Blankenese. Altonas ältestes Wohnhaus ist endlich restauriert, doch die neue Farbe gefällt nicht jedem. Das sagt der Architekt.

Es gilt als das älteste Wohnhaus im Bezirk Altona und seit vielen Jahren als feste Größe im Hamburger Westen. Und nun hat es seine lange Restaurierungsphase endlich hinter sich. Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit wurden die Arbeiten am Blankeneser Fischerhaus an der Elbterrasse 6 jetzt beendet, das Gebäude bereits Anfang März wieder in die Obhut des Bezirksamts Altona zurück gegeben.

Wie eine Sprecherin des Amts bestätigt, seien im Inneren nur noch abschließende Malerarbeiten sowie die Neugestaltung des Gartens nötig, zurzeit werde eine Teeküche eingebaut.

Blankeneser Fischerhaus: Massive Kritik an neuer Farbe

Dass das Fischerhaus im Treppenviertel künftig leichter zu finden sein wird, liegt an seiner jetzt neu aufgebrachten, ungewöhnlichen Farbe: Es leuchtet weithin sichtbar in Rot. Das gefällt nicht allen Blankeneserinnen und Blankenesern.

An einem Infokasten vor dem Haus wurde bereits ein anonymes Schreiben aufgehängt, in dem – offenbar bezogen auf Unterwäsche – vom „fürchterlichen Schlüpperrot“ die Rede ist. Das habe alleine Architekt Alk Arwed Friedrichsen zu verantworten, ist dort zu lesen. „Was hat ihn nur zu dieser Farbe bewegt, die historisch nicht belegt ist und so in Blankenese nie vorkam“, fragt der Anonymus.

Historische Ziegelwand muss mit rotem Schlämmputz gesichert werden

Der so Gescholtene bittet um Verständnis. „Die historischen Ziegelsteine hatten über Jahre sehr viel Wasser gezogen und mussten nun mit Schlämmputz gesichert werden.“ Die so genannten Schlämmen, die in der Konsistenz zwischen Anstrich und Putzmörtel liegen, nutzt man traditionell als Oberflächenbeschichtung, um alte Baumaterialien, auch Ziegelmauern, zu überarbeiten.

Insbesondere die Westseite des Hauses hatte im Laufe der Zeit zu viel Schaden genommen, berichtet Friedrichsen. Der bekannte Denkmalpfleger und Architekt erinnert daran, dass die Restaurierung des Fischerhauses ungeheuer aufwendig war – deutlich aufwendiger als zunächst erwartet.

Während der Arbeiten habe sich gezeigt, dass eine unsachgemäße Renovierung im Jahr 1967 dem Haus deutlich mehr geschadet als genutzt habe. Dadurch sei beispielsweise der historische Dielenfußboden so stark von Pilzen befallen gewesen, dass er komplett erneuert werden musste.

Historischer Förderkreis und Bürgerverein über neue Farbe verwundert

„Ich schätze Alk Friedrichsen wirklich sehr und finde seinen Einsatz für das Fischerhaus großartig“, sagt der bekannte Blankeneser Buchautor Ronald Holst vom Förderkreis Historisches Blankenese. „Aber diese Farbe ist historisch nicht belegt. Es macht einfach keinen Sinn dass das Fischerhaus jetzt rot ist.“

Der Vorsitzende des Blankeneser Bürgervereins, Benjamin Harders, findet die Farbe auch „sehr ungewöhnlich“, mahnt aber, dass die Freude über die gelungene Restaurierung überwiegen sollte. „Entscheidend ist was drinnen ist“, sagt Harders. Alk Friedrichsen deutet an, dass es nicht unbedingt bei der roten Farbe bleiben müsse. Darüber könne man zu gegebener Zeit noch einmal sprechen.

Fischerhaus wurde im Kern wohl schon kurz nach 1570 erbaut

Die Angaben über das genaue Erbauungsjahr des Fischerhauses hatten jahrelang geschwankt. Nach intensiven Untersuchungen durch das Denkmalamt und Alk Friedrichsen wird inzwischen davon ausgegangen, dass das in Teilen des Hauses verbaute Holzgerüst auf die Zeit kurz nach 1570 datiert werden kann.

Damit ist das Fischerhaus eines der ältesten erhaltenen Wohngebäude im Hamburger Stadtgebiet und das älteste Wohnhaus Altonas. Bereits Anfang 2017 war es für eine „zeitnahe“ Sanierung geräumt worden. Doch dann waren die Arbeiten schnell ins Stocken geraten. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass das Gebäude ein totaler Sanierungsfall war.

Fischerhaus in Blankenese erwies sich als totaler Sanierungsfall

So zeigte sich unter anderem, dass bei verschiedenen Renovierungsversuchen beispielsweise Balken einseitig verstärkt und die ohnehin dünnen Wände nur halbherzig mit Mauern gestützt worden waren.

Seit dem Verlust des ursprünglichen Dachüberstands war das Haus ungeschützt der Witterung ausgesetzt, zudem lief über viele Jahre permanent Wasser unter die Grundmauern. Der möglichst originalgetreue Erhalt erwies sich schnell als deutlich schwieriger als gedacht.

Dank Corona gab es eine kräftige Geldspritze fürs Fischerhaus

Ende November 2020 gab es dann überraschend eine Geldspritze vom Senat für das Projekt: Die Landesregierung unterstützt die Arbeiten mit insgesamt 3,5 Millionen zusätzlichen Euro. Das Geld stammte aus dem angesichts der Corona-Krise entwickelten Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm (HWSP), mit dem in den Jahren 2021 und 2022 Hunderte Millionen Euro in diverse städtische Maßnahmen gelenkt wurden.

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) begründete die Zuwendung für das Fischerhaus seinerzeit damit, dass die Instandsetzung auch eine „konjunkturfördernde Maßnahme“ sei.

Das Fischerhaus-Museum kehrt noch in diesem Jahr zurück

Auch die Planungen für die Zukunft des Fischerhauses sind schon angelaufen. Unter anderem wird das Fischerhaus-Museum dorthin zurückkehren, das auch schon früher seinen Sitz vor Ort hatte und dort jahrzehntelang eindrucksvoll die Lebensgewohnheiten des alten Blankenese vermittelte.

Die wertvollen Einrichtungsgegenstände, die seit 2003 vom Förderkreis Historisches Blankenese im Museumsteil des Hauses betreut werden, sind zurzeit eingelagert.

Restaurierung Hamburg: Bezirksamtsleiterin ist von neuem Glanz angetan

„Ich freue mich sehr, dass das Blankeneser Fischerhaus unter Beachtung bauhistorischer Vorgaben des Denkmalschutzes zu neuem Glanz gefunden hat“, sagt Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne). „Das Haus wird voraussichtlich ab diesem Sommer wieder tolle Projekte und Initiativen wie den Förderkreis Historisches Blankenese beherbergen und damit die lokale Identität unterstreichen.“