Hamburg. Chef der Kassenärzte sagt: „Es gibt eine Dunkelziffer.“ Warum Mediziner aus Verunsicherung falsche Zahlen melden.

Spiegelt die Impfstatistik eine verzerrte Wirklichkeit wider? Die Zahl der Geimpften in Deutschland könnte deutlich höher liegen als die der Menschen, die an das Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet wurden.

Das für die Daten verantwortliche Institut sieht in einem Bericht selbst eine „gewisse Unsicherheit“ bei den Impfquoten. Bei den 18- bis 59-Jährigen könnten schon deutlich mehr erstgeimpft sein, als es die aktuellen Zahlen zeigten, heißt es. Das lege eine Befragung in dieser Altersgruppe nahe. In die Zahlen fließen die Meldungen der Impfzen­tren ebenso ein wie die von Arztpraxen, Kliniken und Betriebsärzten.

Hamburg: Dunkelziffer nicht gemeldeter Corona-Impfungen

Für Hamburg bestätigte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung, Walter Plassmann, dieses leicht schiefe Bild: „Das ist definitiv auch mein Eindruck. Die einzige Stelle, die ,sauber‘ meldet, ist das Impfzentrum. Bei allen anderen gibt es eine Dunkelziffer nicht gemeldeter Impfungen.“

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Wie der Volksdorfer Allgemeinmediziner Dr. Björn Parey dem Abendblatt sagte, melde er alle Impfkandidaten ans RKI. In der Frühphase habe es in den Praxen aber Unklarheiten gegeben. Er wisse von Ärzten, die zwar sieben Dosen aus einem Biontech-Vial gezogen und verimpft hätten (oder elf statt der zugelassenen zehn bei Astrazeneca), aber aus Verunsicherung nur die vorgesehenen sechs bzw. zehn ans RKI meldeten.

Verzögerte Impfmeldung bei Betriebsärzten und in Krankenhäusern

Zur „Dunkelziffer“ trägt auch die verzögerte Impfmeldung bei Betriebsärzten und in Krankenhäusern bei. Ebenso kann es bei Haus- und Fachärzten zu Verzögerungen kommen, weil sie nicht unbedingt tagesaktuell die bereits durchgeführten Impfungen melden.

„Nur das Impfzentrum meldet sauber“: Walter Plassmann, Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung.
„Nur das Impfzentrum meldet sauber“: Walter Plassmann, Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung. © Unbekannt | Roland Magunia

Hamburg liegt bei den Erstimpfungen (65,5 Prozent) jetzt klar über dem Bundesdurchschnitt (62,7) und im oberen Drittel der Bundesländer. Anders sieht es bei den Zweitimpfungen aus, die mit 54,0 Prozent unter dem deutschlandweiten Mittel liegen (55,6).