Hamburg. Drob-Inn-Leiterin spricht von „dramatischer“ Lage. Ex-Bezirkschef Markus Schreiber unterbreitet einen umstrittenen Vorschlag.
Die Situation am Hamburger Hauptbahnhof und dem angrenzenden Drogenhilfe-Projekt Drob Inn hat sich in den vergangenen Monaten offenbar weiter verschärft. Während die neue Sicherheits-Allianz aus Polizei, Bundespolizei, Hochbahn und S-Bahn nach ersten Einschätzungen dazu geführt hat, dass sich die Lage rund um Wandelhalle und Bahnhofsvorplatz verbesserte, konzentriert sich die Szene der Drogenabhängigen und Dealer vor dem Drob Inn. Drei von vier der dort Betreuten sind obdachlos.
Die Leiterin der Einrichtung, Christine Tügel, nennt das „dramatisch“ und spricht zudem von einer „regelrechten Schwemme von Kokain“. Das führt nach Auskunft von Experten und Betroffenen zu mehr Aggressivität und Gewalt. Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer spricht im Abendblatt davon, dass man ernsthaft über ein zweites Drob Inn in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof nachdenke. Der Platz vor dem bestehenden ist baufällig, der August-Bebel-Park gleiche einer „Steppe“, so Neubauer. Die Sozialbehörde hält sich bedeckt, das Straßenmagazin „Hinz und Kunzt“ unterstützt die Idee.
Hauptbahnhof: Zweites Drob Inn geplant
Der frühere Bezirksamtsleiter und SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Markus Schreiber lehnt die Pläne dagegen ab. „Die meisten Leute, die da stehen, sind offenbar gar keine Nutzer des Drob Inn, sie verkaufen oder kaufen dort einfach nur ihre Drogen – und das ist bekanntlich verboten. Ich bin deswegen dafür, dass man dort eine Videoüberwachung installiert, auch um Dealer damit vor Gericht überführen zu können.“
Nach neuen Zahlen der Polizei für das erste Quartal 2023 machen Diebstähle und Rauschgiftdelikte 50 Prozent aller Taten rund um den Hauptbahnhof aus. Die Polizei sieht allerdings keine Drogenschwemme. Die Zahl der Menschen, die sich vor der Drogenhilfeeinrichtung aufhielten, habe sich in den letzten Monaten „erwartungsgemäß erhöht“. Das unterliege aber starken Schwankungen und hänge auch von der „polizeilichen Präsenz“ ab.
Hauptbahnhof: CDU nennt ihn „gefährlichsten Bahnhof Deutschlands“
CDU-Fraktionschef Dennis Thering sagt: „Unter SPD und Grünen ist der Hauptbahnhof zum gefährlichsten Bahnhof Deutschlands geworden.“ Die Sozialbehörde hält dem entgegen, dass es gelungen sei, mit einer neuen Tagesstätte für Obdachlose die Situation zu entschärfen. Diese Tagesstätte an der Spaldingstraße solle zunächst bis Ende des Jahres offen bleiben.
SPD-Mann Schreiber kann sich mit einem Vorschlag der Christdemokraten anfreunden: „Wir sollten ein durchgehendes Waffenverbot im Hauptbahnhof bekommen. Es sind offenbar immer mehr Leute mit Messern unterwegs. Kein Mensch braucht eine Waffe, um mit der Bahn zu fahren.“