Hamburg. Ordnungscoach Conni Köpp weiß, wie man die Kleinen am besten motiviert. Und wie man Chaos im Kinderzimmer vermeiden kann.

Ein Vorbild zu sein ist nicht immer leicht. Erst recht, wenn man manchmal selbst ein bisschen mehr Motivation gebrauchen könnte. Aber wie soll der Nachwuchs denn lernen, Ordnung zu halten, wenn die Eltern alles überall stehen und liegen lassen? Eben. Der erste Schritt zu einem aufgeräumten Kinderzimmer ist deshalb: Mit gutem Beispiel vorangehen.

„Wir sind Vorbilder und sicherlich färbt unser Verhalten irgendwann auf unseren Nachwuchs ab. Die Frage, wie ich mit Dingen umgehe und welche Wertschätzung ich meinem Zuhause gebe, ist deshalb ganz wichtig“, sagt Aufräumexpertin Conni Köpp. Ordnung sei wichtig für das ganze Leben, beginne in erster Linie aber in unseren privaten Räumen. „Sie sind unsere Kraftorte“, ist Köpp überzeugt. „Das Zuhause hat mehr Einfluss auf weitere Lebensbereiche, als sich die meisten vorstellen können.“

Aufräumen Hamburg: Den Nachwuchs früh spielerisch mit einbinden

Und wo fängt man da an? Am besten ganz früh in der Kindheit. Köpps Tipp für junge Eltern: Binden Sie den Nachwuchs so früh wie möglich spielerisch in die Hausarbeit mit ein. „Ich habe meine Kinder im Windelalter auf den Staubsauger gesetzt, der unser ,Auto’ war. Ich habe mit Besen getanzt und mit Wischmopps gesprochen“, sagt Köpp, die eine mittlerweile erwachsene Tochter und eine im Teenageralter hat.

„Ich habe das alles sehr spielerisch begonnen und weiß, dass sie sich daran erinnern werden.“ Das sei sehr viel nachhaltiger als mit autoritärer Haltung Macht auszuspielen. Mit Sätzen wie „Räum’ endlich auf, sonst...“ komme man langfristig nicht weiter. Köpps Credo: „Ordnung soll Spaß machen!“

Warum Kinderzimmer eine besondere Herausforderung sind

Dass das wirklich so sein kann, weiß Conni Köpp nur zu gut. Sie ist eine Art Veteranin auf dem Aufräummarkt. Seit 15 Jahren verhilft die Hamburgerin mit ihrer Firma „Wohnkosmetik“ Menschen zu einem „leichteren“ Leben ohne „Berge von Ballast“, hat Bücher zu dem Thema geschrieben („Aufgeräumt leben: Warum weniger Haben mehr Sein ist“) und vor Fernsehkameras aufgeräumt. Und hat sich in dieser Zeit auch durch zahlreiche Kinderzimmer gearbeitet.

Eine besondere Herausforderung, denn: „Kinderzimmer sind Wohnungen im Kleinformat“, sagt die Ordnungsexpertin. „In ihnen wird das getan, wofür uns Erwachsenen mehrere Räume zur Verfügung stehen. In Kinderzimmern wird gespielt, geträumt, gelernt, gechillt, geschlafen, manchmal auch gespeist.“ Und sie haben Bewohner, die meistens ziemlich genau wissen, was sie wollen – und was nicht.

Auch Kinder müssen sich von Dingen trennen, um kreativ sein zu können

Sich von Dingen zu trennen, zum Beispiel. Darum liegt es an den Eltern, auch hier von Anfang an vorzubeugen. Schließlich lautet eine Köppsche Grundregel: Ordnung hält sich, wenn keine Massen durcheinander fliegen. Das gelte für das ganze Haus – für Kinderzimmer umso mehr. Trotzdem seien diese viel zu oft überladen. „Dabei wissen wir es doch zu gut: Weniger ist mehr und fördert die Kreativität“, sagt Conni Köpp.

In vollen Räumen werde Vieles gar nicht mehr gesehen. Jedes neue volle Regal sorge dafür, dass Kinder unkonzentriert werden, schnell von einer Sache zur anderen wechseln, aber bei nichts wirklich bleiben. „Jeder Gegenstand, der den Raum füllt, bedeutet auch ein Stück mehr Verantwortung und somit Überforderung.“

Eltern sollten sich fragen: Wie viel Spielzeug braucht mein Kind?

Dabei würden wir es doch aus dem Urlaub kennen: „Ein paar Malsachen, ein Karten- oder Brettspiel – fertig. Das wird dann alles rauf und runter genutzt“, sagt Köpp, die von sich selbst sagt, morgen mit einem Rucksack das Haus für immer verlassen zu können, ohne etwas zu vermissen („Mich reizt die Leere, weil ich im Inneren voll genug bin“).

