Hamburg. Die Hansestadt erhält einen wichtigen US-Designpreis für Nachhaltigkeit. Das Lob der Jury könnte dabei kaum größer ausfallen.
Hamburg erhält einen der wichtigsten Designpreise der USA und darf sich nun "Green City of the Year 2021" nennen. Mit dem Good Design Award werde seit 1950 "alles vom Löffel bis zur Stadt" ausgezeichnet, was in den Bereichen Design-Innovation, moderne Technologie, Nachhaltigkeit sowie insgesamt Ästhetik und Exzellenz voranschreite. Nun geht der bedeutende Preis in der Kategorie Nachhaltigkeit an die Elbe. Das Lob der Jury könnte dabei kaum größer ausfallen.
"Wir freuen uns sehr, dass die Stadt Hamburg mit dem diesjährigen renommierten Green Good Design Award für ihre Führungsrolle und die bemerkenswerten Leistungen ausgezeichnet wird, die Nachhaltigkeit ganz oben auf ihre urbane Agenda setzen", sagt Kieran Conlon, Direktor des „European Centre for Architecture Art Design and Urban Studies“.
Hamburg zähle zu nachhaltigsten Städten der Welt
Das Institut in Dublin vergibt den Preis jährlich zusammen mit dem „Chicago Athenaeum Museum of Architecture and Design“. Sie loben Hamburg als "eine der zehn nachhaltigsten Städte der Welt", die jedes Jahr grüner werde, sich ehrgeizige ökologische Ziele setze und diese auch erreiche. Die Jury sei von dem Fokus auf erneuerbare Energien und den hohen ökologischen Standards in der Hansestadt überzeugt gewesen.
"Unsere Institutionen in den USA und in Europa würdigen Bürgermeister Peter Tschentscher für das konsequente Erreichen hoher Umweltstandards durch die Stadt Hamburg, und für ihre anhaltenden und ehrgeizigen Vorhaben zur weiteren Verbesserung der Umwelt und zur nachhaltigen Entwicklung."
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Besonders die hanseatischen Bestrebungen zur Energiewende lobten die Institute: Mit einem signifikanten Rückgang der Emissionen von Kohlenstoffdioxid (CO₂), einem der größten Treiber der Klimakrise, habe Hamburg außergewöhnliche Umweltstandards erreicht. Von 1990 bis 2006 habe die Stadt den Ausstoß des Treibhausgases um 18 Prozent reduziert, von 2006 bis 2020 noch einmal um 40 Prozent. Auch damit habe sich Hamburg um den Titel als Pionier in nachhaltiger Stadtentwicklung verdient gemacht.
Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass der Bund ein norddeutsches Projekt für Wasserstoff aus Wind- und Solarstrom als Energieträger für Industrie, Wärmeversorgung und Verkehr anstelle von Kohle, Erdöl und Gas in den kommenden fünf Jahren mit mehr als 52 Millionen Euro fördern wird. Gut 50 Unternehmen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wollen damit pro Jahr eine halbe Million Tonnen CO einsparen, perspektivisch mehr als eine Million Tonnen.
Höhepunkte der Nachhaltigkeit in Hamburg seien:
- Die HafenCity: Effiziente und klimakompatible Stadtstrukturen, zukunftsweisende Mobilitätskonzepte und Grünflächen könnten eine bessere Zukunft bilden.
- Osaka 9 Nachhaltigkeitspavillon: Wenn Stadtentwicklung ökologisch wird.
- Energieberg Georgswerder: Von der Giftmülldeponie zu einem überlegenen Beispiel für die Erzeugung erneuerbarer Energie.
- Der Grüne Ring: Ein 100 Jahre altes grünes Designkonzept.
- Die Gründachstrategie: Grün über Grau sei das, was jede Stadt braucht.
- Das Wälderhaus: Ein Ort, der Wald und Holz gewidmet ist.
"Hamburg sollte anderen Städten als Vorbild dienen"
„Hamburg sollte anderen Städten als Vorbild dienen und allen anderen europäischen Städten die besten Nachhaltigkeitspraktiken vermitteln“, lobte Conlon weiter. Die Stadt habe es mit ihren vielen mit Wäldern, Grünflächen, Naturschutzgebieten sowie einem Umstieg auf klimafreundlichere Mobilität erfolgreich geschafft, Industrie und Umwelt miteinander zu vereinen.
Kritiker sehen aber weiter großen Handlungsbedarf. Am lautesten fordert die Klimaschutzbewegungen Fridays for Future (FFF) die konsequente Einhaltung der Klimaziele von Paris, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Stadt Hamburg müsse sich selbst ein festes CO₂-Budget setzen und eine globale Vorreiterrolle einnehmen, sagten die Aktivistinnen und Aktivisten, die zuletzt die Mönckebergstraße mit ebenjener Forderung bemalten.
"Hamburg könnte die erste klimagerechte Großstadt Europas werden. Dafür müssen Kräfte jetzt gebündelt werden – denn der Kampf gegen die Klimakrise darf auch in der Pandemie nicht aus den Augen verloren werden", sagte Luisa Neubauer, neben Greta Thunberg eines der bekanntesten Gesichter der Klimabewegung in Europa, dem Abendblatt. "Die Zeit rennt!"