Hamburg. Die Stiftung Gedenkstätten und Lernorte gibt ein Buch zum Stadthaus am Neuen Wall heraus. Das Gebäude war Zentrum von Verbrechen.

Es gehört zu den schönsten Gebäudekomplexen in der Hamburger Innenstadt – hat aber auch eine wechselvolle, teils dunkle Geschichte: Das sogenannte „Stadthaus“ an der Ecke Neuer Wall/Stadthausbrücke. Dem Bau als Geschichtsort hat die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen ihr jüngstes Buch gewidmet. Aus gutem Grund.

Der Ausstellungskatalog mit dem Titel „Das Stadthaus und die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus“ ist gestern erstmals vorgestellt worden. Er dokumentiert die 2020 am „Geschichtsort Stadthaus“ eröffneten Ausstellungen zum Thema.

Stadthaus Hamburg: Zentrum der Verfolgung in NS-Zeit

Bis zum Juli 1943 war das Gebäude Sitz des Polizeipräsidiums sowie zentraler Befehlsstellen der Schutzpolizei, der Kriminalpolizei und der Geheimen Staatspolizei. Vom Stadthaus aus organisierte die Polizei im Nationalsozialismus die Verfolgung vieler Zehntausender Menschen im Norddeutschland. Im Stadthaus waren Frauen und Männer unter unwürdigen Bedingungen eingesperrt. Bei Verhören wurden Gefangene erniedrigt, gefoltert und in den Tod getrieben.

Das Stadthaus als Zentrale nationalsozialistischen Terrors rückte erst Ende der 1970er-Jahre ins öffentliche Bewusstsein. Die durch die Gewerkschaft ötv initiierte Anbringung einer Gedenktafel 1981 an dem damals durch die Baubehörde genutzten Gebäudekomplex löste indes noch keine nachhaltige Diskussion um den Umgang mit diesem Ort aus. Nach dem Verkauf des Gebäudes an einen privaten Investor begannen 2013 umfangreiche Sanierungs- und Baumaßnahmen. Der Investor verpflichtete sich, einen Lernort zur Erinnerung an die mit dem Gebäude verbundenen Gewaltverbrechen zu realisieren. Die Umsetzungs­pläne führten zu einer Kontroverse über den angemessenen Umgang Hamburgs mit seiner NS-Vergangenheit.

Stiftung arbeitet Geschichte der NS-Zeit in Hamburg auf

Die Autoren Herbert Diercks, Christine Eckel und Prof. Dr. Detlef Garbe stellen im neuen Katalog zahlreiche Aspekte aus der facettenreichen und bedrückenden Geschichte des Stadthauses vor.

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Prof. Dr. Detlef Garbe, Vorstand Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, sagt: „Die Stiftung stand allen Beteiligten mit ihrer wissenschaftlichen Expertise beratend zur Seite und erarbeitete die Ausstellungen, die heute in den „Stadthöfen“ gezeigt werden. Nicht nur mit öffentlichen Rundgängen und Vorträgen im „Geschichtsort Stadthaus“, sondern nun auch mit diesem Katalog kommt die Stiftung ihrem gesellschaftlichen Auftrag nach, die Geschichte des Nationalsozialismus so aufzu­bereiten und zu vermitteln, dass daraus Lehren für die Gegenwart gezogen werden können.“