Hamburg. Bund fördert im Norden Pilotprojekte zu „grünem“ Wasserstoff als Energieträger vor allem in der Industrie mit 52 Millionen Euro.

"Grüner" Wasserstoff als Energieträger für Industrie, Wärmeversorgung und Verkehr anstelle von Kohle, Erdöl und Gas – für die nächsten Schritte zu mehr Klimaschutz in Deutschland und das Gelingen der Energiewende seien Hamburg und der Norden von „entscheidender Bedeutung“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Mittwoch zum Auftakt des Norddeutschen Reallabors. Der Bund unterstützt das Vorhaben in den kommenden fünf Jahren mit mehr als 52 Millionen Euro.

Zusätzlich mehr als 200 Millionen Euro werden Unternehmen investieren, die zum Kreis der 50 Teilnehmer in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gehören. Sie wollen in 25 Projekten 18 große Anlagen aufbauen, die Energie etwa für Produktionsprozesse in Fabriken liefern, ohne dabei das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) freizusetzen. Eine zentrale Rolle soll dabei Wasserstoff spielen, der aus Wind- und Solarstrom erzeugt wird – mithilfe sogenannter Elektrolyse.

In Hamburg sollen vier Elektrolyseanlagen entstehen

Von insgesamt acht geplanten neuen Elektrolyseanlagen sollen vier in Hamburg entstehen, die größte unter der Ägide der Firma Hansewerk mit einer Leistung von 25 Megawatt im Hamburger Hafen.

Wasserstoff erzeugen will auch der Hamburger Kupferhersteller Aurubis, um damit Erdgas zu ersetzen, das bisher zur Erzeugung des gewaltigen Wärmebedarfs in der Kupferherstellung genutzt wird. Eine eigene Elektrolyseanlage wird zudem der Hamburger Flughafen bauen, um mit Brennstoffzellen ausgestattete Gepäckschlepper damit zu betreiben, anstelle von Dieselfahrzeugen.

Hamburg: Mit Abwärme aus der Industrie Wasser erwärmen

Zusätzlich zu den vier schon bestehenden Wasserstofftankstellen in Hamburg sollen weitere vier solcher Stationen aufgebaut werden. Davon profitieren sollen insgesamt 198 neue Brennstoffzellen-Fahrzeuge – Autos, Busse und Lkw – die der Fuhrparkdienstleister Alphabet, die Hochbahn und die Stadtreinigung einsetzen wollen.

Weitere Vorhaben beschäftigen sich mit neuartiger Speicherung von Energie. So will etwa das städtische Unternehmen Wärme Hamburg mit Abwärme aus der Industrie Wasser erwärmen und dieses im Sommer unterirdisch in sogenannten Aquiferspeicher aufbewahren, um es dann im Winter für die Fernwärme nutzbar zu machen.

Bürgermeister Tschentscher: Freude über Förderbescheid

Wegen der Corona-Pandemie musste sich Hamburgs Bürgermeister zuletzt oft mit kontroversen Themen beschäftigen, auch bei der Abstimmung mit dem Bund. Am Mittwoch konnte sich Peter Tschentscher (SPD) allerdings uneingeschränkt freuen über Einschätzungen aus Berlin. Der Senatschef hatte zum Start des Großprojekts Norddeutsches Reallabor in einer On­line-Schalte selbstbewusst erklärt, Hamburg und der Norden könnten alle wichtigen Bausteine für eine klimaschonende Industrie bieten: „den Wind – für die Energie – , die Wirtschaft und die Wissenschaft, plus die Ambition, zu einer Modellregion zu werden, die Pionierarbeit leistet und von der andere dann lernen können in Deutschland“.

Damit erntete der Bürgermeister Zustimmung vom ebenfalls zugeschalteten Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Dieser erklärte zwar zuerst, er habe mit den Nordländern schon oft gestritten und gerungen, wenn es um Fördermittel ging. Aber: „Ich habe es gerne gemacht, weil ich weiß, dass die Region Norddeutschland für das Gelingen der Energiewende und von Klimaschutz von entscheidender Bedeutung ist“, sagte Altmaier – und hielt dann einen Förderbescheid über rund 52 Millionen Euro in die Kamera.

