Hamburg. Medizinische Berufsverbände wollen vor allem vulnerable Gruppen schützen. Sie stellen die Quarantäne für Kontaktpersonen in Frage.

Verschiedene medizinische Berufsverbände haben die Politik zu einem Strategiewechsel in der Corona-Politik zugunsten der Kinder aufgefordert.

„Die Dynamik der Omikron-Welle erfordert aktuell einen Strategiewechsel hin zu einem sehr viel gezielteren Schutz der Risikogruppen (...) Den Menschen muss erklärt werden, dass die Konzen­tration der Schutzmaßnahmen und der verstärkten Impfkampagnen auf Risikogruppen primär der Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe, insbesondere in Risikogruppen, und letztlich auch der Aufrechterhaltung der kritischen In­frastruktur dient.“

So heißt es in einem Schreiben, das von Vertretern der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) unterzeichnet wurde.

Corona Hamburg: Keine Tests mehr in Schulen und Kitas?

Umfassende Kontaktnachverfolgung und Quarantäneanordnungen seien nicht mehr möglich und würden die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur gefährden. Eine Priorisierung der PCR-Testkapazitäten für Risikobereiche, etwa Krankenhäuser und Pflegeeinrichtung en, sei erforderlich.

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Dazu gehöre auch die Beendigung anlassloser Massentests, insbesondere in Schulen und Kitas. „Der in vielen Bundesländern bereits angekündigte Verzicht auf Quarantäne in Schulen und Kitas ist richtig, Kinder und Jugendliche sind durch eine Infektion kaum gefährdet, wohl aber durch Unterbrechung ihres Schulalltags mit Sport und Freizeitaktivitäten.“

Corona Hamburg: "Die Pandemie hat sich gewandelt"

Dr. Stefan Renz, Vizepräsident des bvkj und Hamburger Kinderarzt ordnet die Forderung ein: „Kurz gesagt wollen wir, dass nur noch getestet wird, wo es Sinn macht.“ Das Testen habe dazu gedient, die Inzidenzen zu beobachten. Dafür gebe es keine Notwendigkeit mehr, weil man die Inzidenz mit anderen Methoden feststellen könne.

„Die Frage ist, wie viele Menschenleben haben wir durch das Testen der Kinder in den Schulen und den Quarantänen für Familien  gerettet. Und wie viele Jungen und Mädchen haben wir traumatisiert.“ Eine Zeit lang sei es sinnvoll gewesen, „aber die Pandemie hat sich gewandelt“.

Künftig müsse es darum gehen, die vulnerablen Gruppen zu schützen. Auch deshalb sollten Maßnahmen wie das Maskentragen in bestimmten Bereichen weiter verpflichtend sein. Quarantänen für Kontaktpersonen stellen die Experten in Frage. „Nur infizierte Kinder sollten künftig zu Hause bleiben.“ Renz betont: „Diese Strategie ist zum Wohle der Kinde gedacht, ohne andere vulnerable Gruppen in Gefahr zu bringen.“