Hamburg. Zonen sollen schon in wenigen Monaten gelten. Viele Betroffene kommen zur Anhörung – und beklagen ein weiteres Problem.
Als Anika Knösel-Hein vom Landesbetrieb Verkehr zur Sitzung des Mobilitätsausschusses der Bezirksversammlung Nord erschien, war klar, dass es kein entspannter Abend werden würde. Der Sitzungssaal war rappelvoll, viele Besucher mussten stehen – und sie alle waren wegen Tagesordnungspunkt 4.1 gekommen: Anwohnerparken in Eppendorf. Fünf neue dieser so umstrittenen Zonen sollen im Herbst zwischen Hoheluftchaussee, Eppendorfer Baum und Nedderfeld eingerichtet werden. Und es waren vor allem die Kritiker, die zur Anhörung gekommen waren.
Knösel-Hein erläuterte, das Anwohnerparken werde eingeführt, „um einen zufriedenstellenden Ausgleich zwischen den verschiedenen Gruppen, die den Parkraum in innerstädtischen Quartieren nutzen, zu schaffen“. Die Reaktion war höhnisches Gelächter vieler Zuschauer. Und Applaus für Ekkehart Wersich, den Fraktions-Vize der CDU, der sagte „die Mobilitätswende wird auf dem Rücken der Autofahrer ausgetragen“. Er habe dem Anwohnerparken nur zugestimmt, da Eppendorf sich in der „Zange“ von Eimsbüttel befinde, wo das Anwohnerparken schon eingeführt wurde. Die „Fremdparker“ kämen nun nach Eppendorf.
Anwohnerparken: Neue Zonen in Eppendorf
Der Senat erhofft sich durch das Einführen von Anwohnerparken größere Verkehrssicherheit durch den geregelten Parkverkehr. Zudem sollen gebietsfremde Dauerparker verdrängt werden. Auf Nachfrage stellt Knösel-Hein klar, dass die Menschen nicht etwa in die anderen Stadtteile verdrängt, sondern zu einem Umstieg auf alternative Verkehrsmittel motiviert werden sollen. Und das ist eben der Grundkonflikt: Viele wollen oder können nicht auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umsteigen.
Es gibt aber auch in Eppendorf viele Befürworter des Anwohnerparkens und der Mobilitätswende – das ergibt sich aus den Ergebnissen der Befragung, die Knösel-Hein vortrug. 32.500 Haushalte waren in dem betroffenen Gebiet angeschrieben worden – knapp jeder Vierte hat geantwortet. 57 Prozent von denen gaben dem Vorhaben die Noten „sehr gut“ oder „gut“ – 30 Prozent vergaben die Schulnoten 5 oder 6. Besonders die Planung in der Gustav-Leo-Straße, der Kremperstraße und der Haynstraße wurden von Anwohnern besonders positiv beurteilt: 70 Prozent gaben die Noten 1 oder 2. Aufgrund der Ergebnisse der Befragung wurden die Planungen im Detail auch verändert. So wurden kleinere Anpassungen bei der Eingrenzung der Zonen vorgenommen.
Anwohnerparken: Ärger über Geisterbaustellen
Die meisten Bürgerinnen und Bürger, die an der Ausschusssitzung teilnahmen, ließen sich allerdings nicht überzeugen. Das Problem, bemerkte ein Anwohner, sei, dass es viel zu wenige Parkplätze gebe. Der LBV hat ermittelt, dass es in dem für die Anwohnerparkzonen vorgesehenen Gebiet etwa 8500 Parkplätze gibt. Aber: Es sind dort rund 12.000 Pkw registriert.
Bei diesem Missverhältnis sorgen die sogenannten Geisterbaustellen für zusätzlichen Ärger. „Unfassbar viele Parkzonen, die für Bauarbeiten eingerichtet werden, werden viel zu umfangreich und zu groß reserviert. Wer kontrolliert die Vergabe dieser Parkzonen und auch die tatsächliche Nutzung?“ fragte eine Bewohnerin des Loogestiegs. „Für den Ausbau einer Dachgeschosswohnung wurden Stellplätze für sechs Monate reserviert, das kann ich einfach nicht nachvollziehen!“
Eppendorf: Anwohner mahnen stärkere Kontrollen an
Andere Bewohner der Gegend berichteten, dass sie Ähnliches beobachtet hatten: dass Stellplätze für einen unverhältnismäßig langen Zeitraum blockiert wurden, ohne dass es tatsächlich Bauarbeiten gegeben hätte.
Viele Anwohner mahnten auch stärkere Kontrollen an – wegen der Sicherheit. „Es wäre schön, wenn die Kontrolleure mehr in der Eppendorfer Landstraße gegen Zweite-Reihe-Parker und Eckparker vorgehen würden. Als Kind oder Fahrradfahrer kann man da nicht um die Ecke schauen.“
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Das Grundproblem, dass es zu viele Autos gebe, könne sie nicht lösen, sagte Anika Knösel-Heim. Der LBV werde aber versuchen, die beste Lösung zu finden, auch unter diesen Umständen. Thorsten Schmidt, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Mobilität der Grünen, sagte, das Ziel der Mobilitätswende sei es, möglichst viele Hamburgerinnen und Hamburger zum Umstieg auf alternative Verkehrsmittel zu bewegen. Mit Blick auf Patienten der Arztpraxen und des Krankenhauses bezeichnete ein älterer Herr das erbost als „völlig weltfremd“.
Neues Anwohnerparken in Eppendorf gilt tagsüber
Klar ist jedenfalls, dass zu den hamburgweit bestehenden 46 Anwohnerparkzonen im Herbst fünf in Eppendorf dazukommen werden. Die Regelungen sollen im Detail so aussehen: Der „Bewirtschaftungszeitraum“ dauert täglich von 9 bis 20 Uhr. Wer kein Anwohner ist, kann ein Parkticket für 3 Euro pro Stunde ziehen – die Höchstparkdauer beträgt drei Stunden.
In bestimmten Straßen wird es aber auch ein Tagesticket geben, dieses wird 10 Euro kosten. Das soll beispielsweise im Umfeld des UKE so sein und ist vor allem für Besucher von Kranken gedacht. Der Bewohnerparkausweis soll wie in anderen Zonen in Hamburg 70 Euro kosten (beim Onlineerwerb nur 65 Euro). Gewerbetreibende sollen die Möglichkeit bekommen, eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen, diese würden in Einzelfallentscheidungen zugeteilt. Ausnahmegenehmigungen soll es nur für „betriebsnotwendige Fahrzeuge“ geben.