Hamburg. Hamburgs Top-Virologe spricht über bessere Schutzmaßnahmen, überhöhte Erwartungen an den Impfstoff und eine hohe Dunkelziffer.

Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Hochschullehrer und Virologe am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut, ist einer der deutschlandweit gesuchten Erklärer der Corona-Krise. Im Gespräch mit dem Abendblatt spricht er über das noch weite Ende der Pandemie, die bessere Strategie gegen das Virus – und unfaire Kritik im „Spiegel“.

Hamburger Abendblatt: Als die Impfungen begannen, hörte man allerorten vom Licht am Ende des Tunnels. Zuletzt bekommt man angesichts der Meldungen über Mutationen den Eindruck, es handelt sich um das Licht des entgegenkommenden Zuges…

Jonas Schmidt-Chanasit: Das ist sehr provokant. Aber ich habe immer davor gewarnt, zu hohe Erwartungen in einen Impfstoff zu setzen und zu glauben, er würde die Pandemie in kürzester Zeit allein beenden. Das hat Erwartungen geschürt, die jetzt Enttäuschungen hervorrufen. Wir erleben eine weltweite Nachfrage und kennen Lieferengpässe auch bei anderen Impfstoffen – das ist kein gravierender Beinbruch. Die Impfung ist ein wichtiger Baustein. Aber unsere AHA+L-Regeln, also Abstand, Hygiene, Alltagsmasken und Lüften, bleiben genauso wichtig, wie das Testen und das Konzept, Risikogruppen zu schützen. Die Impfung allein ist nicht ausreichend.

Was wird, wenn jetzt Mutationen das Virus verändern?

Schmidt-Chanasit: Die Impfstoffe müssen dann in Zukunft angepasst werden. Das ist ganz normal: Coronaviren mutieren. Irgendwann wird es eine Mutation geben, die den Impfschutz teilweise durchbricht. Diese Escape-Mutationen müssen wir schnell erkennen. Das ist aber etwas, das man erwarten kann, und das sollte man schon jetzt kommunizieren. Wer sagt, wir haben spätestens im Sommer alles durchgestanden und die Immunität ist da, setzt unrealistisches Ziele – und provoziert Frust.

Wie gefährlich sind die jüngsten Mutationen aus Südafrika, Brasilien und Großbritannien?

Schmidt-Chanasit: Das ist leider nicht so einfach abschließend zu beantworten. Wir alle wissen immer noch relativ wenig: Wir haben wenige epidemiologische Studien. Es fehlen wichtige Tierexperimente und weitere experimentelle Daten, die meines Erachtens für eine abschließende Bewertung entscheidend sind. Noch ist der Raum für Spekulationen groß. Es gibt Kollegen, die warnen, allein diese wenigen Daten müssen Anlass zur Sorge geben und uns zum sofortigen Handeln zwingen, damit es eben keine Ausbreitung dieser Varianten in Deutschland gibt. Andere Kollegen sehen es weniger dramatisch. Wir kennen die B.1.1.7-Variante übrigens nur, weil in Großbritannien so viel sequenziert wurde. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass diese Mutationen in anderen Ländern, wie z.B. in Albanien, dem Kosovo oder Moldawien verbreitet sind.

Sind die Mutationen also kein Argument für Verschärfungen?

Schmidt-Chanasit: Wir wollen verhindern, dass bestimmte Virus-Varianten nach Deutschland eingebracht werden oder sich hier weiter verbreiten. Aber wir sind weit davon entfernt, jede Infektion nachverfolgen zu können und jedes Virus zu sequenzieren. Das ist in Europa vollkommen unrealistisch, also sollte man eher erreichbare Ziele definieren, wie zum Beispiel die Sequenzierung aller Impfdurchbrüche in Deutschland.

Der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hat am Sonntag angesichts der Mutationen gesagt: „Wir werden einen sehr harten und sehr gut funktionierenden Lockdown brauchen, weil insbesondere die neuen Varianten von einem ganz anderen Kaliber sind. Die haben einmal ein ganz anderes Bedrohungspotenzial.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Schmidt-Chanasit: Das klingt jetzt sehr absolut. Ich kann verstehen, dass politische Entscheidungen andere sind als wissenschaftliche. Aber als Wissenschaftler sage ich: Wir wissen zu wenig, es liegen zu wenige Daten auf dem Tisch, die epidemiologischen Studien haben viele Unsicherheitsfaktoren. Und die Zahlen in Irland und Großbritannien gehen bei einer weiten Verbreitung von B.1.1.7 gerade wieder deutlich nach unten. Die Maßnahmen scheinen also dort auch bezüglich B.1.1.7 zu wirken. 

