Hamburg. 90 Prozent der insgesamt 93 U-Bahn-Haltestellen in Hamburg haben jetzt einen Aufzug. Eine 180-Millionen-Euro-Investition der Stadt.
Dass Anjes Tjarks zu einem Ortstermin erscheint, ist in Zeiten von Corona äußerst selten. Das meiste wird über Videokonferenzen abgehandelt. Doch am Donnerstag kam der grüne Verkehrssenator persönlich zum Jungfernstieg, um gemeinsam mit Jens-Günter Lang, Technik-Vorstand der Hochbahn, einen Aufzug einzuweihen.
Der Lift verbindet die Schalterhalle und den U-1-Bahnsteig mit der Straßenebene im Dreieck Jungfernstieg/Reesendamm/Ballindamm. Damit ist die gesamte U-Bahn-Haltestelle Jungfernstieg – hier halten auch die U 2 und die U 4 – barrierefrei ausgebaut. In Vor-Corona-Zeiten haben an Werktagen die Station rund 110.000 U-Bahn-Fahrgäste genutzt.
Weitere U-Bahn-Stationen in Hamburg werden barrierefrei
90 Prozent der insgesamt 93 U-Bahn-Haltestellen seien nun barrierefrei zugänglich. Dafür habe die Stadt insgesamt 180 Millionen Euro in die Hand genommen, verkündete Tjarks. Dem Senator ist wichtig: „Die Mobilitätswende ist inklusiv und kommt allen Hamburgerinnen und Hamburgern zugute. Damit auch mobilitätseingeschränkte oder ältere Menschen sowie Eltern mit Kinderwagen Schnellbahnangebote nutzen können, bringen wir den Ausbau der Barrierefreiheit spürbar voran.“
Bis Anfang 2022 sollen 95 Prozent der Haltestellen in Hamburg mit einem Aufzug ausgestattet sein. Aktuell werden in der Innenstadt die Haltestellen Mönckebergstraße und Rathaus barrierefrei ausgebaut. Danach folgt die Station Meßberg am Rande der City.
Umbauarbeiten waren kompliziert
Nachdem die Planer das Umfeld der Haltestelle Jungfernstieg untersucht hatten, stand fest, dass es nur einen Standort für den Einbau des Fahrstuhls geben kann. „In der Tat hat uns die Planung an dieser Stelle viel abverlangt. Wir sind sehr froh, dass wir genau diese Lösung gefunden haben. Denn der direkte Zugang von der Straßenfläche zum Bahnsteig ist ein wesentliches Komfortmerkmal für unsere Fahrgäste“, sagte Hochbahn-Vorstand Lang.
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Die Bauarbeiten konnten nach etwas mehr als einem Jahr und damit zwei Monate früher als geplant abgeschlossen werden, und sie lagen im geplanten Kostenrahmen: Es wurden rund 5,5 Millionen Euro in den barrierefreien Ausbau investiert und weitere 1,5 Millionen Euro in die Modernisierung der 1931 eröffneten U-1-Haltestelle Jungfernstieg: Die orangefarbenen Wandfliesen aus den 70er-Jahren sind verschwunden, stattdessen wurden die Flächen mattschwarz gestrichen.
S-Bahnen am Jungfernstieg noch nicht barrierefrei erreichbar
Die Decke glänzt nun silbern und hat eine Wellenform, ein heller Terrazzo-Boden wurde eingebaut. Um einen niveaugleichen Ein- und Ausstieg zu ermöglichen, wurden die Bahnsteige erhöht. Außerdem gibt es nun ein Leitsystem für sehbehinderte Menschen.
Am Jungfernstieg halten auch zahlreiche S-Bahn-Linien. Dieser Bahnsteig ist jedoch nicht barrierefrei erreichbar. Ein S-Bahn-Sprecher erklärte, vor welcher Herausforderung das Verkehrsunternehmen steht: „Normalerweise würde der Aufzug in der Alster enden, und deshalb müssen wir nach einer alternativen Lösung suchen. Die könnte zum Beispiel der Einbau von Schrägaufzügen sein.“