Hamburg. Bis Jahresende sollen 14.500 Menschen Vakzin erhalten. Sieben-Tage-Inzidenz geht in Hamburg leicht zurück.
Es ist die große Hoffnung auf den Anfang vom Ende der Corona-Pandemie: Am Sonntag sind auch in Hamburg die ersten Menschen gegen das tückische Virus geimpft worden. Als erste Hamburgerin bekam die 84 Jahre alte Karin Sievers den Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer injiziert.
Es war kurz vor elf Uhr, als Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) persönlich die Seniorin im Rollstuhl zum Impfzentrum im Festsaal des Hospitals zum Heiligen Geist (HzHG) schob. In der weitläufigen Einrichtung in Poppenbüttel leben rund 1200 Senioren – außerdem arbeiten hier etwa 900 Menschen.
Erster Impftermin gegen Corona in Hamburg
Den Anfang machte in Hamburg eine 84-Jährige in einem Altenheim. Dieser Sonntag wird Karin Sievers wohl ewig in Erinnerung bleiben. Von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) persönlich wurde die Seniorin um kurz vor elf Uhr im Rollstuhl vor das Impfzentrum im Festsaal des Hospitals zum Heiligen Geist (HzHG) geschoben.
In der Einrichtung in Poppenbüttel, in der rund 1200 Senioren leben, wurden am Sonntag die ersten rund 450 Menschen geimpft. „Ich habe es geschafft und ich fühle mich wohl“, sagte Karin Sievers nach der Impfung mit dem Vakzin der Hersteller Biontech und Pfizer.
Bis Dienstag sollen in dem Seniorenheim 1500 Bewohner und Mitarbeiter geimpft werden
Auf dem Gelände des HzHG sind derzeit 15 mobile Impfteams im Einsatz. Bis Dienstag sollen dort rund insgesamt rund 1500 Bewohner und Mitarbeiter geimpft werden. „Wir sind sehr dankbar dafür, dass unsere Einrichtung ausgewählt wurde, um mit den Impfungen gegen Covid 19 zu beginnen.
Diese sind der zentrale Mosaikstein auf dem Weg zur Bewältigung der Pandemie. Seit März dieses Jahres befinden wir uns hier in einer Art Ausnahmezustand, um die hier lebenden Menschen und unsere Mitarbeitenden zu schützen“, sagte Frank Schubert, Vorstandsvorsitzender des HzHG. Auch in seiner Einrichtung gebe es an Corona erkrankte Bewohner, die aktuell nicht geimpft würden.
Peter Busch erhielt bereits am Sonntag die Impfung. Der 81-Jährige war danach total entspannt. „Das war kurz und schmerzlos“, sagte er. „Es geht mir gut. Ich habe die Nadel gar nicht gespürt.“ Am Sonntag verfolgten auch die Seniorinnen Giselinde Woischwill und Helene Brinkmann, die in eigenen Wohnungen im Haus Pfingstrose auf dem Gelände leben, das bunte Treiben rund um das Impfzentrum.
„Wir sind am Montag oder Dienstag mit dem Impfen dran. Ich bin froh, dass wir jetzt die Möglichkeit bekommen, geimpft zu werden. Vor den Nebenwirkungen habe ich keine Angst“, sagte Woischwill, und ihre Nachbarin Brinkmann stimmte ihr zu. „Für mich war sofort klar, dass ich geimpft werden möchte. Wir haben dazu auch schon ein Informationsblatt erhalten.“
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Tschentscher: Noch zu früh, um über Lockerungen zu sprechen
Ein gefragter Gesprächspartner war auch Dirk Heinrich, einer der ärztlichen Leiter des Impfzentrums auf dem Hamburger Messegelände, der die Impfungen am Sonntag koordinierte. „Wir sind sehr zufrieden, wir sind im Zeitplan. Und es gab bislang keine besonderen Vorkommnisse“, sagte Heinrich dem Abendblatt.
Peter Tschentscher zeigte sich erfreut. „Wir wollen möglichst schnell viele Menschen impfen und beginnen zunächst mit den Bewohnern und Mitarbeitern von Senioreneinrichtungen, die einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind“, so der Bürgermeister. Mit dem Impfstoff werde man der Pandemie die Stirn bieten. Umfragen zufolge liege die Impfbereitschaft in Hamburg bei rund 60 Prozent, sagte Tschentscher. Zugleich warnte er, es sei zu früh, über Lockerungen zu sprechen.
Sielaff: "Besucherverkehr muss weiterhin gesteuert werden."
In Hamburg sollten Biontech-Planungen zufolge noch bis Jahresende insgesamt rund 29.500 Impfdosen zur Verfügung stehen. Da für einen Impfschutz immer zwei Injektionen nötig sind, könnten damit mehr als 14.500 Menschen gegen Corona geimpft werden. Die Impfzahlen sollen sich schließlich sukzessive immer weiter erhöhen.
