Hamburg. Noch durchschnittlich jeder dritte Hamburger besitzt ein Auto. Was die Entwicklung für die Stadtteile bedeuten könnte.

Für den grünen Hamburger Verkehrssenator Anjes Tjarks ist es eine Bestätigung seiner Politik: Erstmals seit Längerem ist die Zahl der privaten Pkw in Hamburg zuletzt im Jahresvergleich leicht zurückgegangen. Sie sank von rund 652.000 im Jahr 2021 auf 647.500 im November 2022. Damit nahm auch die Pkw-Dichte ab, also die Zahl der in Hamburg registrierten privaten Pkw pro 1000 Einwohner. Sie ging im vergangenen Jahr bis 1. Oktober auf 333 zurück.

Noch durchschnittlich jeder dritte Hamburger besitzt also ein privates Auto – Kinder und andere nicht fahrtüchtige Menschen miteingerechnet. 2021 waren noch 342 private Pkw pro 1000 Einwohner in der Hansestadt gemeldet gewesen. Das geht aus Zahlen der Verkehrsbehörde hervor, die dem Abendblatt vorliegen. Wäre dies tatsächlich eine Trendwende, so könnte es langfristig weniger Staus geben – und dort wo heute noch ganze Stadtteile mit Autos zugeparkt sind, könnten neue Flächen für Grün, Spielplätze oder breitere und bessere Fußwege freiwerden.

Verkehr Hamburg: Pkw-Dichte deutlich geringer als im Bundesdurchschnitt

Interessant ist dabei auch der Vergleich mit dem Bund. Während die Zahl der privaten Pkw pro 1000 Einwohner in Hamburg sich seit 2011 relativ stabil zwischen 342 und jetzt 333 bewegt, ist sie im Bundesdurchschnitt im selben Zeitraum kontinuierlich gestiegen. Lag sie 2011 bundesweit noch bei 481, so wuchs sie bis 2021 um acht Prozent auf 520.

Dass diese Werte deutlich höher liegen als in Hamburg dürfte vor allem daran liegen, dass das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Metropolregionen besser ist als in ländlichen Gebieten. Außerdem ist der Raum, auch der Parkraum, in Städten begrenzter und in der Regel auch teurer.

Tjarks: „Mobilitätswende wird von immer mehr Menschen gelebt“

„Die Mobilitätswende wird in Hamburg von immer mehr Menschen gelebt“, sagte Verkehrssenator Tjarks dem Abendblatt. „Das sieht man auch daran, wie sich die Pkw-Dichte bei uns entwickelt.“ Zudem zeigten die Messungen der Behörde „von 2019 bis 2022 einen Rückgang des Pkw-Verkehrs um 13 Prozent und gleichzeitig einen Anstieg des Radverkehrs im selben Zeitraum um 33 Prozent“, so Tjarks. „Die Mobilitätswende ist in vollem Gange.“

Als gutes Zeichen wertet man in der Verkehrsbehörde auch die Tatsache, dass der Kfz-Verkehr bisher „zu keinem Zeitpunkt“ wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht habe. Befürchtungen, die Pandemie könne auch langfristig zu einer Schwächung des ÖPNV und einer Zunahme des Pkw-Verkehrs führen, haben sich also offenbar nicht bestätigt.

Gewerbliche Pkw bei der Berechnung ausgenommen

Für die Auswertung hat die Behörde gewerblich genutzte Pkw ausgenommen, also etwa Firmen- oder Mietwagen. Denn diese seien oft in einer Stadt angemeldet, würden aber in anderen genutzt, das verzerre das Gesamtbild, so die Begründung.

Die Nutzung von Kraftfahrzeugen im Verkehr war schon seit der Jahrtausendwende langsam aber kontinuierlich gesunken. Im Vergleich zum Jahr 2000 gingen die gemessenen Fahrten auf den Hamburger Straßen bis 2019 um etwa acht Prozent zurück. Durch Corona sank der registrierte Autoverkehr zwischenzeitlich sogar noch weit deutlicher, im vergangenen Jahr lag er bei nur noch knapp 80 Prozent des Niveaus des Jahres 2000.

Mobilität: Wunsch nach eigenen Auto nicht mehr so groß

Zugleich aber gab es offenbar bei vielen Menschen lange noch den Wunsch, einen privaten Pkw zu besitzen – auch wenn man ihn immer weniger nutzte. Mittlerweile aber scheint es mehr und mehr Hamburgerinnen und Hamburger zu geben, die ganz auf ein eigenes Auto verzichten.

Im selben Zeitraum, also vom Jahr 2000 bis 2022, hat der Radverkehr sich nach den Zahlen aus der Behörde des grünen Verkehrssenators Anjes Tjarks mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr lag das Verkehrsaufkommen der Fahrradfahrer in der Hansestadt demnach bereits etwa 120 Prozent über dem des Jahres 2000. Auch hier zeigen die Zahlen einen rasanten Anstieg im Jahr 2020, dem ersten der Corona-Pandemie.

Verkehr Hamburg: Tjarks verspricht massive Verbesserung des ÖPNV-Angebots

„Die Mobilitätswende ist in vollem Gange“, sagte Verkehrssenator Tjarks. „Unser politisches Bestreben und Ziel ist es, möglichst allen Menschen in Hamburg attraktive, nachhaltige Angebote zum Umstieg zu machen. Dafür bauen wir nicht nur den Nahverkehr stark aus mit 36 neuen Bahnhöfen in den kommenden 20 Jahren, neuen Xpress-Buslinien und On-Demand-Angeboten in der äußeren Stadt, sondern schaffen mit dem Deutschland-Ticket auch zusätzlich die größte Tarifreform seit Gründung des HVV.“