Hamburg. Hamburger Verfassungsschutz hatte vor der Demo gewarnt. Al-Azhari-Institut steht wegen radikaler Thesen unter Beobachtung.

Am Sonntagnachmittag sind rund 250 mutmaßliche Islamisten durch die Hamburger Innenstadt gezogen. Die Demonstranten starteten am Kreuzweg in St. Georg und zogen Richtung Rathaus. Sie hielten Plakate hoch und riefen "Alla hu Akbar" (Gott ist groß). An dem Aufzug beteiligten sich auch rund 30 Frauen. Sie liefen getrennt von den Männern am Ende des Demonstrationszuges.

Das Al-Azhari-Institut, das als islamistisch eingestuft und beobachtet wird, hatte zu der Veranstaltung in der City aufgerufen. Die Polizei begleitete die Demonstration, die friedlich verlief. Bei einer unangemeldeten Gegendemonstration mit 15 Teilnehmern seien eine Frankreichflagge und ein Foto des in Frankreich ermordeten Lehrers Samuel Paty hochgehalten worden, sagte der Polizeisprecher. Dies habe bei den Muslimen zu Unmutsbekundungen geführt. Es sei aber friedlich geblieben.

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Der Aufzug stand unter dem Motto „Wir sind gegen Diskriminierung und für Respekt unseres Propheten Mohammed“. In dem auf der Facebook-Seite des Instituts veröffentlichten Aufruf mit dem Titel „Demo für unseren Propheten“ ist von den jüngsten mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlägen in Nizza, Paris und Wien keine Rede.

Islamisten-Demo in Hamburg – für Al-Azhari-Institut ist Grundgesetz nachrangig

Das 2013 gegründete Al-Azhari-Institut in St. Georg wird vom Verfassungsschutz beobachtet und strebt offenbar eine islamistische Gesellschaftsordnung an. Demnach soll Institutsleiter Mahmoud A. im Unterricht geäußert haben, dass Frauen ihren Männer gehorchen müssten und als „letztes Mittel“ auch geschlagen werden dürften. Erkennbar sei in den Instituts-Lehrgängen zudem ein deutlicher Antisemitismus. Auch werde dort die Auffassung vertreten, dass Muslime in erster Linie die Scharia befolgen müssen, das Grundgesetz sei nachrangig.

Ziel sei die Etablierung eines islamischen politischen Systems. Bei der Bürgerschaftswahl im Februar 2020 wollte Mahmoud A. laut Verfassungsschutz mit seiner „Friedenspartei“ antreten. Die Teilnahme scheiterte jedoch, weil eine Frist nicht eingehalten worden war.

Institutsleiter: Niemand darf Mohammed-Karikaturen verbreiten

In einem bei Youtube verbreiteten Demoaufruf sagte Institutsleiter Mahmoud A., dass es niemandem erlaubt sei, etwas gegen den Propheten zu tun oder Karikaturen von ihm zu verbreiten, „egal wer er ist, auch wenn er der Präsident von Frankreich ist“.

Macron hatte nach der Ermordung des Lehrers Samuel Paty klargestellt, dass er die Veröffentlichung auch religionskritischer Karikaturen von der Meinungsfreiheit gedeckt sieht. Frankreich werde nicht „auf Karikaturen und Zeichnungen verzichten, auch wenn andere sich davon zurückziehen“, sagte er bei der Trauerfeier für den von einem Islamisten enthaupteten Lehrer, der im Unterricht Mohammed-Karikaturen als Beispiel für Meinungsfreiheit gezeigt hatte.