Hamburg. Wer Hamburger Klassiker liebt, wird im Vlet glücklich. Worauf sich Genießer noch freuen können, verrät Gastro-Kritiker Rindchen.
Nachdem der langersehnte Frühling nun hoffentlich endlich mal in die Puschen kommt, juckt es auch wieder mehr in den Fingern, über Stätten der Einkehr zu berichten, bei denen man nett draußen sitzen kann. Das ist beim Vletam Jungfernstieg eindeutig der Fall: Zwar lockt auch das Restaurantinnere mit gediegenem, recht geschmackvollem Interieur, aber der eigentliche Hammer ist der vorgelagerte Ponton mit Panoramablick auf Rathaus und Alsterarkaden.
Restaurant Hamburg: Fine Dining und Klassikerküche im Vlet
Die Gunst der Lage wird vom Betreiber geschickt genutzt, und so kann man hier sowohl zum späten Frühstücken, des Mittags und zur Abendstund’ einkehren. Küchenmäßig versucht sich das Vlet am Spagat zwischen ambitioniertem Fine Dining und ur-hamburgischen Klassikern – was insgesamt ziemlich gut funktioniert.
Eine gelungene Vorspeisenkreation sind die gebratenen Jakobsmuscheln mit Safranschaum, Chorizo-Öl, krossem Speck und grünem Spargel – klingt verwegen, schmeckt aber ausgesprochen gut (19,50 Euro). Tadellos ist auch das Carpaccio vom Milchkalb mit hervorragender, nicht zu süßer Schalottenmarmelade, frittierten Kapern und Vitello Tonnato-Sauce. Für die dafür aufgerufenen 21,50 Euro hätten sich allerdings zwei, drei hauchdünne Fleischscheibchen mehr auf den Teller verirren können.
Herzhaft-rustikal kommt bei den Hauptgerichten die Abteilung „Hamburger Klassiker“ daher, die auch eingedenk der zahlreichen Touristen echt Sinn macht. Schön saftig und perfekt auf den Punkt gebraten ist die „Seezunge des kleinen Mannes“: Die Scholle Finkenwerder Art mit guter Speckstippe und einem gottlob ohne Süßstoff, sondern schön klassisch angemachten Gurkensalat (28,50 Euro). Tipp: Bestellen Sie sich abweichend von den in der Karte ausgelobten Dill-Kartoffeln die Bratkartoffeln dazu – die können sie im Vlet nämlich richtig klasse.
Im Vlet gibt es drei Varianten Labskaus von traditionell bis nobel
Eine stille Liebe des Patrons gehört auch einer anderen althanseatischen Delikatesse: dem gemeinen Labskaus, der hier ausgezeichnet gerät und in gleich drei Varianten aufgetischt wird: Ganz traditionell als Hamburger Labskaus mit einem leckeren Bismarckhering, gepickelten Beten, Spiegelei und Gurkenrelish (24,50 Euro, mein Favorit), ´n büschn bemüht als Vlet-Labskaus mit Crunchy Hering, bunten Beten und geweckten Gurken (26,50 Euro, kann man mal machen) und auf dicke Hose als „Nobel-Labskaus“ mit Wildwassergarnele, Wachtelei und Gingurken (29,50 Euro, nun ja).
Eine ziemlich cool präsentierte Nummer ist das Vlet Rindertatar: eine amtliche 180 Gramm schwere Portion mit körnigem Senf, Gewürzgurke und den schon eingangs erwähnten hervorragenden Bratkartoffeln, die entweder fertig aus der Küche kommt und dann 27,50 Euro kostet, oder als Liveshow am Tisch angerichtet und von den Köchen punktgenau auf den Geschmack des geneigten Gastes abgestimmt wird (kostet mit 3 Euro deluxe-Zuschlag dann 30,50 Euro).
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Restaurant Hamburg: Im Vlet ist das Personal zugewandt und aufmerksam
Wer´s nicht so rustikal mag, kann sich zum Beispiel an Kabeljau mit Rieslingschaum, wildem Brokkoli und Pastinakenpüree (25,50 Euro) oder gegrillter Perlhuhnbrust mit Kirschsauce, Macadamia-Nüssen und Parmesanpolenta (28,50 Euro) delektieren.
Die Weinauswahl ist ganz ok mit innenstadttypischem Preisgefüge, die im Service tätigen Menschen durchweg freundlich, aufmerksam und zugewandt – und so lässt es sich hier ausgesprochen gut aushalten, so man denn mal in der Innenstadt weilt.
Vlet Kitchen & Bar, Jungfernstieg 7, Tel. 350 18 990, Di–Fr 11–24 Uhr, Sa–So 9–24 Uhr, vlet.de