Hamburg. Der bekannte Segler setzt sich dafür ein, dass der Schriftzug „Wir alle für 1,5 Grad“ auf der Mönckebergstraße bestehen bleibt.
Der Schriftzug „Wir alle für 1,5 Grad“, den die Klimaaktivisten von Fridays for Future vor etwa zwei Wochen auf die Mönckebergstraße in der Hamburger Innenstadt gemalt haben, soll bleiben. So wünschen es sich zumindest die jungen Umweltschützer – und sammeln dafür jetzt Unterstützung in Wirtschaft und Politik. „Die Klimakrise hört ja nach vier Wochen nicht auf“, sagt Annika Rittmann, Sprecherin von Fridays for Future in Hamburg.
Bislang hat die Initiative nur die Genehmigung, den Schriftzug bis zum 19. April auf der Mönckebergstraße stehen zu lassen. „Doch wir wollen, dass Hamburg zeigt, dass es bereit ist, die Klimaziele von Paris einzuhalten.“ Die Stadt müsse mit entsprechenden Maßnahmen vorangehen, sich selbst ein festes CO2-Budget setzen und eine globale Vorreiterrolle einnehmen.
Auch Luisa Neubauer setzt sich für den Schriftzug ein
Ein erster Prominenter, der Fridays for Future in diesem Punkt unterstützt, ist der Hamburger Weltumsegler Boris Herrmann. „Ich finde, dieser Schriftzug hat das Potenzial, zu einem Wahrzeichen zu werden“, sagt er dem Abendblatt. Zum einen würde er zu der verkehrsberuhigten Straße passen, auf der er steht, zum anderen zu einer Stadt wie Hamburg, die sich klar zu den Klimazielen von Paris bekannt hat.
Das findet auch Luisa Neubauer, neben Greta Thunberg eines der bekanntesten Gesichter der Klimabewegung in Europa. Sie sagt dem Hamburger Abendblatt: „Die Botschaft in der Mönckebergstraße erinnert uns täglich: Hamburg könnte die erste klimagerechte Großstadt Europas werden. Dafür müssen Kräfte jetzt gebündelt werden – denn der Kampf gegen die Klimakrise darf auch in der Pandemie nicht aus den Augen verloren werden. Die Zeit rennt!“
Corona zwang die Aktivisten, ihren Protest neu zu gestalten
Entstanden ist die Idee für die 60 Meter lange grün-weiße Fahrbahnmarkierung ursprünglich aus einer Not heraus. Die Corona-Pandemie zwang die Aktivisten bereits in den vergangenen zwölf Monaten, ihren Protest neu zu gestalten. Große Demonstrationen, wie es sie zuvor in Hamburg immer wieder gegeben hatte, waren nicht mehr möglich.
„Wir haben immer wieder hin und her überlegt, was man coronakonform machen kann, um Aufmerksamkeit auf die Klimakrise zu lenken“, sagt Annika Rittmann. So sei man auf die Idee gekommen, eine Protestform aus den USA hier einzuführen, nämlich bunte Kunstwerke auf die Straße zu bringen. „Die Mönckebergstraße steht für die Mobilitätswende, also war sie von Anfang an genau der richtige Ort.“
Größte Schriftzug, den es je in Hamburg gegeben hat
So begannen die jungen Frauen und Männer zu planen und zu organisieren. „Uns war es extrem wichtig, alle von Anfang an mit ins Boot zu holen“, sagt Annika Rittmann. Das Sondergenehmigungsverfahren sei extrem schnell und reibungslos verlaufen. Also konnten die Klimaschützer am 19. März mit ihrer Aktion beginnen.
Sie malten die weißen Buchstaben auf grünem Grund unter umfangreichen Infektionsschutz- und Sicherheitsvorkehrungen mit Farbe und Pinsel auf. „Zehn Stunden lang haben wir abgeklebt und gemalt“, sagt Annika Rittmann. Es entstand der größte Schriftzug, den es je in Hamburg gegeben hat.
Bürgermeister Peter Tschentscher kam gleich am ersten Tag vorbei
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kam gleich am ersten Tag persönlich vorbei, um sich die Aktion anzusehen. Auch die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank von den Grünen war da, genauso wie ihre Parteikollegen, Verkehrssenator Anjes Tjarks und Umweltsenator Jens Kerstan.
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Der begrüßte die Aktion: „1,5 Grad – das ist die harte Zahl und die Richtschnur für den Klimaschutz. Es muss das Ziel bleiben, die Erderwärmung auf diesen Wert zu begrenzen. Die Fridays-for-Future-Bewegung sorgt bildstark, kreativ und prominent dafür, dass der Klimaschutz trotz Corona im Bewusstsein bleibt. Für diesen Impuls bin ich dankbar.“ Annika Rittmann freuen diese Reaktionen: „Das zeigt doch, dass wir einen Nerv getroffen haben.“
Boris Herrmann ist Fridays for Future schon lange eng verbunden
Nun müsse die Klimaschutz-Aufforderung nur noch dauerhaft einen Platz in Hamburg behalten dürfen. „Wir sind bereits in vielen Gesprächen mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur“, so Annika Rittmann. Die offene Unterstützung von Extremsegler Herrmann sei dabei ein erster wichtiger Schritt.
Der Hamburger ist der Bewegung schon länger eng verbunden. Schließlich war er es, der im Jahr 2019 die Gründerin der Bewegung, die schwedische Klimaaktivistin Greta, mit seiner Rennyacht „Seaexplorer“ nach New York segelte – und damit für großes Aufsehen sorgte.
„Boris steht für den großen Ehrgeiz, etwas zu schaffen, etwas zu gewinnen“, sagt Rittmann. Als er bei der Vendée Globe um die Welt gesegelt sei, hätten hier in Hamburg alle hinter ihm gestanden. „Und genauso sollen jetzt alle hinter den Maßnahmen zur Einhaltung der Klimaziele von Paris stehen.“