Ihr Kollege Christian Drosten fürchtet bei einer Lockerung Fallzahlen von 100.000 pro Tag. Sind das Zahlen, die Sie teilen?

Schmidt-Chanasit: Naja, das ist ein Szenario. Und Szenarien sind abhängig von den Voraussetzungen: Wenn wir jetzt alles laufen lassen und uns gar nicht mehr schützen, können wir auf diese Fallzahlen kommen. Aber davon spricht meines Erachtens niemand. Wir müssen Maß und Mitte finden und unsere Maßnahmen dem Infektionsgeschehen anpassen. Es muss darum gehen, gezielter einzugreifen, um Nebenwirkungen, die durch den Lockdown hervorgerufen werden, zu minimieren. Diese Nebenwirkungen werden ja immer stärker, je länger der Lockdown anhält – und deshalb muss man das im Blick behalten.

Sie haben gesagt, als Virologe müssten Sie dafür plädieren, das gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben lahmzulegen. Aber Sie haben auch stets eingeschränkt, man müsse bedenken, was dann mit uns passiert – wirtschaftlich, kulturell, sozial. Verlieren wir die Nebenwirkungen aus dem Blick?

Schmidt-Chanasit: Medial kommt mir das mitunter so vor. Aber die Diskussion gewinnt an Breite, auch in der Politik. Gesundheit ist mehr als nur das Fehlen von körperlichen Gebrechen, Gesundheit meint eben auch das soziale und geistige Wohlergehen.

Halten Sie als Vater die Schulschließungen für angemessen?

Schmidt-Chanasit: Es ist zu pauschal, zu sagen, Schulen sollen öffnen oder schließen. Wir müssen beispielsweise zwischen den Altersgruppen unterscheiden: Die meisten Studien sehen gerade bei den Jüngeren ein deutlich geringeres Risiko sich zu infizieren, zu erkranken und das Virus zu übertragen. Es ist mir nicht ersichtlich, warum man relativ schnell Kitas oder Grundschulen schließt. Da riskieren wir gravierende Nebenwirkungen, ohne einen großen Beitrag zur Verbesserung der Infektionslage zu bekommen. Natürlich plädiere ich aber für eine Öffnung mit guten Hygiene- und Testkonzepten.

Masken, Kitas, Homeoffice: Das gilt jetzt in Hamburg

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Warum gelingt es uns nicht, die Hochbetagten zu schützen? In keiner Altersgruppe liegt die Inzidenz so hoch wie bei den Menschen, die älter sind als 80…

Schmidt-Chanasit: Ja, das ist wirklich sehr traurig und erschreckend, weil es absehbar war, dass genau diese Altersgruppe ein hohes Risiko hat, an der Infektion zu versterben. Wir benötigen eine nationale Kraftanstrengung, die wir in anderen Bereichen ja auch erbringen. Es geht nicht darum, eine hundertprozentige Sicherheit zu schaffen – davon spricht niemand. Aber man muss machen, was in Deutschland möglich ist. Wenn man dann 60, 70 oder 80 Prozent der Todesfälle verhindern kann, wäre schon viel geschafft. Wir brauchen hier die Hilfe der Bundeswehr, des Technischen Hilfswerks, freiwilliger Helfer. Das kostet etwas, ist aber im Vergleich zu den milliardenschweren Überbrückungshilfen leistbar. Inzwischen haben wir so viele einfache und schnelle Testmöglichkeiten, dass wir nur noch negativ Getestete in gefährdete Bereiche lassen können: Dann sind Pflege- oder Altersheime sehr sicher. Wir können auch die Älteren, die ambulant betreut werden, viel besser schützen. Wir haben die Sozialstationen, wir haben das Netzwerk der niedergelassenen Ärzte in Deutschland. Das sind einzigartige Strukturen, die man intensiv in so ein Konzept einbinden muss.

Als Ende Oktober der Lockdown light beschlossen wurde, zählten Sie zu den Kritikern. Gibt die aktuelle Corona-Lage den Befürwortern nicht recht?

Schmidt-Chanasit: Ich glaube, es geht nicht darum, wer recht hat. Es geht darum, wie wir die Menschen am besten schützen können, die ein großes Risiko haben zu erkranken oder sogar zu versterben. Da sind wir sicher ein Stück vorangekommen, mit der Verteilung besserer Masken für Ältere und schnelleren und einfacheren Testungen. Damit lässt sich sicher sehr viel erreichen. Man kann mit einer großen Kraftanstrengung Altersheime so sicher machen, dass man nicht mit dieser hohen Sterblichkeit konfrontiert wird.

Wenn wir die Impfungen weiter vorantreiben und die Risikogruppen durchgeimpft haben, gibt es wenig Argumente, den Lockdown noch weiter durchzuhalten. Warum soll ich ein Theater zumachen, wenn die Risikogruppen geimpft sind?

