Hamburg. Hamburger Ärzte sind alarmiert: Neun von zehn Patienten mit Erkältungssymptomen haben Covid. Jeder fünfte Schnelltest ist positiv.

Leise Pandemie: Zum Start der Sommerferien 2022 rauscht offenbar eine Corona-Welle ungeahnten Ausmaßes durch Hamburg. Dr. Björn Parey, Vorstand im Hausärzteverband, sagte dem Hamburger Abendblatt, fast alle PCR-Tests, die er zum Corona-Nachweis in seiner Praxis mache, seien positiv. „Husten und Halskratzen werden als Erkältung wahrgenommen, dabei haben sich neun von zehn Patienten mit diesen Symptomen mit dem Coronavirus infiziert. Das ist deutlich mehr als vor einem Jahr.“ Die „gefühlte Erkältungswelle“ sei in Wahrheit Corona. 

Diese Einschätzung teilt auch Unternehmer Axel Strehlitz, der mit Corona Freepass einer der größten Testanbieter der Stadt ist. Er sagte, die Positivrate bei den Schnelltests liege bei knapp 22 Prozent. Das zeige, „in welchem Blindflug wir uns gerade befinden. Denn die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein.“ Offiziell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 825,3 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.  Es gab 15.717 Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen. In Hamburger Krankenhäusern werden 409 Patient mit oder wegen Corona behandelt, 27 von ihnen intensivmedizinisch.

Pandemie: Nächste Corona-Welle für Hamburg diesen Sommer

Durch die neue Testverordnung mit den drei Euro Zuzahlung an den Teststationen ist zudem ein Durcheinander entstanden, das die Lage noch verschärft hat. Die Zahl der Testungen ging erheblich zurück. In den ersten vier Tagen der neuen Regelung waren es bei Corona Freepass im Vergleich zur Vorwoche 1456 gegenüber 3230 Tests – ein Minus von  55 Prozent.

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Der Präsident der Apothekerkammer, Kai-Peter Siemsen, sagte dem Abendblatt: zahlreiche Rechtsfragen seien bei der neuen Testverordnung noch nicht geklärt.  Derzeit sollen die Testwilligen Auskunft geben, warum sie sich testen lassen wollen – davon hängt ab, was sie bezahlen müssen. Siemsen sagte, es sei es „eine unzumutbare Aufgabenbelastung, Eintrittskarten oder ähnliches kontrollieren zu sollen. Der bürokratische Aufwand der schriftlichen Selbsterklärung der Testpersonen sowie deren Archivierung mit entsprechendem Datenschutz bei gleichzeitiger Senkung des Honorars ist schon frech.“ Ob die Teststellen der Apotheker so weiterbestehen könnten, sei unklar.

Corona-Welle: Ärztekammerpräsident wütend über Lauterbach

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Der sonst auf Diplomatie bedachte Hamburger Ärztekammerpräsident Pedram Emami machte seiner Wut auf Twitter Luft: „Das Chaos, das Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach veranstaltet, ist unerträglich. Kein Vorhaben ist im Hinblick auf die Umsetzung durchdacht, kein wichtiges Thema wird im Gesundheitswesen angepackt. Und dazu noch eine miserable Kommunikation.“