Hamburg. Dem Angeklagten wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen – und Rauschgifthandel. Prozess startet ohne ihn.

Schüsse hallten durch die Straßen. Anwohner hörten noch, wie ein Auto wegfuhr. Und auf dem Bürgersteig lag ein Mann, blutend, mit einer schweren Verletzung am Bein. Es war der 14. Dezember vergangenen Jahres, als in einer kleinen Straße in Altona-Nord plötzlich nichts mehr normal schien, als besorgte Anwohner Notrufe an die Polizei richteten und mitteilten: Hier gab es gerade eine Schießerei.

Heute, sechs Monate nach diesem Vorfall, sind die Hintergründe des brutalen Angriffs auf einen 26 Jahre alten Mann noch nicht geklärt. Es könnte sich um Streitigkeiten im Drogenmilieu handeln. Und es gibt einen Verdächtigen, der sich seit Mittwoch wegen dieses Vorfalls wenige Tage vor Weihnachten vor dem Landgericht verantworten muss.

Mann beim Urinieren angeschossen – Kugel durchschlug Bein

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Murat K. gefährliche Körperverletzung vor. Laut Ermittlungen feuerte der 35-Jährige an der Övelgönner Straße mit einer scharfen Pistole und aus einer Distanz von etwa zwei Metern mehrere Kugeln auf die Beine des Opfers ab. Von den vermutlich drei Schüssen traf einer den 26-Jährigen in den Oberschenkel und durchschlug das Bein.

 Als der Angriff erfolgte, scheint der junge Mann vollkommen arglos gewesen zu sein. Er war gerade damit beschäftigt, gegen eine Hauswand zu urinieren. Das Opfer erlitt einen Trümmerbruch und musste mehrere Wochen im Krankenhaus behandelt werden.

Polizistin: "Ich sah, dass an seiner Hose ein Blutfleck war"

Der Angeklagte Murat K., dem neben der gefährlichen Körperverletzung auch noch Rauschgifthandel in neun Fällen vorgeworfen wird, werde sich derzeit nicht zu den Vorwürfen äußern, erklärt seine Verteidigerin zum Prozessauftakt. Und ob von dem Opfer während der Gerichtsverhandlung eine Zeugenaussage kommen wird, ist noch offen. Auf jüngste Versuche der Ermittlungsbehörden, ihn zu kontaktieren, reagierte er nicht, sein Handy ist ausgeschaltet. Derzeit wird nach dem Mann gefahndet.

Von einem „Schusswechsel“ berichtete seinerzeit ein Anrufer, der den Notruf der Polizei gewählt hatte. „Da liegt jemand angeschossen vor der Tür.“ Er habe vorher „Geschrei“ gehört, so der Anrufer weiter. Eine Frau hat ebenfalls die Schüsse gehört und berichtet von einem Mann, der am Boden liegt.

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Ein dritter Zeuge sah jemanden weglaufen. Einer Polizistin, die zusammen mit Kollegen in einem Streifenwagen als Erste am Tatort war, erzählten Zeugen von einem schwarzen Auto, das weggefahren sei. Die Beamtin erinnert sich an einen Mann, der auf dem Boden lag, ein Handy in der Hand hielt und sagte, er brauche Hilfe. „Er meinte, dass er Schmerzen hat. Und ich sah, dass an seiner Hose ein Blutfleck war.“ Der Prozess wird fortgesetzt.