jugendliche Frische, die er ausstrahlt, hängen zweifellos auch damit zusammen, dass er sich mit seinem Bistro einen Lebenstraum erfüllt hat und nun dafür brennt.

„Ich wollte, seit ich denken kann, immer gerne in die Gastronomieszene“, erzählt er, „und immer unbedingt als Selbstständiger.“ Seinen Gästen verspricht er „französische Klassiker mit modernem Twist“ – und das in lässiger Atmosphäre. „Die Leute sollen hierherkommen wie nach Hause, sich einfach wohlfühlen.“ Das können sie dann bei Pâté en Croûte (Pastete im Teigmantel), Kalbsbrie, Bouillabaisse, Stopfleber oder Seezunge.

Restaurant Hamburg: Neues Bistro arbeitet mit Zulieferern aus der Region

Die schön gestaltete Menükarte verkündet nicht nur Authentisches, sondern auch ziemlich Hochpreisiges. Wer Bechtolf darauf anspricht, bringt ihn richtig in Fahrt. Qualität habe eben ihren Preis – und das Restaurant arbeite nur mit ausgesuchten Zulieferern aus der Region.

„Das Fleisch, das wir anbieten, ist in einer Blankeneser Kühlkammer gereift, erläutert er mit viel Verve, „das war nie in einer Plastikfolie und ist nie um den halben Globus gereist.“ Die Gerichte auf der Mittagskarte (immer freitags und sonnabends) sind für Preise zwischen 22 und 33 Euro zu haben.

Neues Restaurant in Nienstedten mittags schon gut besucht

Im Verlauf des Gesprächs wird Felix Bechtolf unruhiger, sein Blick wandert immer wieder zum Eingang. Denn schon vor dem offiziellen Beginn des Mittagstischs tauchen immer mehr Gäste auf, die mit kaum verhohlenem Appetit das Tagesangebot studieren.

Die Plätze füllen sich – 34 sind es drinnen und 50 im Garten. Felix Bechtolf will sein Team nicht länger alleine wirbeln lassen und ein guter Gastgeber sein. Er verabschiedet sich in Richtung Küche – hinein in seinen Lebenstraum.