Abstand halten – kein Problem. Sechs Tipps von Abendblatt-Redakteuren, um neue Blickwinkel auf Hamburg zu entdecken.

Es gibt etliche Möglichkeiten, Hamburg zu erkunden. Eine der schönsten ist aber definitiv, mit dem Fahrrad gewohnte Pfade zu verlassen und in die etwas unbekannteren Ecken der Stadt zu radeln. Das Abendblatt hat Vorschläge für sechs Touren – die Lieblingsstrecken der Abendblatt-Redakteure.


Zur Wasserkunst Kaltehofe
Spontane Radtouren ohne viel Planen sind immer die, die vor der Haustür starten können – je nach Wohnort in Hamburg natürlich. Aber die rund sieben Kilometer lange Tour (vom Rathaus aus) durch die HafenCity hinüber zur Wasserkunst Kaltehofe in Rothenburgsort ist von jedem Stadtteil aus gut zu leisten, auch mit Kindern. Vom Rathaus aus geht es über die Willy-Brandt-Straße hinüber in die HafenCity – über Oberbaumbrücke und Oberhafenstraße entlang der Rückseite des Großmarktes.

Dort erwarten den Radfahrer toll ausgebaute Radwege immer an der Elbe entlang mit einmaligem Hamburg-Panorama. Am Billhorner Röhrendamm geht es hinüber nach Rothenburgsort. Die Strecke führt durch den Elbpark Entenwerder, herrlich ruhig und grün. Hier ist entspanntes Fahren garantiert. Wer mag, kann am Café Entenwerder 1 einkehren oder auf direktem Weg zur Wasserkunst Kaltehofe über das Sperrwerk Billwerder Bucht fahren.

Die Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe ist ein lohnendes Ausflugsziel. Es gibt außerdem einen Schlauchautomaten.
Die Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe ist ein lohnendes Ausflugsziel. Es gibt außerdem einen Schlauchautomaten. © Unbekannt | Marcelo Hernandez

Die Wasserkunst Kaltehofe ist auf Radfahrer eingestellt, schließlich liegt sie an mehreren Fernradwegen und ist Station am ElbeRadWeg, Radweg Hamburg-Rügen und am Leine-Heide Radfernweg. Dort gibt es zahlreiche Fahrradparkplätze und Service rund ums Rad. Auf dem Außengelände finden Besucher eine Luftpumpe und einen Verkaufsautomaten für Fahrradschläuche. Sogar ein mobiler Pannenservice (www.planetwheel.de) ist erreichbar unter Telefon: 0177 40 80 525 beziehungsweise planetwheel@t-online.de.

Das Industriedenkmal Kaltehofe ist vom 3. bis 31. August immer sonnabends und sonntags von 10–18 Uhr geöffnet. Die offenen Führungen finden sonnabends um 15 Uhr und sonntags um 13 Uhr nach Anmeldung unter info@wasserkunst-hamburg.de statt. Die Plätze sind begrenzt.  gen

Stiftung Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe, Kaltehofe-Hauptdeich 6-7. Infos unter www.wasserkunst-hamburg.de  


Flughafen-Rundtou
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Im Moment herrscht meistens eine fast unheimliche Ruhe, wenn man den Flughafen umrundet. Schön ist die Tour zwar das ganze Jahr über, aber derzeit ist die Natur so voller Saft ist, dass es eine Freude ist – man könnte leicht vergessen, dass man mitten in der Großstadt radelt. Der Einstieg ist am leichtesten in der Nähe der Niendorfer Barockkirche an der Kollaustraße zu finden, denn ein Stück radelt man auf dem sogenannten Grünen Ring, der ausgeschilderten Route, die ebenfalls östlich am Flughafen vorbeiführt. Man kann also den Wegweisern folgen oder sich einfach merken, dass man in die Straße Sootbörn einbiegt. Sobald diese auf den Vogt-Cordes-Damm trifft, ist man schon auf dem Rundweg um den Flughafen. Das Gelände ist eingezäunt, man kann es einfach nicht verfehlen.

Eine ganze Weile führt der Weg, auf dem auch viele Jogger unterwegs sind, zwischen Flughafenzaun und Kleingärten entlang, ehe die Route direkt durch die Parzellen führt – vorbei am Lufthansa-Sportverein, bis man das kleine Waldstück Borsteler Jäger erreicht und schließlich den Weg beim Jäger. Beim Geschäftsfliegerzentrum liegt etwas versteckt das Café Himmelschreiber (täglich 10–21 Uhr), wo man sich eine Erfrischung gönnen sollte.

