Hamburg. 10.000 Shuttles sollen autonom durch Hamburg fahren. Welche Gefahr droht und wie Radler und Fußgänger geschützt werden könnten.

Mancher hat bei der Ankündigung vom Montag ungläubig mit der Stirn gerunzelt. Bis 2030 wollen Bund und Senat mit Firmen wie Volkswagen und Moia dafür sorgen, dass auf Hamburgs Straßen bis zu 10.000 autonom fahrende Elektro-Kleinbusse unterwegs sind, erklärten Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in Berlin.

Ohne Fahrer sollen diese ihren Weg durch den Verkehr finden und Menschen als Großraum-Shuttle-Service transportieren. Nur so könne der Senat sein Versprechen einlösen, bis 2030 den Hamburg-Takt einzuführen, sagte Tjarks. Danach soll überall binnen fünf Minuten ein Nahverkehrsangebot erreichbar sein. Das Problem: Die benötigten Fahrzeuge stehen noch gar nicht zur Verfügung, sondern müssen erst entwickelt werden.

ADFC: Autonomes Fahren konterkariert Verkehrswende

Nun regt sich gegen die Pläne erster Widerstand. Nach Ansicht des Fahrrad-Clubs ADFC stehen die Senatspläne einer echten Mobilitätswende entgegen. Denn diese müsse den Umweltverbund aus öffentlichem Nah-, Rad- und Fußverkehr priorisieren, so ADFC-Sprecher Dirk Lau.

Weil die „fahrerlosen Autos rund um die Uhr im Einsatz sein können und selbstständig fahren, wird es unter Umständen nicht weniger, sondern vielleicht sogar noch mehr Autoverkehr im Zentrum geben“, fürchtet Lau. Das gehe womöglich „auf Kosten der dort lebenden Menschen und ihrer Lebensqualität“.

ADFC kritisiert auch die Hamburger

Zudem stellten sich viele Fragen – etwa in Hinblick auf Verkehrssicherheit, Datennutzung, Monopolisierung, Stadtplanung, Haftung, Einnahmen, Kosten und der Konkurrenz zum öffentlichem Nahverkehr. Dass es bei einem so einschneidenden verkehrspolitischen Großprojekt bisher keine Beteiligung von Bürgern und Betroffenen gebe, sehe der ADFC ebenfalls kritisch.

„Dass beim autonomen Fahren trotz aller Risiken gleich flächendeckend geplant wird, während es für den Radverkehr nur einzelne Leuchtturmprojekte geben soll, zeigt ein schweres Ungleichgewicht in den Plänen zur Modellregion Mobilität“, so Lau.

Die von Anjes Tjarks und Bundesverkehrsminister Volker Wissing unterzeichnete Absichtserklärung müsse um drei Punkte ergänzt werden. Erstens müsse sichergestellt werden, dass es nicht mehr, sondern deutlich weniger Autoverkehr gebe, denn auch autonomer Autoverkehr sei Autoverkehr.

Zweitens müssten die Verkehrsflächen „konsequent zugunsten des Umweltverbunds umverteilt werden“, so Lau. Und drittens müssten die verbleibenden Kraftfahrzeuge zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern „verpflichtend mit umfassenden Sicherheits-Assistenzsystemen ausgestattet sein“.