Zwar erhalten ihm zufolge auch etliche weitere Pilotprojekte zur Energiewende im Süden, Osten und Westen des Landes Fördergeld vom Bund. Norddeutschland bilde dabei aber einen Schwerpunkt, sagte Altmaier. „Es gibt kaum eine Region in Deutschland, wo so viel erneuerbarer Strom produziert wird. Und es gibt keine Region in Deutschland, wo es eine so große Zustimmung aus tiefer Überzeugung der Menschen gibt, zu Biogasanlagen, zu Photovoltaik-Dächern zu Windrädern an Land oder auf hoher See“, so der Wirtschaftsminister.

Unternehmen wollen mehr als 200 Millionen Euro investieren

Das Geld vom Bund bildet nur einen Teil der Finanzierung des neuen Vorhabens. Zusätzlich mehr als 200 Millionen Euro werden private und städtische Unternehmen investieren, die zum Kreis der 50 Teilnehmer in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gehören. Sie wollen in 25 Projekten 18 große Anlagen aufbauen, die Energie etwa für Produktionsprozesse in der Metallindustrie liefern, ohne dabei das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) freizusetzen.

"Norddeutschland ist für das Gelingen der Energiewende von entscheidender Bedeutung", sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). © dpa | Fabian Sommer

Werner Beba, Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) und Koordinator des Norddeutschen Reallabors, sagte, er rechne mit weiteren Fördermitteln in Höhe von 27 Millionen vom Bundesverkehrsministerium und bis zu 15 Millionen Euro vom Bundesumweltministerium.

Die geplanten Pilotprojekte sollen zeigen, dass sich die Energiewende hierzulande insbesondere mithilfe von „grünem“ Wasserstoff vorantreiben lässt, der aus Wind- und Solarstrom erzeugt wird – mithilfe sogenannter Elektrolyse. Pro Jahr gingen in Norddeutschland bisher drei Terawattstunden „Überschussstrom“ aus der Windenergie ungenutzt verloren, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft im Norden könne Abhilfe schaffen.

Elektrolyse: Vier 25-Megawatt-Anlagen im Hamburger Hafen

Dazu sollen im Rahmen des Vorhabens acht neue Elektrolyseanlagen entstehen, vier davon in Hamburg, wobei die größte dieser Anlagen mit einer geplanten Leistung von 25 Megawatt im Hamburger Hafen stehen soll, aufgebaut von der Firma Hansewerk.

Wasserstoff erzeugen will auch der Hamburger Kupferhersteller Aurubis, um damit Erdgas zu ersetzen, das bisher zur Erzeugung des gewaltigen Wärmebedarfs in der Kupferherstellung genutzt wird. Eine eigene Elektrolyseanlage wird zudem der Hamburger Flughafen bauen, um mit Brennstoffzellen ausgestattete Gepäckschlepper damit zu betreiben, anstelle von Dieselfahrzeugen.

Zusätzlich zu den vier schon bestehenden Wasserstofftankstellen in Hamburg sollen weitere vier solcher Stationen aufgebaut werden. Davon profitieren sollen insgesamt 198 neue Brennstoffzellen-Fahrzeuge – Autos, Busse und Lkw – die der Fuhrparkdienstleister Alphabet, die Hochbahn und die Stadtreinigung einsetzen wollen.

Weitere Vorhaben beschäftigen sich mit neuartiger Speicherung von Energie. So will etwa das städtische Unternehmen Wärme Hamburg mit Abwärme aus der Industrie Wasser erwärmen und dieses im Sommer unterirdisch in sogenannten Aquiferspeichern aufbewahren, um es dann im Winter für die Fernwärme nutzbar zu machen.

Durch diese und viele weitere Maßnahmen in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wollen die Projektpartner pro Jahr eine halbe Million Tonnen CO2 einsparen, perspektivisch über eine Million Tonnen. „Damit können wir uns als Innovationszentrum für die Energiewende profilieren“, sagte Koordinator Werner Beba. Von Erfolgen in dem Projekt können nicht nur Norddeutschland profitieren. „Unsere Lösungen sollen auf ganz Deutschland und auch auf europäische Regionen übertragbar sein“, sagte Beba. Klimaschonende Technologien, insbesondere mit Wasserstoff, böten viel Potenzial für deutsche Unternehmen im globalen Wettbewerb.