Eltern sollten sich deshalb fragen: Wie viel Spielzeug braucht mein Kind? Und was braucht es, um zu lernen, sich auch mal nur mit sich selbst zu beschäftigen? „Schön wäre es, wenn Kinder mit Ordnung und Struktur mehr verbinden als mit Chaos und Fülle.“

Ausmist-Aktion als kleines Fest mit Belohnung

Auch im Kinderzimmer gehe es deshalb zunächst ums Loslassen. Für sie als Aufräumcoach, die als „fremde, lustige Frau“ von außen komme, sei das natürlich einfacher. Doch die 53-Jährige hat natürlich ein paar Tipps für Eltern parat. „Machen Sie mit Ihrem Kind aus einer Ausmist-Aktion ein kleines Fest“, rät die Expertin. „Kaufen Sie Eis und belohnen es nach erfolgreichem Einsatz zum Beispiel mit einem Kinobesuch.“

Ganz wichtig: Sich Zeit nehmen und geduldig bleiben – und das Kind wirklich in den Prozess mit einbeziehen. „Um loszulassen, habe ich mit den Kindern gemeinsam Tüten mit Dingen gefüllt, die anderen Kindern gespendet werden sollten, denen es an wirklich allem mangelt“, sagt Köpp. „Das war mein Zugpferd, und damit kam der Nachwuchs gut klar.“

Kisten, Boxen, Kartons – Ordnungssysteme sind das A und O

Was auch gut helfe: Immer mal ein paar Dinge im Keller verschwinden lassen. Wenn diese nach einer gewissen Zeit wieder hochgeholt werden, sei die Freude meist groß.

Für alles, was bleibt, gilt: „Ordnungssysteme sind das A und O“. Heißt: Viele kleine Holzkisten, bemalte Kartons oder beklebte Kästchen, am besten zusammen passend und nicht irgendwie zusammengewürfelt. Dann falle dem Nachwuchs das Aufräumen nicht nur leicht, es mache sogar – genau – Spaß.

Was tun, wenn die Kleinen alle Spielsachen ins Wohnzimmer schleppen?

Und ja, auch den Kleinen könne man in Sachen Ordnung schon kleine Aufgaben übertragen. Alles an einem Punkt wieder wegzupacken, sei eine Regel, die den Kindern Sicherheit und Halt gebe. Das könne man auch spielerisch zusammen machen. Hauptsache, ohne zu meckern – und vor allem, ohne zu klagen, wie schrecklich Hausarbeit und Aufräumen doch ist.

Doch gerade kleine Kinder spielen in der Regel noch nicht alleine in ihrem Zimmer, sondern überall. Conni Köpp, die übrigens auch als Hochzeitsrednerin aktiv ist, hat viele Wohnungen gesehen, in denen sich Spielzeug durch ausnahmslos alle Räume verteilte. „Dass die Kleinsten gern in der Nähe der Erwachsenen sind, ist normal“, sagt die Aufräumexpertin, die in Rotherbaum lebt. „Im Wohnzimmer darf es gern eine geschlossene Kiste, Truhe oder ein Regal im geschlossenen Schrank geben, in denen ein paar Dinge für das Kind lagern.“

Eltern sollten den Einrichtungsgeschmack ihrer Kinder akzeptieren

Es gelte aber von vorne herein: Ein Wohnzimmer ist kein Kinderzimmer. Viel zu oft hätten sich Eltern „ihren“ Bereich wieder zurückerobern müssen, so Köpp, die verschiedene Coachings anbietet, unter anderem einen siebenstündigen „Powertag“ für 590 Euro.

Darum sei es wichtig, das eigene Reich der Kinder so schön zu gestalten, dass sie es ab einem gewissen Punkt mehr genießen, sich dort aufzuhalten. Damit das auch so sei, sollten Eltern hier aber auch auf die Wünsche des Kindes eingehen – auch wenn die Einrichtungsgeschmäcker deutlich auseinander gehen sollten. „Das Kinderzimmer ist komplett entkoppelt vom Rest der Wohnung, hier kann der rote Faden also enden“, sagt Köpp. „Mutti darf hier loslassen und sich freuen, wenn das Kind seinen eigenen Geschmack hat.“

Aufräumen Hamburg: Im Teenie-Zimmer muss man mal beide Auen zudrücken

Das ist dann auch schon mal eine gute Übung für die Zeit, in der Eltern im „Kinderzimmer“ ohnehin nicht mehr viel zu sagen haben: die Pubertät. „In dieser Zeit hat Ordnung oft eine andere Definition, damit muss man dann auch klarkommen“, sagt Köpp, die zu Rücksichtnahme, Akzeptanz und Toleranz rät. Und dazu, zwischenzeitlich auch mal beide Augen zuzudrücken: „Um mich nicht verrückt zu machen, blieb die Tür zum Zimmer meiner einen Tochter einfach zu und meinem Blick verschont“, sagt Köpp, die allerdings betont: „Sauberkeit und Unordnung steht in keinem Vergleich zu Schmutz und Unordnung. Geschirr und Nahrungsmittel müssen grundsätzlich abends in der Küche landen. Hier würde ich nicht verhandeln.“

Ansonsten sollten Teenager ihr Jugendzimmer nach den eigenen Vorstellungen kreieren dürfen. „Grün kariert mit roten Punkten an der Wand? Gern, egal, wie sehr sich unsere Fußnägel auch kräuseln“, sagt Köpp. „Unsere Kinder wissen, was sie wollen – das ist das Wertvollste.“

Denn Ordnung könne nur Spaß bringen, wenn die Dinge, die man besitzt, einem wirklich gefallen.

Weitere Informationen unter wohnkosmetik.de