Hamburg. Sieben von acht Vorstandsmitgliedern kündigen ihren Rückzug an. Es herrscht Streit um eine neue Satzung und Beitragsstruktur.
Ein Machtkampf beim Niendorfer TSV hat zum Rückzug des fast kompletten Vorstandes geführt. In einem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt, kündigten sieben von acht Vorstandsmitgliedern an, ihre Ämter auf der nächsten Jahreshauptversammlung zur Verfügung zu stellen, darunter der Vorsitzende Nils Kahn (48). Nur Silke Ahrens (60), Abteilungsleiterin der Sparte „Turnen, Freizeit- und Gesundheitssport“ (TFG) und 1. Schriftführerin im Vorstand des Gesamtvereins, unterzeichnete das Schriftstück nicht.
Zur Eskalation führte der Versuch, den von Mitgliederschwund betroffenen NTSV als Breitensportverein neu aufzustellen. „Die Satzung sollte modernisiert und eine verständlichere Beitragsstruktur für die Mitglieder geschaffen werden. Das Ziel lautete, die Einnahmesituation des Vereins zu verbessern, die Strukturen zu professionalisieren und das Ehrenamt zu stärken“, sagte Matthias Morfeld (56), Vorstandsmitglied und Pressewart des NTSV, am Sonntag dem Abendblatt. „Nun sind wir enttäuscht, weil so viele gute Ideen und so viele Stunden Arbeit nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben.“
Einigung konnte NTSV nicht erzielt werden
Dieses Ergebnis hätte besonders die TFG-Sparte im NTSV betroffen, die circa die Hälfte der aktuell knapp 7000 Mitglieder stellt. Das Mehrheitswahlrecht auf den Mitgliederversammlungen sollte durch ein Delegiertensystem ersetzt werden. Eine Abteilung sollte je nach ihrer Größe Delegierte stellen. Deshalb sah der Plan vor, die TFG-Sparte – unter der beim NTSV viele Sportarten zusammengefasst sind – aufzugliedern, damit die anderen Abteilungen mehr Einfluss gewinnen. Dagegen sperrte sich nach Lesart der Vorstandsmehrheit die TFG-Abteilungsleitung.
Sämtliche Arbeitskreise und Beratungen sowie eine Mediation führten nicht zur Einigung. Dafür ging es hoch her. Von „erheblichen Verwerfungen im Vorstand des NTSV“ ist im Schreiben Kahns und seiner Mitstreiter ebenso die Rede wie von „einem vollständig gescheiterten Prozess“.
Gesamtvorstand schlug Halbierung der TFG-Mitglieder vor
Dieser mache „sehr deutlich, dass die ehrenamtliche Führung eines großen Breitensportvereins am reaktanten Verhalten einiger weniger Menschen scheitern kann“. Und: „Nun liegt es an der Abteilungsspitze der TFG, bessere Alternativen für die Zukunft des Niendorfer TSV herbeizuführen.“ Eine klare Spitze gegen Silke Ahrens.
Lesen Sie auch:
- Machtkampf beim HSV: Supporters schalten sich ein
- Serdar Dursun: "Mein Bruder beim FC St. Pauli hat mehr Talent als ich"
- Wie Sportvereine jetzt ihre Mitglieder versammeln
Die wiederum wies die Vorwürfe zurück. „Die TFG unterstützt eine Satzungsänderung hin zum Delegiertensystem. Auch die Ausgliederung einzelner Gruppen aus der TFG wäre in Ordnung. Die vom Gesamtvorstand angestrebte Halbierung von 4000 auf 2000 TFG-Mitglieder erschien uns allerdings organisatorisch nicht umsetzbar.“
Intransparenter Umgang mit Etat der TFG
Das Problem habe woanders gelegen. „Mit dem Etat der TFG wurde im Gesamtverein zu intransparent umgegangen. Die neue Beitragsstruktur hätte nun zu einem unverhältnismäßig hohen Solidarbeitrag der TFG-Mitglieder für die Zukunftsentwicklung des NTSV geführt.“
Ahrens kritisierte, dass die scheidenden Vorstandsmitglieder die Satzungsänderung bei der nächsten Mitgliederversammlung (wohl im Herbst) zur Abstimmung stellen wollen. „Es ist nicht zielführend, Veränderungen durchbringen zu wollen und die Umsetzung dem neuen Vorstand zu überlassen.“