Danach ist der Weg etwas weniger charmant und die Wegeführung nicht so ganz klar, weil deutlich mehr Menschen mit dem Auto zum Airport fahren als Radler und an Letztere zu wenig gedacht wurde. Im Zweifel hilft es also, kurz abzusteigen und ein paar Meter zu schieben. Man sollte sich immer an den Flughafengebäuden orientieren und eventuell das Coffee to Fly (Holtkoppel 100) in das Fahrradnavi eingeben. Denn ab hier weist es einem den Weg durch den Kronstiegtunnel und über den Bayernweg durch den Kleingartenverein Gartenpark Hasenheide. Von da an verläuft die Route wieder am Flughafenzaun entlang. Eine Reihe von Bänken ist an der Strecke verteilt – hier sitzen häufig Menschen, die Flugzeuge angucken oder fotografieren. Mangels Masse sind es derzeit eher Leute, die mit ihrem Hund unterwegs sind und Pause machen.   jes

Einstieg: z.B: U2 Niendorf Markt.


Auf der Marschbah
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Die Marschbahn – unendliche Weiten. Man sieht sie nur so schlecht durch all diese Bäume. Fast wie eine Allee ist das hier. Eine seltsame Strecke in Hamburgs flächenmäßig gigantischem und landschaftlich wundervollen Südosten. Wer den „Eingang“ zwischen Tatenberger Schleuse und Fährhaus findet, radelt Richtung Zollenspieker und Altengamme kilometerweit auf Betonplatten, die über die alte Bahnstrecke gelegt wurden. Vorbei an Feldern, die ein Füllhorn an Obst, Gemüse und Getreide verheißen, das die erdverwachsenen Bauern hier aus den Vier- und Marschlanden gewinnen, entweder bio oder bloß mit Liebe angebaut.

Links und rechts des schnurgeraden Weges preisen Hofläden Salat an, Äpfel und Kohl. Dann wieder eine Mini-Siedlung. Fünfhausen. Abgezirkelte Grundstücke, Einfamilienhäuser in rötlichem Klinker mit Spitzdach, Garten, Trampolin mit Fangnetz, Carport. Mitten im ländlichsten Teil Hamburgs. Die Kinder laufen barfuß. Man radelt selbstvergessen und erinnert sich mit Schaudern an die Zwangsarbeiter, die diesen Weg nahmen, an die KZ-Häftlinge, den Nazi-Terror, der auch dieses Idyll erfasste. Die Filmspule im Kopf rattert los. Hamburgs längster Geradeaus-Radweg beschert uns extreme Gedankenkurven.  ryb

Eine tolle Route finden Sie hier

 
Nach Quickborn ins Himmelmoo
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Diese Tour kann man je nach Kondition, Zeit und Laune sowohl in der Innenstadt (insgesamt etwa 55 Kilometer) oder an der U-Bahn-Station Niendorf Markt (40 Kilometer) starten. Von dort fährt man die Paul-Sorge-Straße runter, biegt links in den Vielohweg und gelangt dann über Nordalbingerweg und Wagrierweg in einen Wald. Von hier aus geht es im Grünen weiter. Nachdem man den Golfplatz Wendlohe durchquert hat, stößt man auf die Norderstedter Straße, hält sich links und überquert die Autobahn. Dann geht es über Bönningstedt und Hasloh durch Felder, Wald und Wiesen. Je näher man Quickborn kommt, desto mehr Pferdeweiden gibt es hier.

 Die Kieler Straße, die man auf Höhe der Abzweigung zum Wasserwerk erreicht, ist übrigens Schleswig-Holsteins erste „Kunststraße“: Der dänische König Frederik VI. ließ sie zwischen 1830 und 1832 zwischen Altona und Kiel bauen. Darauf weist ein aus Granit hergestellter, an die Hinkelsteine von Obelix erinnernder „Vollmeilenstein“ hin. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Jagdhaus Waldfrieden (Kieler Straße 2). Hier sollte man zum Mittagessen oder Kaffeetrinken einkehren – draußen unter einer mächtigen Rotbuche, drinnen am Kamin oder oder (bei rechtzeitiger Reservierung) im Wintergarten.

