Hamburg. Ein fester Aufenthaltsraum für Obdachlose ist Thema beim runden Tisch. Die Standortsuche gilt als schwierig.
Seit vielen Monaten beschweren sich Reisende über die Zustände im und um den Altonaer Bahnhof. Aber auch Geschäftsleute vor Ort, Kunden der Ladenpassagen und S-Bahn-Nutzer sind genervt. Obdachlose und Trinker bilden die Szene, die vor Ort immer wieder für Verdruss sorgt, wobei es eine deutliche Schnittmenge zwischen beiden Gruppen gibt.
Gerade in den Wintermonaten werden der Bahnhof und sein Umfeld von ihnen als Daueraufenthaltsort genutzt – mit unübersehbaren Folgen. „Wildes Pinkeln“ ist an der Tagesordnung, zahlreiche Bereiche werden zudem immer wieder mit Exkrementen beschmutzt.
Tagesstätte könnte die Lösung sein
Im vergangenen Jahr formierte sich, wie berichtet, ein „runder Tisch“ zu dem Thema, der nach Lösungen sucht und schon mehrmals getagt hat. Ein erstes Ergebnis zeichnet sich ab: Dem Vernehmen nach könnte eine Tagesstätte, also ein fester Aufenthaltsraum, die Lösung bringen. In diese Richtung zielen jedenfalls die Gespräche und Diskussionen, die die Gruppe führt. Das erfuhr das Abendblatt jetzt aus internen Kreisen.
Als der runde Tisch, dem neben Kommunalpolitikern unter anderem Vertreter von Bahn, S-Bahn, Verwaltung und Geschäftsleute angehören, seine Arbeit aufnahm, war noch eine andere Lösung für die Obdachlosen angedacht worden. Damals wurde vorgeschlagen, dass diese Klientel durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in Form von mobilen Teams betreut werden sollten. Von dieser Idee ist man intern offenbar wieder abgekommen, weil sie aus logistischen Gründen nicht umsetzbar sei, wie es heißt. Stattdessen wird nun ein fester Standort favorisiert.
Zur Ruhe kommen
Offizielle Stellungnahmen zu den Inhalten der Gespräche gibt es nicht, Nachfragen bei Altonaer Bezirkspolitikern zeigen jedoch, dass die Tagesstätte politisch gewollt ist und ihre Realisierung damit nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte.
„Eine solche Tagesstätte wäre die ideale Lösung“, sagt der Sozialexperte der Altonaer SPD, Gregor Werner. „Es muss darum gehen, der problematischen Gruppe, um die es hier geht, ein Angebot zu machen, auch und gerade in der kalten Jahreszeit.“ Die Menschen bräuchten ein solches Hilfsangebot als Orientierungspunkt, aber auch, um zur Ruhe zu kommen.
Standortfindung könnte ein Problem sein
Werner verweist darauf, dass es auch an der Stresemannstraße beim S-Bahnhof Holstenstraße nach dessen Umgestaltung eine solche Einrichtung gebe, die erfolgreich arbeite. Zudem sei dort durch den Rückbau diverser Hochbeete das Problem der „wilden Toiletten“ eingedämmt worden. Einen solchen Rückbau fordert Werner auch für den Bereich beim Altonaer Bahnhof. Am Zuge sei nun die bezirkliche Verwaltung, welche „die Quintessenz der Gespräche sehen und Handlungsvorschläge machen müsse.
Auch die Vorsitzende des bezirklichen Sozialausschusses, Katarina Blume (FDP), gibt den Ball an die Verwaltung weiter. „Ich bin gespannt, welche Vorschläge die Verwaltung dem runden Tisch machen wird“, sagt Blume. „Die Tagesstätte ist eine gute Idee, aber wir wissen aus Erfahrung, wie schwierig sich die Standortfindung gestalten wird.“
Gute Erfahrungen mit der Begegnungs- und Beratungsstelle an der Stresemannstraße
Zur Wahrheit gehöre auch, dass man die Probleme vor Ort wohl nicht lösen, sondern nur für alle erträglicher machen könne, so die Politikerin. „Dazu zähle ich neben Reisenden und Passanten ausdrücklich auch die Gewerbetreibenden und Menschen, die in Bahnhofsnähe ihr Büro haben.“
Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) bezeichnet die Einrichtung einer Tagesstätte als „charmante Idee. „Wir machen bereits seit einiger Zeit gute Erfahrungen mit der Begegnungs- und Beratungsstelle für Obdachlose an der Stresemannstraße“, so von Berg, der Treffpunkt werde von der Zielgruppe gut angenommen.“
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Da sich die Überlegungen zur Tagesstätte noch im Anfangsstadium befinden, gibt es noch keinen Vorschlag für einen möglichen Standort. Insider verweisen darauf, dass es mit der Verlegung des Fernbahnhofs nach Diebsteich am jetzigen Standort Umstrukturierungen und voraussichtlich auch neue Freiflächen geben wird. Der Umzug ist allerdings frühestens für 2027 vorgesehen.