Schmidt-Chanasit: Wir können mit guten Hygiene- und Testkonzepten diese Bereiche tatsächlich so sicher machen, dass sie betrieben werden können und diese Konzepte auch der Infektionslage anpassen. Wenn die Infektionslage dramatisch ist, dann ist der Lockdown immer die Ultima Ratio. Er kann aber nicht zum Dauerzustand werden. Ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass, wenn Hygiene- und Testkonzepte streng umgesetzt und kontrolliert werden, Schließungen nicht notwendig sind.

Maskenpflicht: die wichtigsten Fragen und Antworten

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Maskenpflicht im Überblick:

Welche Typen von medizinischen Masken gibt es?

  • OP-Masken: Mehrlagige Masken, die einen besseren Schutz als einfache Stoffmasken bieten.
  • FFP2-Masken: Müssen 94 Prozent aller Aerosole zurückhalten, um die Norm zu erfüllen.
  • FFP3-Masken: Müssen laut Norm 99 Prozent der Aerosole zurückhalten.
  • KN95-, N95-, P2-, D2- oder CPA-Masken: Importierte Masken, die vereinfachte Prüfverfahren durchlaufen, beim Bezug über die Apotheke aber etwa gleichwertigen Schutz wie FFP2-Masken bieten.

Kann ich die Masken mehrfach verwenden?

  • OP-Masken sind reine Wegwerfprodukte, die spätestens dann entsorgt werden sollten, wenn sie durchfeuchtet sind.
  • FFP2-Masken sind offiziell nur dann wiederverwendbar, wenn sie herstellerseitig mit einem "R" gekennzeichnet wurden. Laut Forschern der Uni Münster können aber auch Einweg-FFP-2-Masken ("NR") bis zu fünf Mal verwendet werden, wenn man sie für mindestens eine Woche an der Luft trocknet, bevor man sie wieder verwendet. Die Trocknung im Ofen ist umstritten.
  • Desinfektionsmittel zerstören die Filtereigenschaften der Maske und machen sie unbrauchbar

Was muss ich beim Kauf von Masken beachten?

  • Beim Kauf im Einzelhandel oder im Internet ist bei OP-Masken und FFP2-Masken auf das CE-Zeichen und eine vierstellige Nummer zu achten. Diese gibt die Prüfstelle an und kann im Internet überprüft werden.
  • Masken mit Ventil sind in Hamburg nicht erlaubt: Sie vereinfachen zwar das Atmen, geben die Luft aber ungefiltert an die Umwelt ab - bieten also zwar Eigen-, aber keinen Fremdschutz.

Was kosten medizinische Masken?

Mit der Einführung der erweiterten Maskenpflicht steigen auch die Preise für Masken teilweise stark an – FFP2-Masken kosten normalerweise zwischen 3 und 7 Euro pro Stück, OP-Masken sind zum Teil für deutlich weniger als einen Euro pro Stück im Paket zu bekommen. Vorsicht ist bei besonders günstigen Angeboten besonders im Internet geboten: Dahinter könnten ungeprüfte Importe oder Ausschussware stecken, die nicht denselben Schutz bieten wie eine zertifizierte Maske.

Was ist beim Tragen der Masken zu beachten?

  • OP-Masken sitzen relativ lose. Der Sitz kann verbessert werden, wenn man sie mit einer Stoffmaske kombiniert.
  • FFP2-Masken müssen eng anliegen, damit sie ihre volle Filterwirkung entfalten. Dann wird aber auch das Atmen spürbar anstrengender. Ein Vollbart verhindert den korrekten Sitz der Maske.
  • Allgemein gilt, dass Masken spätestens ausgetauscht werden müssen, wenn sie feucht sind.
  • Benutzte Masken nicht an der Filterfläche berühren: Etwaig aufgenommene Viren geraten dann an die Hände. Die Masken sollten nur an den Bändern berührt werden.

Weitere Fragen beantwortet unser großer Überblick zum Thema FFP2-Masken

Die 50er-Inzidenz ist der Richtwert – aber macht es nicht einen Unterschied, ob sich 20-Jährige oder eben 80-Jährige anstecken?

Schmidt-Chanasit: Diese Zahlen werden ja stark diskutiert und die Politik hat nicht nur diesen Zielwert im Blick. Letztendlich ist dieser Wert politisch festgelegt worden. Natürlich ist die Altersverteilung entscheidend, weil sie abbildet, was auf die Intensivstationen zukommt. Ich würde mir einen komplexerem Index wünschen, der sich aus verschiedenen Werten zusammensetzt, der Altersverteilung, den Intensivkapazitäten oder dem Leistungsvermögen der Gesundheitsämter: In Münster etwa können die Behörden auch bei einer Inzidenz von 100 alle Kontakte nachverfolgen. Und im Sommer kann man andere Werte tolerieren als im Winter.

