Hamburg. Was sich nach der Einführung der neuen Parkzonen tut, hat die Verkehrsbehörde in vier Stadtteilen untersuchen lassen.
Das Bewohnerparken entwickelt sich in Hamburg zu einem Erfolgsmodell – trotz aller Diskussionen darüber, wie man es am besten organisiert. So jedenfalls deutet der Senat eine von ihm durchgeführte Untersuchung in vier der bisher 13 für das Bewohnerparken ausgewiesenen Hamburger Gebiete.
In Altona-Altstadt, Rotherbaum, Ottensen und St. Pauli ließ der Landesbetrieb Verkehr (LBV) im Auftrag der Verkehrsbehörde die Parksituation einmal vor und einmal nach der Einführung des Bewohnerparkens untersuchen. Ergebnis laut Verkehrsbehörde: In den untersuchten Gebieten habe sich die Zahl der verfügbaren Parkmöglichkeiten für alle deutlich erhöht. Die Auslastung der Parkplätze sank nach Einführung eines Bewohnerparkgebiets in der 24-Stunden-Betrachtung um durchschnittlich 12 Prozentpunkte. In allen untersuchten Gebieten lag die Auslastung nach Einführung des Bewohnerparkens unter 100 Prozent – es standen also reguläre Parkplätze zur Verfügung.
Verkehr Hamburg: Bewohnerparken – neue Ausnahmen für Gewerbe werden geprüft
Die von Senator Anjes Tjarks (Grüne) geführte Verkehrsbehörde kündigte an, die neuen Spielräume zu nutzen, „um weitere Erleichterungen für Handwerksbetriebe und Schichtarbeitende zu prüfen“. Beim Bewohnerparken können Anwohner des jeweiligen Gebietes für 65 Euro (online) bis 70 Euro einen Ausweis bekommen, mit dem sie dann ohne weitere Kosten für ein Jahr in dem Gebiet parken können. Alle Nicht-Anwohner zahlen dagegen tagsüber hohe Gebühren von in der Regel drei Euro pro Stunde – und ihre Höchstparkdauer ist begrenzt. Handwerker oder Pflegebetriebe können Ausnahmegenehmigungen erhalten, um auch hier Kunden und Patienten zu besuchen.
Bei der Untersuchungen wurde die Entwicklung der Parkplatzsituation jeweils über einen Wochentag und einen Sonnabend genau untersucht – einmal vor und einmal nach Einführung des Bewohnerparkens. Wenn exakt alle regulären Parkplätze belegt waren und niemand falsch parkte, wurde die Auslastung durch den LBV mit 100 Prozent angegeben. Falschparker erhöhten die Quote über die 100er-Grenze, gab es dagegen freie Parkplätze, so sank sie nach dieser Methodik entsprechend unter 100 Prozent.
Bewohnerparken: So hat sich die Parksituation in den Stadtteilen verbessert
Den stärksten Effekt des Bewohnerparkens stellte der LBV nach den Daten, die dem Abendblatt vorliegen, in Altona Altstadt fest. Hier sank die Auslastung der Parkplätze von 113,9 Prozent vor der Einführung des Bewohnerparkens auf 94,4 Prozent danach. In Rotherbaum ging sie von 85,0 auf 67,4 zurück, auf St. Pauli sank sie von 103,4 auf 94,3. Der geringste Effekt zeigte sich in Ottensen mit einem nur moderaten Rückgang der Parkplatz-Auslastung von 95,5 auf 92,9 Prozent. Betrachtet man die Situation nur tagsüber zwischen 9 und 21 Uhr, so ist der Effekt auf die Parkplatzsituation noch größer. In dieser Zeit ging die Auslastung der Parkplätze in den Bewohnerparkgebieten laut Verkehrsbehörde im Durchschnitt sogar um 14 Prozentpunkte zurück.
Offenbar kommt das Bewohnerparken auch bei den Anwohnern selbst mehrheitlich gut an. Der LBV befragte vor der Einführung neuer Gebiete jeweils die hier gemeldeten Hamburgerinnen und Hamburger. Laut Verkehrsbehörde liege die Zustimmungsquote bei denjenigen, die an den Befragungen teilnahmen, im hamburgweiten Durchschnitt bei 75 Prozent. Am höchsten war die Zustimmung demnach mit 90 Prozent im Gebiet Sternschanze/Karoviertel, gefolgt von St. Georg (88 Prozent), Rotherbaum (84), Ottensen und Flughafen (jeweils 80) und Hoheluft West/Eimsbüttel Ost (78). Die niedrigste Zustimmungsquote gab es in Harvestehude mit 60 Prozent.
Verkehrsbehörde: "Klare Indikatoren dafür, dass Bewohnerparken wirkt"
„Die Evaluationen der Bewohnerparkgebiete sind klare Indikatoren dafür, dass das Bewohnerparken wirkt“, sagte Verkehrsbehörden-Sprecher Dennis Krämer. „Die Ergebnisse zeigen: In den untersuchten Gebieten hat sich die Zahl der verfügbaren Parkmöglichkeiten für alle deutlich erhöht sowie der Parkdruck verringert. Für Bewohnerinnen und Bewohner erhöht sich damit die Chance, in Wohnortnähe einen Parkplatz zu finden.“
Die durch das Bewohnerparken entstehenden neuen Kapazitäten bedeuteten auch „mehr Parkmöglichkeiten etwa für Handwerk, Gewerbe oder Pflegedienste, weniger Parksuchverkehr und dadurch mehr Verkehrssicherheit für alle“, so Krämer. „Die reduzierte Auslastung über 24 Stunden hinweg bietet auch die Chance, in Kooperation mit den entsprechenden Firmen Ausnahmegenehmigungen für Schichtarbeitende zu prüfen.“
Verkehr Hamburg: Es gibt weiter Kritik am Bewohnerparken
Zuletzt hatte es immer wieder Kritik am Bewohnerparken gegeben. So hatten sich etwa Handwerksbetriebe über nicht ausgestellte Sondergenehmigungen beklagt. Auch hatten sich in Bewohnerparkgebieten angesiedelte Unternehmen beschwert, dass sie ihre Firmenfahrzeuge nicht mehr vor ihren Firmen abstellen konnten. In der Bürgerschaft war das Thema ebenfalls intensiv diskutiert worden.
Die CDU hatte dem rot-grünen Senat vorgeworfen, Mitarbeiter von in Bewohnerparkgebieten ansässigen Firmen oder Kliniken durch Parkgebühren zu belasten. Damit würden Fachkräfte aus Hamburg herausgetrieben. Die CDU forderte eine Bundesratsinitiative, um für solche Mitarbeiter einen Anspruch auf Ausnahmegenehmigungen zu schaffen. Zudem plädierte die Partei für Quartiersgaragen, um unterirdisch für Parkraum zu sorgen.