Hamburg. Lieferengpässe behinderten zuletzt ambitionierte Aufstockung. Erste Konzerte von der Georg-Elser-Halle an andere Orte verlegt.

Es sollte ein ganz besonderes Konzert
werden. Noch lädt die Hamburger Band Tocotronic auf ihrer
offiziellen Seite für den 22. Dezember in die Georg Elser Halle. So
heißt die neue Konzerthalle, die sich im aufgestockten Bunker an der
Feldstraße
befindet und die 2022 „ihre Türen, Bühne und Fenster
für bis zu 2200 Gäste öffnen“ wollte.

Doch daraus wird nichts: „
Derzeit planen wir mit einer Eröffnung Anfang kommenden Jahres“,
sagt Sprecher Felix Mörl. „Wir hatten optimistisch, aber durchaus
realistisch auf eine Fertigstellung der Georg Elser Halle im Herbst
gehofft.“ Wegen Corona und Lieferengpässen sei dieser Plan nicht zu
halten.

Grüner Bunker an der Feldstraße: Konzerthalle wird nicht fertig

„Ein genauer Termin ist heute noch schwer vorherzusagen.
Wenn die Aufstockung und die Halle in diesem Jahr fertig sind,
benötigen wir im Anschluss noch eine gewisse Zeit für unsere
betriebliche und strukturelle Aufstellung.“ Das Tocotronic-Konzert
werde nicht wie geplant stattfinden können. Derzeit wird eine
Alternative gesucht.

Es ist nicht die erste Verzögerung bei
Hamburgs wohl spannendstem Bau. Noch im September war von einer
Eröffnung des Bunkers im ersten Halbjahr 2022 die Rede, nun soll es
Ende des Jahres so weit sein. „Trotz bisheriger und anhaltender
Material- und Lieferengpässe wird die Aufstockung wie zuletzt
geplant im Laufe dieses Jahres fertiggestellt“, sagt Frank Schulze,
Sprecher des Bunkerprojekts des Hamburger Unternehmers Thomas
Matzen. „Diese Planung gilt weiterhin unverändert.“

Nachschub
an Materialien kommt nur noch stockend an

Lieferengpässe
machen derzeit deutschlandweit Bauherren zu schaffen. Der Nachschub
an Materialien kommt nur noch stockend an und schreddert die eng
getakteten Pläne. Die Aufstockung des Bunkers gilt als besondere
logistische Herausforderung, weil Handwerker jede Schraube, jedes
Werkzeug von der Straßenkante in 40 Meter Höhe bringen müssen und
der Vorplatz des Bunkers kaum Abstellflächen für Lagerung bietet.

Der Rohbau war im Spätherbst 2021 fertiggestellt worden, nun stehen
der Innenausbau und die Begrünung an. Weitere Pflanzen sollen im
Sommer gesetzt werden. Insgesamt 4700 Gewächse, darunter Feldahorn,
Felsenbirne, Strauch-Waldkiefer, Efeu, Hecken, Rosen und
überhängende Gehölze, werden schließlich auf dem Bunker wachsen.

In
das integrierte Gästehaus wird ein „Reverb by Hard Rock“-Hotel
einziehen. Der Verein Hilldegarden schafft dort einen Informations-
und Erinnerungsort für die Opfer des NS-Regimes und des Zweiten
Weltkrieges. Eine jüngst gestartete Geldsammelaktion im Internet
lief erfolgreich an – die Hälfte der Zielsumme von 20.000 Euro kam
nach wenigen Tagen zusammen.

7000 Quadratmeter großer Park auf dem Dach

„Wir rechnen mit einer Übergabe der
Ausstellungsfläche im Laufe des Sommers“, sagt Tobias Boeing von
Hilldegarden. Die Umsetzung beginne, „sobald sich das Datum
konkretisiert und wir mithilfe einer erfolgreichen
Crowdfunding-Kampagne und der Mittel aus dem Sanierungsfonds auch
wirtschaftlich startklar sind.“

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Der Verein Hilldegarden kümmert
sich auch um die Planung und Nutzung der öffentlichen Flächen. Auf
dem Dach entsteht ein 7000 Quadratmeter großer Park. Das
Bunkerprojekt schreibt national wie international Schlagzeilen und
könnte zu einem Wahrzeichen für die Stadt werden.

Grüner Bunker schreibt international Schlagzeilen

Beim Baubeginn
Mitte 2019 war die Fertigstellung für 2021 avisiert worden – erst
kam Corona, dann kamen die Lieferengpässe. Zeit ist Geld: Die
Investitionssumme, die ursprünglich bei rund 30 Millionen Euro
liegen sollte, dürfte sich mehr als verdoppelt haben.

Damit kommt
der Grüne Bunker inzwischen bald auf ein Jahrzehnt von der Idee bis
zur Fertigstellung: Der Ideen­geber Mathias Müller-Using, der in
Blickweite des Weltkriegsbunkers wohnte, hatte 2013 die Idee für
das Projekt und mit dem Konzept den Besitzer Matzen überzeugt. Die
Politik unterstützte die spektakuläre Aufstockung und Begrünung.
Gerade Olaf Scholz galt als großer Fürsprecher des Grünen Bunkers.