Hamburg. Inzidenz sinkt leicht. Impfzentrum in Messehallen nimmt heute Betrieb auf. Auch Asklepios fordert gerechte Verteilung des Vakzins.

In Hamburg könnten schon bald viel mehr Menschen gegen Corona geimpft werden als bisher angenommen. Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag dem Bundestag mitteilte, sollen am 8., 18. und 25. Januar jeweils rund 670.000 Impfdosen des Herstellers Biontech an die Bundesländer verteilt werden. Auf Hamburg würden dabei insgesamt 45.000 Dosen im Januar entfallen.

Rechnet man die bereits erhaltenen Einheiten hinzu und zieht die gut 4000 schon erfolgten Impfungen ab, stünden bis Ende Januar noch 70.000 Impfdosen zur Verfügung. Die Sozialbehörde bestätigte diese Zahlen noch nicht. Das zentrale Impfzentrum der Hansestadt in den Messehallen nimmt am heutigen Dienstag seinen Betrieb auf. Nachdem bislang geplant war, dort zunächst rund 500 Menschen pro Tag zu impfen, könnten es jetzt bis zu 1400 am Tag werden – wenn man berücksichtigt, dass jeder Mensch zwei Impfungen benötigt.

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Der Hamburger FDP-Bundestagsabgeordnete Wieland Schinnenburg weist jedoch darauf hin, dass diese zwei Impfungen nicht, wie in Hamburg bislang geplant, aus der gleichen Charge stammen müssten. Das habe der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Prof. Klaus Cichutek, im Gesundheitsausschuss des Bundestags mitgeteilt. Das PEI bestätigte diese Aussage auf Abendblatt-Nachfrage.Rechnerisch könnten in Hamburg also sogar 2500 bis 3000 Menschen pro Tag die Erstimpfung erhalten. Die Sozialbehörde will allerdings weiterhin den Stoff für die Zweitimpfung zurückhalten: So solle „in jedem Fall vermieden werden, dass zum maßgeblichen Zeitpunkt keine zweite Dosis verfügbar ist“, hieß es.

 Tschentscher übt scharfe Kritik am Bund: Zu wenig Impfstoff

Ausgelegt ist das Impfzentrum sogar für bis zu 7000 Impfungen am Tag. Wann diese Auslastung erreicht werde, wisse er auch noch nicht, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in einem Beitrag für den heutigen Abendblatt-Neujahrsempfang. Er übte scharfe Kritik am Bund: Dieser habe für Deutschland zu wenig Impfstoff bestellt.

Hamburg sei darüber hinaus benachteiligt, weil der Impfstoff nur nach Bevölkerungszahl verteilt und nicht berücksichtigt werde, dass die Stadt im Gesundheitssektor eine wichtige Metropolfunktion ausübe. Viele Mitarbeiter in Kliniken und Heimen würden in Hamburg geimpft, obwohl sie in einem anderen Bundesland wohnen.

132 Corona-Neuinfektionen in Hamburg

Die Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen in Hamburg ist binnen 24 Stunden um 132 gestiegen. Das sind 80 Fälle weniger als am Sonntag und 21 weniger als vor einer Woche, wie die Gesundheitsbehörde am Montag ­mitteilte.

Die Zahl neuer Ansteckungen pro 100.000 Einwohner in den zurückliegenden sieben Tagen sank den Angaben zufolge im Vergleich zum Vortag von 127,2 auf 126,1. Vor einer Woche hatte dieser sogenannte Inzidenzwert bei 145,3 gelegen. Die Zahl der Corona-Toten gab das Robert Koch-Instituts (RKI) am Montag unverändert mit 661 an.

Insgesamt haben sich den Behördenangaben zufolge seit Ausbruch der Pandemie in Hamburg 37.883 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Von ihnen gelten nach RKI-Schätzungen 27.900 als genesen.

Viele Klinik-Mitarbeiter werden in Hamburg geimpft, obwohl sie in einem anderen Bundesland wohnen

In den Hamburger Krankenhäusern wurden am Sonntag nach Angaben der Gesundheitsbehörde 569 Corona-Patienten behandelt. Das sind 32 mehr als am vergangenen Donnerstag. Auf Intensivstationen lagen 116 Corona-Patienten, sieben mehr als am Silvestertag.

Das RKI weist mit Blick auf die Fallzahlen in Deutschland darauf hin, dass während der Weihnachtsfeiertage und zum Jahreswechsel weniger Menschen zum Arzt gingen und demnach auch weniger Proben genommen würden. Deshalb hätten die Zahlen nur eine bedingte Aussagekraft. Viele Experten rechnen in den kommenden Tagen mit einem größeren Anstieg.

Unterdessen findet die Kritik von Peter Tschentscher an der Impfstoff-Verteilung Zustimmung. Der Bürgermeister moniert, dass Deutschland zu wenig Impfstoff bestellt habe. Hamburg sei darüber hinaus benachteiligt, weil der Impfstoff nur nach Bevölkerungszahl verteilt und nicht berücksichtigt werde, dass die Stadt im Gesundheitssektor eine wichtige Metropolfunktion ausübe. Viele Mitarbeiter in Kliniken und Heimen würden in Hamburg geimpft, obwohl sie in einem anderen Bundesland wohnen.

"Es ist wichtig, dass wir unsere medizinisches Personal schnellstmöglich durchimpfen können"

„Rund dreißig Prozent aller Patienten, die in unseren Kliniken versorgt werden kommen aus dem Umland. Darauf sind wir auch mit unserer personellen Infrastruktur eingerichtet. Das muss natürlich auch in der Verteilung des Impfstoffes für das medizinische Personal berücksichtigt werden, ansonsten bekommt Hamburg aktuell im Verhältnis zu wenig Impfstoff.  Es ist wichtig, dass wir unsere medizinisches Personal schnellstmöglich durchimpfen können, damit das Gesundheitssystem stabil bleibt,“ sagt Joachim Gemmel, Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Hamburg, dem Abendblatt.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

„Wir gehen davon aus, dass der für Hamburg vorgesehene Impfstoff nur für Hamburgerinnen und Hamburger verwendet wird. Wir gehen zudem davon aus, dass der Impfstoff so schnell wie möglich verimpft wird. Ob insgesamt zu wenig Impfstoff bestellt wurde, können wir nicht beurteilen“, sagt Martin Sielaff, Geschäftsführer der Hamburgischen Pflegegesellschaft, dem Hamburger Abendblatt.