Hamburg. Kultursenator Brosda spricht von einem „wahren Denkmalschatz“. Die zweijährige Aufarbeitung hat rund 150.000 Euro gekostet.
Mutet der Schlachter-Beruf auch eher grob an: Anfang des 20. Jahrhunderts waren in vielen Fleischereien die Wände und Decken filigran und aufwendig gestaltet. Ein besonders schönes und seltenes Beispiel dieser Raumgestaltung ist die Jugendstil-Glasdecke einer ehemaligen Fleischerei am Eppendorfer Weg, die später zum Szene-Lokal wurde und heute eine Agentur beherbergt. Nach zweijähriger Restaurierung wird sie gerade wieder angebracht.
Das 111 Jahre alte Kunstwerk besteht aus fast 400 Einzelglasscheiben verschiedener Formate, die rückseitig mit Ölfarben und Blattgold verziert sind. Die bemalten Scheiben werden von gläsernen Schmuckleisten gerahmt, die wiederum mit goldenen Pflanzenmotiven verziert und an den Ecken mit kleinen Glasplatten mit gusseisernen Zierknöpfen versehen sind. Die Restaurierung fand in der Werkstatt des Hamburger Denkmalschutzamtes statt, die Kosten von 150.000 Euro tragen das Denkmalschutzamt und die Stiftung Denkmalpflege Hamburg gemeinsam.
Minutiöse Feinarbeit
Während der Renovierung haben Amtsrestauratorin Ruth Hauer-Buchholz und die freien Restauratorinnen Petra Klier und Andrea Junken Ölfarben und Blattgold auf den zwei bis drei Millimeter dünnen Glasscheiben zunächst von grobem Schmutz und Staub befreit, dann die Malschicht in minutiöser Feinarbeit wieder an den Glasträgern befestigt und schließlich Fehlstellen retuschiert.
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Die historische Glasdecke sei „ein wundervolles Beispiel dafür, dass Denkmalschutz nicht bei der Außenfassade von Gebäuden aufhört, sondern oftmals auch ihr Innenleben wahre Denkmalschätze beherbergt“, sagt Kultursenator Carsten Brosda.
Und Irina von Jarchow, Geschäftsführerin der Stiftung Denkmalpflege, ergänzt: „Mit dem Abschluss der Restaurierung und dem Wiedereinbau der Glasdecke konnte ein rares Zeugnis einer kostbaren historischen Ladenausstattung aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg erhalten werden.“