Hamburg. Alte Schlagerstars auf der Bühne und im Film, ein Schauspielstar im Gruenspan – Hamburgs beste Termine, für die es noch Karten gibt.

Vom alten Schlager-Geschlecht in der Arena über Hamburgs schöne neue Stimme des Pop in der Fabrik und Schauspiel-Star Tom Schilling singend im Gruenspan bis zu einem berühmten spanischen Fotografen im Chilehaus – Bandbreite und kulturelle Vielfalt sind dieser Tage weit und groß.

SHOW

Die ungekrönte Königin des Puppen-Kabaretts meldet sich zurück: „Bock drauf!“ heißt das neue Programm für Erwachsene von Andrea Bongers. Was passiert, wenn Loverboy Manolo, Sexualtherapeutin Sissy Snake, Uwe Sattmann alias „das Ekel“, das Schaf und Heinz (die härteste Stoffpuppe der Welt) mit der Hamburger Puppenspielerin um die Aufmerksamkeit des Publikums buhlen. ist am Dienstag, 17. Mai, erstmals im Schmidtchen zu erleben. Gewiss kein Kindergeburtstag – den feiert Bongers eher in der „Sesamstraße“. Wer’s komisch und musikalisch mag, liegt am Montag und Dienstag im Tivoli bei Hape Kerkelings früherem Bühnenpartner Achim Hagemann alias Pawel Popolski richtig. Oder erliegt am Montag im Schmidt dem rockig-frechen Frauenduo Suchtpotenzial und dessen aktuellem Programm „Sexuelle Belustigung“.

Spielt gern mit Puppen: Kabarettistin Andrea Bongers.
Spielt gern mit Puppen: Kabarettistin Andrea Bongers. © Anja Paap Verlag

ERZÄHLKONZERT

Es braucht keinen Krieg in Osteuropa, um zu begreifen, dass auch die jüdische Geschichte immer mit Flucht verbunden war. Von Träumen und Sehnsüchten der jüdischen Diaspora erzählt und singt in der Reihe „Angekommen? Juden in Deutschland“ das Berliner Trio Sasha Lurje, Sanne Möricke und Craig Judelmann. Die drei Musiker rekonstruieren an diesem Sonnabend im Winterhuder Goldbekhaus die Wege ihrer Vorfahren über die Lieder, die sie damals auf ihren Wanderrouten und Fluchtbewegungen begleiteten und hält diese Tradition ­„lebedik“ – ergo lebendig.

Lurje, Möricke & JudelmannSa 14.5., 20.00, Goldbekhaus/Halle (Bus 6, 25), Moorfuhrtweg 9–11, Karten: 10,- bis 15,-; www.goldbekhaus.de

KINO

Der Prenzlauer Berg ist der Ort, an dem Leander Haußmanns neuer Film „Stasikomödie“ spielt, mit dem er seine DDR-Trilogie („Sonnenallee“, „NVA“) abschließt. Es geht um Gut und Böse, eine Coming-of-Age-Geschichte und die Entdeckung der Liebe. Mit dabei sind unter anderem David Kross, Henry Hübchen, Margarita Broich, Tom Schilling, Steffi Kühner und natürlich der Haußmann-Kumpel Detlev Buck. Am Montag, 16. Mai, präsentiert der Regisseur die Komödie im Zeise und im Astor.

„Stasikomödie“ Mo 16.5., 19.00, Zeise-Kinos (Bus 2, 150), Friedensallee 7–9, Karten 9,50/erm. 8,50; www.zeise.de;Mo 16.5., 20.30, Astor (U Überseequartier), Am Sandtorkai 46a, Karten 17,-; hamburg.premiumkino.de

LESUNG
Viel Lob konnte Eckhart Nickel für seinen neuen Roman „Spitzweg“ ernten. Es geht darin, wie es in einer Kritik hieß, um eine „kunstgeschichtliche Schnitzeljagd“. Der aus Frankfurt am Main stammende Schriftsteller und ehemalige Chefredakteur der Zeitschrift „Der Freund“ ist schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden. Im Literaturhaus spricht der 55-Jährige am Donnerstag mit Carsten Otte über sein Werk.

Eckhard Nickels Do 19.5., 19.30, Literaturhaus (Bus 6, 172/173), Schwanenwik 38, Karten zu 12,-/erm. 8,-; www.literaturhaus-hamburg.de

KONZERT

Erinnert sich noch jemand an das „Abschiedskonzert“ von Howard Carpendale 2003 in Köln? Wir verkneifen uns Anspielungen auf „Hello Again“, jedenfalls ist dieser Abend bald 20 Jahre her, und „Howie“ ist immer noch da. Sechs Top-Ten-Alben folgten auf den Rückzug vom Rückzug, zudem erfolgreiche Tourneen und ein Gefühl der absoluten Tiefenentspannung, weil er nichts mehr beweisen muss. Er ist eben „Kein Typ für eine Nacht“, und darum dürfen sich seine Fans auf den nächsten Abend von Südafrikas Schlager-Botschafter am 16. Mai in der Barclays Arena freuen. „50 Jahre – Die Show meines Lebens“, so die Devise des Bühnenjubiläums.

Howard CarpendaleMo 16.5., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 73,40 im Vorverkauf; www.barclays.arena.de

KINO

Sie war der Chansonstar der noch recht jungen Bundesrepublik der 60er-Jahre: Alexandra, die eigentlich Doris Nefedov hieß, sang mit ihrer markanten tiefen Stimme Lieder wie „Mein Freund, der Baum“ und „Sehnsucht“. Im Alter von nur 27 Jahren starb sie bei einem Autounfall. Am 19. Mai wäre sie 80 Jahre alt geworden. Das Metropolis zeigt an diesem Donnerstag ein filmisches Alexan­dra-Porträt. Regisseur Marc Boettcher kommt ins Kino und bringt Sängerin Sibylle Kynast mit, die einst bei den City Preachers mit Alexandra sang.

