Hamburg. Mobile Teams werden “zeitnah“ an den Schulen starten – vermutlich in einem Bezirk. Was Eltern nun beachten müssen.
Den Corona-Experten in den Hamburger Behörden bot sich am Dienstag ein ungewohnter Anblick: Erstmals seit 15 Tagen stieg die Inzidenz nicht an. Mit 207 Neuinfektionen wurden elf weniger verzeichnet als vor einer Woche, die Inzidenz sank von 87,4 auf 86,6. Auch der R-Wert (so viele Menschen steckt ein Infizierter an) ging leicht zurück auf 1,13. „Die Lage pendelt sich etwas ein“, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer.
Dennoch hat Hamburg nach wie vor die höchste Inzidenz aller Bundesländer. Zudem ist aus den Daten eine beunruhigende Entwicklung abzulesen: Immer mehr Kinder infizieren sich. Mit 320 Fällen hatten die 6- bis 14-Jährigen in der vergangenen Kalenderwoche „den größten Anteil an den Neuinfektionen“, teilte der Senat mit.
Corona-Impfungen an Hamburger Schulen
Damit haben sie endgültig die Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen überholt, die rund ein Jahr lang stets die meisten Infektionen verzeichnete und nun noch auf 318 Fälle kam. Wie aus dem internen Lagebericht der Behörden hervorgeht, ist zudem die Inzidenz bei den 10- bis 19-Jährigen mit 175 mit Abstand die höchste. Weit dahinter folgen die 20- bis 29-Jährigen mit einem Wert von knapp 94.
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Weil das so ist und weil die Ständige Impfkommission (Stiko) jüngst ihre Empfehlung geändert hat und nun auch die Impfung 12- bis 17-Jährigen empfiehlt, sollen nun auch in Hamburg demnächst mobile Impfteams an die Schulen gehen. Wie berichtet, will der Senat damit das bisherige Angebot ergänzen – in vier Krankenhäusern (bald fünf – siehe Text auf dieser Seite) sowie diversen Kinderarztpraxen können sich auch Kinder ab zwölf Jahren impfen lassen.
Erste Corona-Impfungen sollen zeitnah starten
Doch wie werden die Impfungen an den Schulen konkret ablaufen? Wann geht es los? Müssen die Eltern dabei sein? Nachdem der Senat dazu am Montag zunächst nicht viel mitgeteilt hatte, brachte die Schulbehörde am Dienstag auf Anfrage des Abendblatts ein wenig Licht ins Dunkel. „Schul- und Sozialbehörde sind bereits in der Abstimmung. Die ersten Impfungen sollen zeitnah starten“, hieß es. Zumindest für den Bezirk Harburg werde bereits „an konkreten Planungen gearbeitet“ – offenbar sollen die Impfungen an den Schulen im Süden der Stadt starten.
Durchführen werden die Impfungen in Zusammenarbeit mit Arztpraxen und Krankenhäusern die mobilen Teams, die derzeit bereits die zahlreichen dezentralen Impfangebote der Stadt ermöglichen – unter anderem an den 30 Berufsschulen.
Eltern können sich ebenfalls impfen lassen
Zur Frage, ob die Eltern zwingend bei den Impfungen ihrer Kinder dabei sein müssen, antwortete die Schulbehörde etwas vage: „Nach Empfehlung der Stiko müssen die Sorgeberechtigten bei minderjährigen Schülerinnen und Schülern an einem Beratungsgespräch vor der Impfung teilnehmen.“ Die Beratung sei aber „kein formaler Akt“, sondern Teil der Gesundheitsfürsorge. „Im Übrigen können Eltern die Gelegenheit auch gleich beim Schopfe packen und sich ebenfalls impfen lassen, wenn sie vorher noch keine Gelegenheit dazu hatten.“
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Ob es vorab eine Abfrage bei Schülern und Eltern geben wird, wer überhaupt Interesse an einer Impfung hat, ob dann jedes Kind ein festes Zeitfenster für die Impfung bekommt oder ob sich alle anstellen müssen – das ist noch offen. „Die organisatorischen Details werden in Abstimmung mit den Schulen geklärt werden“, heißt es aus der Behörde.
Katholische Schulen in Hamburg impfen bereits
Möglicherweise wird sich die Stadt an den Erfahrungen der katholischen Schulen in Hamburg orientieren – dort wird nämlich bereits geimpft. Das Erzbistum als Träger von 20 katholischen Schulstandorten im Stadtgebiet hat in Kooperation mit einem Ärzteteam ein Impfangebot für seine Schulen auf die Beine gestellt.
So haben an der St.-Paulus-Schule in Billstedt jüngst mehr als 60 Kinder- und Jugendliche ihre erste Impfung erhalten. Heute bietet das Ärzteteam eine Impfung an der Sophie-Barat-Schule in Rotherbaum an, am Freitag an der Barmbeker Franz-von-Assisi-Schule, am Harburger Niels-Stensen-Gymnasium sowie an der Bonifatiusschule Wilhelmsburg. Weitere Termine seien in Planung, hieß es.
„Es ist uns ein dringliches Anliegen, wo immer wir können den Fortschritt des Impfgeschehens zu unterstützen und damit unseren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie zu leisten“, sagte Christopher Haep, Leiter der Abteilung Schule und Hochschule beim Erzbistum. „Wir wollen das freiwillige niedrigschwellige Angebot nun weiter ausdehnen und allen 12- bis 17-Jährigen direkt vor Ort an den Schulstandorten eine solche Schutzimpfung anbieten.“
Impfungen an Schulen: Was für Eltern gilt
An den katholischen Schulen gilt: Die Eltern können bei der Impfung dabei sein, müssen es jedoch nicht zwingend. Es würden zuvor Einwilligungserklärungen, Anamnese-Formulare und ein Aufklärungsmerkblatt verteilt, das von den Sorgeberechtigten unterzeichnet werden müsse, so Christoph Schommer, Sprecher des Erzbistums.
In der Praxis würden dann bislang nur wenige Eltern ihre Kinder zur Impfung begleiten. Das Interesse bei den Familien und Schülern sei zuvor anonym abgefragt worden. Da die Kommunikation ausschließlich direkt von Familie zu Schule laufe, erfahre keine Familie von einer anderen über ihre Entscheidung. „Alle Schulleitungen legen in der Kommunikation großen Wert auf die besondere Hervorhebung der Freiwilligkeit“, sagte Schommer. „Keine(r) soll und darf zu irgendetwas gezwungen werden.“