Hamburg. Navigationsdaten zeigen: Der Straßenverkehr hat fast das Vor-Corona-Niveau erreicht – mit allen negativen Folgen.
Mit der schrittweisen Rücknahme vieler Corona-Einschränkungen normalisiert sich das Leben auch auf Hamburgs Straßen zusehends – und das heißt vor allem: Es gibt auch wieder mehr Staus. Was viele Autofahrer bereits selber merken, belegen nun auch Daten des Navigationssoftwareherstellers TomTom aus dem ersten Halbjahr 2021, die dem Abendblatt vorliegen. Danach ist das Verkehrsaufkommen auf den Straßen seit Mai 2021 mittlerweile fast wieder so hoch wie im Vergleichzeitraum 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie – teilweise sogar höher.
Nach den Daten ist das „Stauniveau“ Mitte Mai 2021 (Kalenderwoche 20) erstmals in diesem Jahr wieder über 30 gestiegen. Dieses „Stauniveau“ gibt in der TomTom-Systematik an, wie viel Prozent länger eine Fahrt tatsächlich im Verhältnis zu einer Fahrt ohne jede Behinderung dauert. Zum Vergleich: 2019 lag das Stauniveau in Hamburg im Jahresdurchschnitt bei 34 Prozent, das bedeutete, dass Autofahrer für eine Strecke, die bei freier Fahrt 30 Minuten dauern würde, durchschnittlich etwas mehr als 40 Minuten brauchten.
Stauniveau entwickelt sich immer mehr in Richtung des Niveaus von 2019
In der letzten Februarwoche 2020, kurz vor den ersten Corona-Einschränkungen, lag das Stauniveau in Hamburg nach den TomTom-Daten bei 40 Prozent. Dieser Wert wurde jetzt bereits wieder übertroffen. In der ersten Juniwoche 2021 dauerten Fahrten durch Hamburg im Durchschnitt sogar 41 Prozent länger als dies bei völlig freien Straßen der Fall wäre.
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„Im zweiten Quartal 2021 sehen wir mit zunehmenden Lockerungen der Coronabeschränkungen, dass sich das Stauniveau immer mehr in Richtung des Niveaus von 2019 entwickelt“, so eine TomTom-Sprecherin. „Nachdem sich das Stauniveau bis Kalenderwoche 19 (10.-16. Mai) recht langsam und mit einigen Schwankungen dem Niveau von 2019 genähert hat, zeigen die Zahlen einen rapiden Anstieg des Stau-Niveaus ab der 20. Kalenderwoche (17.-23. Mai).“ Das könne daran liegen, „dass seit dieser Woche wieder Präsenzunterricht herrscht und ab dem Pfingstwochenende einige Lockerungen für Gastronomie und Einzelhandel in Hamburg gelten”, so die Sprecherin.
Der Tag mit dem geringsten Verkehrsaufkommen war der Karfreitag
Während es in den Hochphasen der Pandemie so gut wie keine morgendlichen Rush Hour mehr gab, wächst die Belastung nun auch in den Morgenstunden wieder. „Neben dem steigenden Stauniveau erkennen wir, dass die morgendliche und abendliche Rush Hour wieder deutlicher ausgeprägt ist“, so die TomTom-Sprecherin. „Das kann man sich auch damit erklären, dass die Hamburgerinnen und Hamburger wieder mehr in ihre Arbeitsstätten fahren. Jedoch arbeiten die Leute nun deutlich flexibler, was erklärt, dass das Stau-Niveau zwischen den Spitzen nicht so absinkt wie vor der Pandemie.”
Der schlimmste Tag aus Sicht der Hamburger Autofahrer war im ersten Halbjahr 2021 der Dienstag nach Pfingsten (25. Mai). Hier lag das Stauniveau im Tagesschnitt bei 73 Prozent, um 17 Uhr erreichte es den Wert von 105 Prozent – die Fahrt dauerte um diese Zeit also doppelt so lange wie im Falle freier Straßen. Der Tag mit dem geringsten Verkehrsaufkommen war der Karfreitag (2. April) mit einem Stauniveau von elf Prozent.
Pandemie hat auch Einfluss auf das Mobilitätsverhalten während der Ferien
Erwartungsgemäß hatte die Pandemie auch Einfluss auf das Mobilitätsverhalten während der Ferien, etwa zu Pfingsten. „Bei der Betrachtung des Stauniveaus in den Pfingstferien der letzten drei Jahre in Hamburg fällt auf, dass sich die Werte von 2020 und 2021 deutlich von jenen im Jahr 2019 unterscheiden“, so die TomTom-Sprecherin. „Während das Stau-Niveau in den Pfingstferien 2019 innerhalb von Hamburg noch deutlich gesunken ist, steigt es durch Corona eher leicht. Das kann zum einen daran liegen, dass die Hamburger eher in der Stadt für die Ferien bleiben und Tagesausflüge machen, oder auch daran, dass der Effekt von geschlossenen Schulen nicht so deutlich spürbar wird.“
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
TomTom hat auch die fünf Straßenabschnitte ermittelt, in denen das Verkehrsaufkommen im zweiten Quartal 2021 hamburgweit am größten gewesen ist. Dies waren die Bereiche Veddeler Brückenstraße bis Amsinckstraße, Billhorner Brückenstraße bis Veddeler Brückenstraße, Schwanenwik bis An der Alster und Wallstraßenbrücke bis Bürgerweide-Willy-Brandt-Straße.
TomTom nutzt nach eigenen Angaben „sowohl GPS-Daten aus portablen Navigationsgeräten von TomTom, als auch aus festeingebauten Infotainmentlösungen von Automobilpartnern sowie Smartphones“. Insgesamt steuern nach Firmenangaben „weltweit mehr als 600 Millionen anonymisierte, mobile Datenquellen GPS-Informationen zur Verkehrsdatenbank von TomTom bei“.