Wie viele Infektionen fallen noch durch das Raster, weil sie asymptomatisch verlaufen oder die Menschen nicht zum Arzt gehen?

Schmidt-Chanasit: Die Dunkelziffer ist sicherlich vier- bis fünfmal so hoch wie die diagnostizierte Zahl. Dann können Sie ja durchrechnen, wie viel Millionen eine Infektion schon jetzt durchgemacht haben.

Dann wären wir bei zehn Millionen in Deutschland.

Schmidt-Chanasit: Das könnte sein. Das muss in die Berechnungen einfließen bezüglich der Immunität in der Bevölkerung und wie diese erhöht werden kann. Beim Wettlauf zwischen Virus und Impfung ist das Virus derzeit aber leider schneller.

Corona: Diese Testverfahren gibt es

  • PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
  • PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
  • Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
  • Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
  • Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
  • Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft

Wenn wir in dem Tempo weiterimpfen, wann bekommen wir unser altes Leben zurück?

Schmidt-Chanasit: Die Impfungen werden dazu beitragen, dass wir in diesem Jahr schrittweise dahin kommen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir 2022 nur noch sehr wenige Einschränkungen benötigen. Aber wir hätten schon sehr viel von unserem alten Leben zurückgewonnen, wenn die Kitas, Schulen, Läden wieder öffnen und die Vereine wieder Sport machen dürfen.

Wir hatten lange auf den Sommer gehofft…

Schmidt-Chanasit: Nein, im Sommer sind wir definitiv noch nicht durch.

Die Immunität lässt also auf sich warten?

Schmidt-Chanasit: Zunächst ist wichtig, die Hochrisikogruppen zu schützen. Im zweiten Schritt ist dann wichtig, eine Herdenimmunität zu erreichen. Diese mit einer Impfung herzustellen, ist in so kurzer Zeit bisher noch nie gelungen. Wir haben es bei den Pocken mit sehr großem Aufwand in Jahrzehnten geschafft, diese auszurotten. Aber ich sehe auch ethische Pro­bleme: Wenn bei uns alle Ärzte, Pflegerinnen und Vulnerablen durchgeimpft sind, impfen wir dann lieber meinen Sohn – oder nicht besser den Arzt oder die 80-Jährige in Südafrika? Vielleicht sollten wir erst die Menschen in anderen Ländern impfen, die daran sterben könnten oder hohe Risiken haben.

Vor einem Jahr kannte Sie nur die Fach­öffentlichkeit. Inzwischen sind Sie ein Fernsehgesicht. Sehnen Sie sich manchmal nach der alten Ruhe zurück?

Schmidt-Chanasit: Ja, das habe ich immer gesagt. Ich würde am liebsten sofort alles stehen und liegen lassen und in Asien oder Südamerika meine Forschungsprojekte fortführen. Ich freue mich auf den Tag, wo ich im Amazonasgebiet in die Indianerdörfer fahren kann und Fledermäuse beproben kann. Aber ich habe es immer als eine wichtige Aufgabe in einer Pandemie empfunden, die Bevölkerung zu informieren und aufzuklären.

Die Auseinandersetzung wird hässlicher. Im „Spiegel“ wird der Eindruck erweckt, Sie und Ihr Kollege Streeck hätten „größeren Schaden als Corona-Leugner“ angerichtet.

Schmidt-Chanasit: Ich finde es traurig, weil solche Behauptungen dem Wissenschaftsjournalismus in Deutschland großen Schaden zufügen. Mir war klar, dass die Diskussion politischer geworden ist und man in die zunehmende Polarisierung mit hineingerissen werden kann. Berechtigte Kritik muss man natürlich aushalten können und das mache ich auch. Aber für den sehr engagierten und hervorragenden Wissenschaftsjournalismus in Deutschland ist dieser Vorfall bedauerlich.

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Stehen Sie einfach auf der falschen Seite, weil Sie eher zu den Kritikern als den Verfechtern eines harten Lockdowns gehören?

Schmidt-Chanasit: Die Diskussion, auf welchen Seiten wir stehen, sollten wir nicht führen. Was alle Kollegen eint, ist das Ziel, dass Deutschland gut durch die Pandemie kommt. Damit ist nicht von vornherein ein bestimmter Weg festgeschrieben. Es gilt, den geeigneten Weg zu finden. Volker Braun hat das treffend beschrieben: Es gibt keine einfache Wahrheit, so sehr man sich das auch wünschen würde. Die Wahrheit ist nicht schwarz-weiß, sie ist komplex.

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