Das Jahr 2020 ende mit einem Lichtblick, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „Mit jeder Impfung kommen wir unserer gewohnten Normalität hoffentlich ein Stückchen näher“, so Thering. „Niemand muss sich impfen lassen, doch ist die Corona-Schutzimpfung der beste Weg, die Gesundheit unserer Mitmenschen zu schützen und ist daher ohne Wenn und Aber selbst bestimmte Bürgerpflicht.“
Landespastor Dirk Ahrens, Leiter des Diakonischen Werkes Hamburg, nannte den Impfstart eine gute Nachricht. Er sei „ein Hoffnungszeichen am Horizont für alle Pflegeeinrichtungen und ihre Bewohnerinnen und Bewohner“, aber auch ein wichtiges Zeichen der Hoffnung für die ganze Gesellschaft.
Auch Martin Sielaff, Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft, freute sich, dass der Impfstoff da ist und ihn die Bewohner und Beschäftigten von Pflegeheimen bevorzugt erhalten. „Die Einrichtungen werden dennoch über eine längere Zeit – trotz zunehmender Immunisierung – erhöhte Hygieneanforderungen umsetzen müssen“, sagte Sielaff. „Der Besucherverkehr muss weiterhin gesteuert und umfangreiche Testkonzepte umgesetzt werden.“
Überraschendes Ergebnis einer Studie zu Corona in Schulen
Unterdessen hat der Senat die überraschenden Ergebnisse einer wissenschaftlichen Untersuchung zum ersten großen Corona-Ausbruch an einer deutschen Schule publik gemacht. Bei dem Ausbruch in der Heinrich Hertz Schule in Winterhude hatten sich im September rund 40 Menschen mit dem Virus infiziert, der allermeisten waren Schüler.
Das auf Viren spezialisierte Heinrich-Pette-Institut (HPI) und das UKE haben den Ausbruch zusammen mit dem Gesundheitsamt in Hamburg Nord untersucht und dabei unter anderem die Virusgenome analysiert, um Infektionsketten zu identifizieren. Das Ergebnis teilte der Senat jetzt auf der Plattform „Frag den Staat“ mit: „Von den untersuchten und verwertbaren Proben ist eine hohe Anzahl von identischen Genomsequenzen identifiziert worden. Daher ist die überwiegende Mehrzahl der Übertragungen höchstwahrscheinlich auf eine einzige Infektionsquelle zurückzuführen. Die Möglichkeit, dass der Ausbruch aus unabhängigen Einträgen resultiert, kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.“
Dies bedeutet: Es ist sehr wahrscheinlich, dass eine Person das Virus eingeschleppt und Dutzende andere in der Schule angesteckt hat. Bisher hatten der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD) und der rot-grüne Senat stets betont, Infektionen an Schulen seien eher die Ausnahme – in der Mehrzahl der Fälle werde das Virus unabhängig von außen in die Schulen eingetragen.
Sieben-Tage-Inzidenz weiter gesunken
Nachdem vor gut einer Woche sieben Fluggäste aus London bei ihrer Ankunft in Hamburg positiv auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet worden waren, liegt das Ergebnis der Genomanalyse vor: Keiner der betroffenen Reisenden ist mit der erstmals in Großbritannien nachgewiesenen Mutation des Virus infiziert. Unterdessen ging die 7-Tage-Inzidenz in Hamburg am Sonntag weiter leicht zurück auf jetzt 153,1 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Zum Vergleich: An Heiligabend hatte die Inzidenz noch bei 179,6 gelegen.
Am Sonntag meldete die Sozialbehörde 221 neue Fälle, an Heiligabend wurden 584, am Ersten Weihnachtstag 360 und am Zweiten Weihnachtstag 297 Infektionen registriert. Allerdings gelten die Zahlen wegen der Feiertage derzeit als nicht besonders zuverlässig. Wie sich die Infektionslage tatsächlich entwickelt, dürfte man erst mit etwas zeitlichem Abstand genau sagen können. In den Hamburger Krankenhäusern wurden nach letztem Stand vom Heiligabend 516 Menschen wegen einer Coronainfektion behandelt, 100 von ihnen auf Intensivstationen.
Weiterer Ausbruch in einer Flüchtlingsunterkunft
Am ersten Weihnachtstag mussten zahlreiche Menschen aus der Zentralen Erstaufnahme an der Harburger Poststraße in Quarantäne gebracht werden. Bereits vor Weihnachten hatte sich abgezeichnet, dass es in der Unterkunft, die von rund 190 Flüchtlingen – darunter vielen Kindern – bewohnt wird, Fälle von Covid-19 gab.
Ein Massentest an Heiligabend hatte das Ausmaß des Ausbruchs gezeigt: 32 Personen sollen bereits positiv getestet worden sein. Sie wurden zusammen mit insgesamt 25 Angehörigen zum Quarantänestandort Neuer Höltigbaum in Rahlstedt gebracht.
Ein weiterer Corona-Ausbruch wurde in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Sportallee festgestellt. Nach einer Testung wurden mehrere Personen in einem Großraumrettungswagen in Quarantäne gefahren.