„Alexandra – Die Legende einer Sängerin“ Do 19.5., 16.00, Metropolis (U Gänsemarkt), Kleine Theaterstraße 10, Karten 6,50; www.metropoliskino.de

Sängerin Alexandra – Hauptfigur einer Film-Dokumentaion.
Sängerin Alexandra – Hauptfigur einer Film-Dokumentaion. © WDR/NDRpicture-alliance / obs


THEATER

In seinem neuen Stück „Heim|Weh“ befasst sich Regisseur Gernot Grünewald mit den Schicksalen der bis zu zwölf Millionen „Verschickungskinder“ der sogenannten „Sechswochenkuren“ in den ­50er- bis 80er-Jahren. Mit Kindergesichtsmasken stehen ausschließlich 60- bis 80-jährige auf der Bühne, viele von ihnen selbst ehemalige Verschickungskinder. Durch die emotionale Tiefe, die bei dieser ungewöhnlichen Besetzung der Kinderrollen entsteht, geht „Heim|Weh“ unter die Haut. Das Erlebte wurde verdrängt – und lebt dennoch weiter und beeinflusst das weitere Leben. Gezeigt wird, was passiert, wenn eine Generation ein Trauma erfährt, über das jahrzehntelang geschwiegen wird. Nach „Patentöchter“ ist „Heim|Weh“ Grünewalds zweites Stück, das dokumentarisch, kreativ und feinfühlig in die Geschichte der Nachkriegszeit eintaucht.

„Heim|Weh“ Premiere Sa 14.5., 20.00, auch So 15.5., 19.00, Thalia Gaußstraße (Bus 2, 16), Gaußstr. 190, Karten: 31,-; www.thalia-theater.de


POP
„Du tust meinem Herzen gut“: Diese Zeile des Songs „Bei Dir“ nehmen viele Fans von Alin Coen wörtlich. Die gebürtige Hamburgerin schreibt und singt mit beeindruckender Feinfühligkeit von Dingen, die jeder kennt. Schmerz, Liebe, Nähe, Freundschaft und Einsamkeit werden in poetischen Texten vermittelt und mit der nicht nur laut „Westdeutscher Zeitung“ „wahrscheinlich schönsten Stimme der Republik“ gesungen. Mit dem aktuellen Album „Nah“ kehrt die jetzt in Berlin lebende Coen am 17. Mai nach Hamburg zurück – in die Fabrik.

Alin Coen Di 17.5., 20.00, Fabrik (S Altona), Barnerstr. 36, Karten zu 36,-; www.fabrik.de

Kommt aus Hamburg: Alin Coen singt in der Fabrik.
Kommt aus Hamburg: Alin Coen singt in der Fabrik. © Michael Kremer/Geisler-Fotopresspicture alliance / Geisler-Fotopress

KONZERT

Seit mehr als 20 Jahren brilliert der Berliner Schauspieler Tom Schilling auf der Theaterbühne, in TV-Produktionen („Unsere Mütter, unsere Väter“) und in ausgezeichneten Spielfilmen wie „Crazy“ und „Oh Boy“. Aber der Charakterkopf hat auch noch andere Seiten: 2017 gründete er die Band Tom Schilling & The Jazz Kids, die auf dem Album „Vilnius“ mit intelligenten wie absurden Liedern deutschen Chanson-Pop wiederbelebten. Mittlerweile hat sich das Ensemble umbenannt in Die Andere Seite, auch das neue Album, „Epithymia“, ist erwachsener, morbider, dunkler und experimenteller. Zu erleben ist Die Andere Seite am Mittwoch im Gruenspan.

Die Andere Seite – Epithymia live Mi 18.5., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 37,40; www.gruenspan.de

Schauspieler Tom Schilling (40) hat als Musiker das Alter Ego Die Andere Seite gewählt. Als solcher singt und spielt der Berliner am Mittwoch im Gruenspan.
Schauspieler Tom Schilling (40) hat als Musiker das Alter Ego Die Andere Seite gewählt. Als solcher singt und spielt der Berliner am Mittwoch im Gruenspan. © William Minke/William Minke

AUSSTELLUNG

Der spanische Fotograf Garcia de Marina, Jahrgang 1975, ist berühmt. Nicht etwa für seine Porträts oder Landschaftsaufnahmen, sondern für seine fantasievolle Inszenierung alltäglicher Dinge, die auf diese Weise und ganz ohne Bildbearbeitung zu überraschenden Kunstwerken werden. So kommen bei ihm nicht Kugeln, sondern Würfel in den Eisbecher, entsteht aus einer über Kopf gestellten Wäscheklammer der Eiffelturm oder ergeben die Beine eines Zirkels die Anmutung einer Ballerina. „In meiner Arbeit suche ich die Überraschung, indem ich zwei entfernte Objekte mit einer sehr unterschiedlichen symbolischen Ladung verbinde“, so Garcia de Marina. Die Galerie Flo Peters zeigt neue Arbeiten des vielfach ausgezeichneten „visuellen Poeten“.

Garcia de Marina: „Neue Arbeiten“bis 3.6., Di–Fr 12.00–16.00, Sa 12.00–15.00, Flo Peters Gallery (U Meßberg), Burchardstraße 13, Chilehaus C, Eintr. frei; www.flopetersgallery.com

„Globe“, 2016 von Garcia de Marina fotografiert.
„Globe“, 2016 von Garcia de Marina fotografiert. © Flo Peters Gallery/Garcia d MarinaFlo Peters Gallery/Garcia d Marina