Die Touren-Tipps eignen sich für Familien.
Die Touren-Tipps eignen sich für Familien. © imago/Westend61 | Unbekannt

Nach der Einkehr, sozusagen als erlebnisreichen Nachtisch, sollten Sie unbedingt einen Abstecher in das zauberhafte Himmelmoor machen – die Himmelmoorchaussee, die am Rand von Quickborn von der Kieler Straße abzweigt, führt direkt darauf zu. Bis 2018 wurde hier noch Torf abgebaut. Schon vorher wurde die schrittweise Renaturierung des Himmelmoors betrieben, mittlerweile sind einige Flächen wieder vernässt. Wegen des weichen Bodens ist das lange Radfahren hier mühsam und man ist besser zu Fuß unterwegs: Es gibt zwei Rundwanderwege, auf denen man sich über das Moor informieren kann, mehrere Aussichtsplattformen erlauben einen Überblick über die Parzellen, die von Birkenwäldchen und im Frühsommer von Wollgras umgeben sind. Wer vorgesorgt und sich ein Stück Kuchen aus dem Jagdhaus oder von zu Hause aus eingepackt hat, kann hier lauschig picknicken.  fru


Zum Höltigbau
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Im Hamburger Osten am Rande zu Schleswig-Holstein versteckt sich das Naturschutzgebiet Höltigbaum. Zwischen dichten Wäldern ziehen sich weite Felder, welche an die Prärien des Mittleren Westens Amerikas erinnern. Am besten erkundet man die Landschaft mit dem Fahrrad. Der Höltigbaum setzt sich zusammen aus dem Stellmoorer- und Ahrensburger Tunneltal. Zusammen ergeben sie eines der größten Naturschutzgebiete in Hamburg. Für den Einstieg steuert man am besten das Haus der Wilden Weiden im Eichberg 63 an. Im Wechsel kann man dann die 1000 Hektar sowohl auf Sandwegen als auch auf alten Panzerstraßen erkunden. Der Höltigbaum diente früher als Exerzierplatz der Wehrmacht und später als Übungsraum für die Bundeswehr. Statt lauten Kriegsübungen kann man hier heute die stille Natur genießen.

Unbedingt Getränke einpacken und immer wieder Pause machen.
Unbedingt Getränke einpacken und immer wieder Pause machen. © picture alliance | Unbekannt

Entlang der Radwege grasen friedliche Galloway-Rinder, Schafe und Ziegen. Zwischen Wandse und Wildapfelbäumen entdeckt man aber auch Eidechsen und heimische Vogelarten. Mit dem Fahrrad kann man in ein bis zwei Stunden einmal quer durchs Tunneltal fahren, ohne dabei vom Verkehr und Autolärm gestört zu werden. Wer lieber wandert: Den Höltigbaum erreicht man ab Rahlstedt mit der Buslinie 462.   hpjs


Mit Blick auf die Alster durchs Grüne
Wer viel Grün, die Alster und den Blick auf repräsentative Häuser schätzt, sollte diese Tour machen. Start ist an der Komödie Winterhuder Fährhaus (Hudtwalckerstraße 13). Direkt neben der Komödie rechts in den Winterhuder Kai einbiegen und nach wenigen Metern die Brücke überqueren. Von dort aus geht es durch den Hayns Park, es werden zwei weitere Brücken passiert und am Ende der Grünanlage verläuft die Meenkwiese.

 Auf dieser Straße die Brücke überqueren und danach direkt links gelangt man auf den Weg, der wieder an der Alster entlangführt. Schon nach wenigen Minuten liegen rechts gepflegte Kleingärten und auf der anderen Wasserseite großzügige Villen. Nach etwa 1,8 Kilometern muss die Wilhelm-Metzger-Straße überquert werden, auf der anderen Straßenseite geht der Weg am Wasser weiter. Kurze Zeit später führt der Weg auf die Rathenaubrücke. Dahinter links einbiegen und der Strecke folgen. Weiter geht es vorbei an zahlreichen Sitzbänken und Grünflächen – für eine kleine Rast – zur Brücke am Alsterdorfer Damm.

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Neben dem Bistro Braband – (dort gibt es leckeren Flammkuchen, täglich von 12 bis 22 Uhr geöffnet) in die Brabandstraße einbiegen. Dort gelangt der Radfahrer wieder ans Wasser. Nach etwa fünf Minuten Fahrt ist die Hindenburgbrücke erreicht. Die Brücke überqueren und dem Hinweisschild zur S- und U-Bahn-Haltestelle Ohlsdorf folgen. Die Strecke ist eingebettet in alten Baumbestand, nach 1,8 Kilometern ist der Bahnhof erreicht. Jetzt links in die Straße Im Grünen Grunde einbiegen und kurze Zeit später in die Straße Am Hasenberge fahren und danach in den Justus-Strandes-Weg einbiegen. Hier wird man nach wenigen Metern auf den Alsterwanderweg geleitet. Jetzt noch kurz am Wasser entlang und schon ist das gemütliche Restaurant zur Ratsmühle mit großer Terrasse (täglich von 12 bis 21 Uhr ge­öffnet) erreicht. Wer Lust hat, kann von hier direkt weiter ins beschauliche
Alstertal aufbrechen. ug