Hamburg. Start-up-Gründerin setzt auf das Prinzip, alles in Boxen zu sortieren. Warum das laut Rabea Geiger das Leben erleichtert.
Ihre erste Kiste war für leere Batterien. Die flogen vorher überall in der Wohnung herum und wurden nicht entsorgt. Einmal an einem Ort gesammelt, konnte Rabea Geiger die volle Box einfach mitnehmen und im Geschäft leeren. Seitdem ist ihr privater Bestand an Kisten auf mehr als 100 angewachsen – und die Idee, das Hab und Gut mithilfe von Boxen zu ordnen, zu ihrem Job.
„Ich habe damals im Marketing eines großen Hamburger Unternehmens gearbeitet und parallel an der Abendschule meinen Wirtschaftsfachwirt gemacht“, erzählt Rabea Geiger. „Ich hatte also wenig Zeit und zudem noch eine kleine Wohnung – deshalb wollte ich dort möglichst gut organisiert sein, um effektiv zu sein und Zeit zu sparen.“ Die Antwort auf die Frage, wie man Routinen im Alltag möglichst einfach gestalten kann, fand sie in einer Kiste. Oder besser gesagt, in so vielen Kisten wie möglich. Denn Geiger hat ein ganz spezielles Prinzip als Ordnungscoach, bei dem alle Dinge nach Kategorien sortiert und dann – genau – in Boxen gepackt werden.
Aus der rumpeligen Abstellkammer wird ein Ort der Ordnung
Eine Box für leere Batterien, kaputte Glühbirnen und andere Dinge, die recycelt werden müssen. Eine Box für das Schuhputzzeug. Eine für Taschentücher, Küchenrollen und Klopapier. Eine für das Staubsauger-Zubehör. Noch ein paar weitere Kisten, und aus der rumpeligen Abstellkammer wird ein Ort der Ordnung.
Sie brauche es selbst möglichst einfach, so Rabea Geiger, und das sei ein einfaches Konzept. „Es ist nicht wie bei Maire Kondo, wo man alles aufrollen und nach Farben sortieren muss.“ Mützen, Handschuhe, Schals brauche man nicht zu trennen und zusammenzulegen – die kommen einfach alle in eine Box. „Dafür muss man gar nicht besonders ordentlich sein, innerhalb der Boxen muss man nicht sortieren“, sagt Geiger. „Das ist nicht so ein großer Angang.“
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Mit ihren Kunden startet die 36-Jährige darum immer erst einmal in einem Raum, und dort auch meist nur in einer Ecke oder mit einem Regal. Oft sind es Flur oder besagte Abstellkammer, denn dort störe das Chaos im täglichen Ablauf besonders. Erster Schritt: Alles wird komplett ausgeräumt. „Bloß kein Tetris spielen und alles hin- und herschieben“, sagt Rabea Geiger. Der zweite Schritt ist das Bilden von Kategorien, also dem Zusammenstellen von Dingen, die sinnvollerweise in einer Kiste landen sollen. Konkret ausgemistet werde vorher nicht, das finde „nebenbei und ganz natürlich statt“, so die Ordnungsexpertin. „Beim Ordnen fällt dem Kunden auf, dass er beispielsweise die Bohrmaschine nicht in der Abstellkammer braucht oder dass ein Teil nur geliehen ist und zurückgegeben werden muss.“
Das Prinzip ihres Start-ups: Packe Dein Leben in Kisten
Das Prinzip ihres Start-ups „Box Your Life“ – frei übersetzt: Packe dein Leben in Kisten – könne man auf jeden Bereich im Haushalt anwenden, so Geiger. Und die Kategorien der Kisten individuell auf sich abstimmen. Zum Beispiel in der Küche: In eine Kiste kommt das Backzubehör, in eine andere die Gewürze zum Nachfüllen, in eine weitere verschiedene Sorten Mehl, wenn man das hat. Wer gerne sein Müsli selbst mischt, könne Haferflocken, Nüsse und Kokosflocken in eine Box tun und habe dann alles gleich griffbereit, so Geiger, die selbst im Kühlschrank Boxen hat, in denen sie zum Beispiel Butter und Aufschnitt aufbewahrt.
Wer ein Hobby wie Malen oder Stricken habe, könne alle dafür benötigten Sachen ebenfalls in eine Box tun. Selbst in großen Schubladen machten Kisten Sinn, gerade im Kleiderschrank, meint die Hamburgerin. „Da fliegt sonst alles durcheinander.“ Man könne eine Box für Socken nehmen – oder noch besser, eine für normale Socken, eine für Wintersocken und eine für Sportsocken.
Vorteil bei Umzug: Kisten-System lässt sich einfach mitnehmen
Wenn Rabea Geiger zu ihren Kunden kommt, hat sie immer eine Auswahl an Kisten dabei. Da meistens aber spezielle Maße für die Schränke und Regale nötig seien, greife sie zunächst meist auf alte Pappkartons zurück und schreibe später mit dem Kunden eine Liste, welche Kisten sich dieser besorgen sollte. Ob ganz einfach, schön aus Holz oder praktisch aus Plastik, weil man gleich sieht, was drin ist, muss der Kunde entscheiden.
„Ein riesiger Vorteil bei mehreren Personen im Haushalt ist, dass man die Boxen beschriften kann, und alle wissen, was wo reingehört“, sagt Geiger, die mit ihrer Familie im Stadtteil Bramfeld wohnt und noch bis mindestens zum Frühjahr in Babypause sein wird. „So können alle Familienmitglieder Ordnung halten.“ Ein weiterer Vorteil zeige sich im Falle eines Umzugs: Wenn alles schon in Kisten steckt, lasse sich dieses System einfach mitnehmen.
Insgesamt seien ihre Kunden – oftmals auch junge Familien mit wenig Zeit – schon eher ordentlich, oder zumindest sei ihnen Ordnung wichtig, so Geiger, die vor vier Jahren in Teilzeit in ihrer Festanstellung ging, um sich die Hälfte ihrer Zeit ihrer Selbstständigkeit zu widmen.
Früher waren 180 Gegenstände in einem Haushalt – heute Tausende
„Vor 100 Jahren besaß ein Haushalt im Schnitt 180 Gegenstände – heute sind es Tausende“, sagt die Ordnungsexpertin. Kein Wunder also, dass der Mensch Systeme brauche, um dem Herr zu werden. Und um Dinge im hektischen Alltag auch wiederzufinden. Eine einmalige Sache sei aber auch ihr Konzept nicht, man müssen schon dranbleiben und das Ganze zu einer Gewohnheit machen. Darum bleibe es meist auch nicht bei einem Tageseinsatz bei einem Kunden (fünf Stunden kosten bei ihr 210 Euro, die Extra-Stunde 45 Euro), oft ziehe sich ein Einsatz an einzelnen Tagen über Wochen oder auch mal über Monate.
Ein weiteres Angebot von Rabea Geiger: Man kann ihr auch seine gesamten Unterlagen schicken. Geiger ordnet diese und gibt sie abgeheftet zurück. Bevor alles in Ordner kommt, sortiert Geiger zuerst die Papiere nach Kategorien, in Gesundheit, Rente, Arbeitgeber, Rechnungen – natürlich in Kisten. „Boxen“, sagt Geiger, „sind für alles gut.“
Weitere Informationen: boxyourlife.com