Hamburg. Finanzsenator spricht sich für raschen Baustart aus – Kritiker kündigen weiteren Protest gegen den Abriss an.

Seit Monaten tobt um das geplante Bürogebäude an der Ecke Neuer Pferdemarkt/Neuer Kamp ein Streit auf St. Pauli. Eine Baugemeinschaft um die Stadtentwicklungsgesellschaft Steg will dort das sechsgeschossige "Paulihaus" an der Stelle von Behelfsbauten errichten. Mehrere der bisherigen Mieter wie das Tonstudio und die Autowerkstatt sollen später in den Neubau einziehen.

Der erbitterte Streit mit dem dort ansässigen Restaurant Maharaja, das zunächst noch an den Planungen beteiligt war, hatte das Projekt nach Angaben der Investoren um rund zwei Jahre verzögert. Nach einem richterlichen Beschluss soll das Restaurant am 30. März geräumt werden. Dann folgen die Sanierungs- und Sielarbeiten auf dem Grundstück, bevor der Hochbau beginnen kann. Eine Fertigstellung könnte frühestens Ende 2023 erfolgen.

Finanzsenator spricht sich für schnellen Baustart aus

Nun hat sich die Stadt noch einmal für eine schnelle Realisierung ausgesprochen: „Das Projekt hat eine lange Vorgeschichte und wurde nicht heimlich still und leise am Stadtteil vorbei entwickelt“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel am Freitag. Die Stadt unterstützt das Vorhaben über die Wirtschaftsförderung und hat das Grundstück verpachtet statt verkauft.

„Das Erbbaurecht passt in unsere bodenpolitische Strategie und rechnet sich in der langfristigen Gesamtbetrachtung für die Stadt.“ Die Bewahrung des Status quo könne keine langfristige Perspektive sein. „An innerstädtischen Magistralen müssen wir die Flächenpotenziale ausschöpfen“, so Dressel.

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Nicht nur die Protestierer gehörten zu St. Pauli, sondern auch die Unternehmen und ihre Mitarbeiter. „Es geht auch um die Verlässlichkeit der Stadt“, fügte Dressel hinzu. „Nach jahrelanger Vorbereitung kann man nicht sagen: April. April.“ Der Investor hat für eine sechzigjährige Nutzung 6,5 Millionen Euro – 75 Prozent des Bodenwerts – als Einmalentgelt gezahlt, davon werden allerdings noch die Kosten der Sanierungs- und Sielbauarbeiten abgezogen.

STEG-Gesellschafter: Architektur des "Paulihaus" ist "angemessen"

Hans Joachim Rösner, Gesellschafter der STEG, verweist darauf, dass die Idee des Paulihauses erstmals bei einer Infoveranstaltung im September 2015 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Kritiker im Stadtteil bat er, sich mit der Architektur auseinanderzusetzen: „Sie ist angemessen, passend und mit 23 Metern Höhe über Straßenniveau maßstäblich.“

In das Paulihaus sollen später neben der Steg der Projektentwickler Hamburg Team, der Dienstleister Argus und die Pahnke Markenmacherei einziehen. Auch die Max Autowerkstatt, ein ehemaliger Mieter auf dem Gelände, soll im Paulihaus seine neue Heimat finden.

"Man muss auf St. Pauli auch noch arbeiten können"

Inhaber Max Harms fühlt sich als einer der Hauptleidtragenden des jahrelangen Streits. „Unser Gebäude ist Schrott“, sagt Harms. „Macht meine Werkstatt platt. Es ist wichtig, dass jetzt endlich gebaut wird.“ 2019 ist er für den Neubau ausgezogen. Durch die Verzögerungen sei die Werkstatt in ihrem Bestand bedroht. „Wir hatten zweieinhalb Jahre Bauzeit eingeplant und wollten Ende 2021 wieder einziehen. Nun geht uns das Geld aus. Wenn es jetzt noch drei Jahre dauert, bin ich pleite.“

Das Vorhaben auf St. Pauli ist längst zu einem Symbol geworden, was sich auf St. Pauli noch verwirklichen lässt. Im aktuellen Abendblatt-Podcast „Was wird aus Hamburg“ hatte Rösner betont: „Das ist ein wichtiges Projekt für den Stadtteil. Man muss auf St. Pauli auch noch arbeiten können.“ Auch die SPD und die Grünen unterstützen das Projekt.

Kritiker des Neubaus wollen am Montag demonstrieren

Die Kritiker ficht das nicht an: „Ein Büroklotz gehört nicht an diese so wichtige Verbindungsstelle von Karoviertel, Sternschanze und St. Pauli“, kritisiert die Initiative „St. Pauli Code jetzt“. Sie hat für Montagabend zu einer Protestkundgebung geladen.

Schon im Februar hatte sie Rodungsarbeiten vor Ort verhindert. Maharaja-Inhaberin Kathrin Guthmann ließ verlauten: „Als Geschäftsleute werden wir uns am 30.03. der Gerichtsbarkeit beugen und um 9 Uhr den Schlüssel für das Maharaja abgeben“. „Als St. Paulianer/-innen werden wir auch danach weiter unermüdlich für den Erhalt dieses Ortes kämpfen.“