Hamburg. Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald wirft dem Bezirksamt Hamburg-Mitte vor, den Artenschutz zu ignorieren. Das sagt die Behörde.
Seit Ende Mai sorgen sogenannte "Baumpflegearbeiten" in Hamburg-Finkenwerder für Irritationen bei Anwohnern und Naturschützern. Der Grund: Trotz Brutsaison lässt das Bezirksamt-Mitte unter anderem im Park an der Gorch-Fock-Halle, im Park an der Finkenwerder Landscheide und im Aueschulpark Bäume beschneiden. Die Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald ist erbost und wirft der Behörde vor, den Artenschutz zu ignorieren.
Trotz Sommerfällverbot und Beschwerden seien die Sägearbeiten weitergegangen, monierte die Initiative am Donnerstag. Es müsse von "vorsätzlichem Handeln" ausgegangen werden, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. "Deswegen haben bereits mindestens zwölf Bürgerinnen und Bürger Strafanzeige nach §71 Bundesnaturschutzgesetz gegen die Verantwortlichen gestellt."
"Direkt neben Vogelnestern wurden Äste abgesägt"
Vom 1. März bis zum 30. September dürfen wegen der Brut- und Aufzuchtszeit der Tiere nur im geprüften Einzelfall bei “Gefahr im Verzug“ Schnittarbeiten an Bäumen stattfinden. Doch darüber hätten sich die Firmenmitarbeiter im Auftrag des Bezirksamts Hamburg-Mitte hinweggesetzt, so die Naturschützer.
"Direkt neben Vogelnestern wurden Äste abgesägt. Bleistiftdünne bis armdicke belaubte Zweige und Äste fielen aus den Bäumen auf Rasen und in Gebüsche. Tagelang wurde gesägt und geschreddert." Zudem sei nicht nur Finkenwerder betroffen. "Aus Wilhelmsburg und weiteren Stadtteilen werden ähnliche Fälle berichtet", heißt es weiter.
Bezirksamt verteidigt Baumsägearbeiten in Finkenwerder
Dass es wegen der Arbeiten vermehrt Anfragen beim Bezirksamt gebeben hat, räumte die Behörde bereits vergangene Woche ein. "Viele Bürgerinnen und Bürger zeigten sich irritiert, da ja aktuell Brutsaison wäre", heißt es in einer Mitteilung. Das Bezirksamt betonte, dass die Maßnahmen dort durchgeführt worden seien, "wo durch vorangegangene Baumkontrollen eine hohe Dringlichkeit zur Herstellung der Verkehrssicherheit festgestellt wurde". Deshalb sei kein Aufschub möglich gewesen, so die Begründung des Bezirksamtes.
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Das bewertet die Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald anders: "Es wurde im Wesentlichen aufgeastet und ausgelichtet – alles Schnittmaßnahmen, die sonst im Winter stattfinden."
Naturschützer monieren fehlende Brutvogelkartierung
Das Bezirksamt hebt zudem hervor, dass bei den Arbeiten Brutverläufe möglichst nicht zu stören sind. "Die beauftragten Firmen sind vertraglich angewiesen und fachlich in der Lage, während der Arbeiten am Baum nicht vorhersehbare Lebensstätten von geschützten Arten zu entdecken", heißt es vonseiten der Behörde. In diesem Fall würden die Schnittmaßnahmen sofort eingestellt und das Bezirksamt umgehend informiert. "Aus den Erfahrungen mit den beauftragten Firmen ist hier eine besonders hohe Sensibilität bei den Ausführenden gegenüber dem Artenschutz zu erkennen, so dass im Zweifelsfall Baustopps eingehalten werden."
Nach Ansicht der Naturschützer ist auch das falsch. "Der Artenschutz während der Brutzeit kann nur nach vorheriger Brutvogelkartierung gewährleistet werden – die in keinem Fall stattgefunden hat", kritisiert die Klimaschutzinitiative. Ein Auffinden von Nestern während der Sägearbeiten bedeute bereits, dass man den Nestern zu nahe gekommen sei. "Es ist in dichten, belaubten Baumkronen oder im Gebüsch schlicht und ergreifend nicht möglich, Nester zu finden, ohne zu stören."