Hamburg. Nach wiederholten Beschwerden griff das Bezirksamt Altona vor der Haspa-Filiale durch. Doch es gibt Fürsprecher der Obdachlosen.
Mit Blumenkübeln vor der Haspa-Filiale an der Ottenser Hauptstraße 29 verhindert die Hamburger Sparkasse, dass Obdachlose vor den Schaufenstern schlafen. Die Blumenkübel hat das Ordnungsamt gemeinsam mit der Polizei und dem Bauamt am vergangenen Donnerstag aufgestellt.
Die Entscheidung, die Obdachlosen ihres Schlafplatzes zu berauben, ist umstritten, da die Temperaturen in Hamburg seit Ende letzter Woche um den Gefrierpunkt pendelten. „Obdachlosen ihren Raum wegzunehmen durch das Umgestalten von Bänken oder die Ausstattung von Pollern mit kleinen Kugeln ist unmenschlich“, kritisiert Christiane Hartkopf, Mitarbeiterin des CaFèes mit Herz.
Zwei Obdachlose übernachteten regelmäßig vor Haspa
Christiane Hartkopf wohnt in Altona und kennt die zwei Obdachlosen, die zuvor vor der Filiale „Platte gemacht“ haben – und dies bereits seit Anfang 2019 durch den Kältebus, der die Obdachlosen vor der Sparkassenfiliale oder dem Mercado in der Ottenser Hauptstraße antraf. „Platte machen“ bedeutet außerhalb der Wohnung an öffentlichen Plätzen zu übernachten. Sie haben einen kleinen Hund. „Sie kennen sich schon eine ganze Weile und sind wie eine kleine Familie“, erzählt Hartkopf.
Das Winternotprogramm lehnen sie ab, weil in vielen Unterkünften die Mitnahme von Hunden nicht möglich ist. Für die beiden ist es keine Option, den Hund abzugeben. Auch das Hilfsangebot des CaFées mit Herz, den Kältebus, haben sie abgelehnt. Der Kältebus ist im gesamten Stadtgebiet unterwegs und Teil des Winternotprogramms. Passanten können auf wohnungslose Menschen hinweisen, die der Bus einsammelt und anschließend in eine Notunterkunft bringt oder vor Ort mit Medizin und Nahrung versorgt.
Obdachlose wollten nicht in die Notunterkunft
Doch die Obdachlosen lehnten die Mitnahme in die Notunterkunft ab, da sie ihren „Hausstand“ hätten zurücklassen müssen. „Zudem ist die Ansteckungsgefahr für Wohnungslose in Gemeinschaftszimmern in Notunterkünften riesengroß“, ergänzt Hartkopf.
Die Hamburger Sparkasse habe seit vergangenem Jahr fortlaufend Gespräche mit den Obdachlosen geführt, sagt Sparkassen-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Diese blieben jedoch ergebnislos. „Der zunehmende Konsum von Alkohol und harten Drogen habe die Situation in der letzten Zeit noch verschärft“, so von Carlsburg. Auch fühlten sich Kundinnen und Kunden durch die fordernde Sprache der Obdachlosen massiv belästigt oder gar bedroht. So sah sich die Sparkasse Mitte Dezember vergangenen Jahres genötigt, das Ordnungsamt zurate zu ziehen.
Aggressivität gegenüber Passanten
Mike Schlink, Pressesprecher des Bezirksamts Altona ergänzt, dass sich die Beschwerden über die Personen, die sich dauerhaft vor der Filiale aufgehalten haben, gehäuft hätten. „Von diesen Personen ist nicht nur eine Verschmutzung, sondern auch ein aggressives Verhalten gegenüber Passanten ausgegangen“, ergänzt Schlink. Die Sparkasse sei daraufhin an das Bezirksamt Altona herangetreten. „Die Lösung mit den Blumenkübeln ist nun das Ergebnis eines Dialogprozesses“, berichtet Schlink.
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Zum angeblich gestiegenen Alkohol- und Drogenkonsum der beiden Obdachlosen sagt Hartkopf, dass sich dies bei sehr vielen Obdachlosen beobachten lässt. „Die Kälte und der Wegfall eigentlich aller Rückzugsräume durch die Corona-Pandemie, an denen man sich ausruhen und aufwärmen kann, sind ausschlaggebend für den ansteigenden Konsum.“ Tageseinrichtungen böten zwar Essen zum Mitnehmen an, aber keine Aufenthaltsmöglichkeit.
Protestaktion an Blümenkübeln der Haspa
Angesprochen auf den Zeitpunkt, zu dem die Obdachlosen trotz der kalten Temperaturen um den Gefrierpunkt ihren Schlafplatz räumen mussten, verweist die Sprecherin der Sparkasse an das Bezirksamt Altona. „Die Entscheidung, die Kübel am vergangenen Donnerstag aufzustellen, ist aus rein terminlichen Gründen so getroffen worden“, entgegnet Schlink.
Nachdem die Haspa den Gehweg mit den Blumenkübeln verschönert hatte, wurden auch die Kübel „verschönert“. „Vertreibung ist keine Lösung“, war da zu lesen. Mittlerweile ist das Spruchband wieder entfernt worden. Wer hinter dieser Aktion steckt, ließ sich nicht aufklären.