Hamburg. Auslastung der Hotels ist bisher überschaubar. Kampagne „Weil wir Hamburg sind“ will um Gäste werben.

Die Voraussetzungen für eine Reise nach Hamburg könnten eigentlich nicht besser sein. Das Wetter hat sich in den vergangenen Wochen meist von seiner besten Seite gezeigt. Auch Attraktionen wie das Miniatur Wunderland haben wieder geöffnet, und Barkassenfahrten im Hafen sind wieder erlaubt. Die Terrassen der Restaurants laden zum Verweilen ein. Aber noch ist die Zahl der Urlauber überschaubar. Seit drei Wochen dürfen die Hotels wieder Touristen beherbergen. Wegen Corona war das seit dem 2. November vergangenen Jahres verboten, nur Geschäftsreisende durften übernachten.

Der Tourismus in Hamburg sei eher schleppend angelaufen“, sagt Dehoga-Vizepräsident Niklaus Kaiser von Rosenburg und kritisiert: „Hamburg hätte viel früher einen Öffnungstermin für die Touristen mitteilen müssen. Aber die Politik hat wieder abgewartet. Deshalb sind uns viele Urlauber verloren gegangen, die lieber an Ostsee oder Nordsee gebucht haben. Auch die Geschäftsreisenden sind noch sehr zurückhaltend.“ Alles in allem sei die Auslastung noch lange nicht auf Vor-Corona-Niveau. Das werde noch dauern.

Tourismus-Chef zeichnet ein etwas positiveres Bild

Ein etwas positiveres Bild zeichnet Hamburg Tourismus-Chef Michael Otremba. „Die Vitalisierungsphase hat begonnen. Die Buchungen sind für Juni noch verhalten. Aber, in unseren Service-Einrichtungen, auf unseren Online-Kanälen und aus den Rückmeldungen aus der Branche nehmen wir eine kontinuierlich steigende Nachfrage wahr. Deshalb bin ich optimistisch, dass sich das in den nächsten Wochen auch in den Gästezahlen zeigen wird.“ Durch die Öffnung der Freizeiteinrichtungen und den bald stattfindenden Kultursommer würden sich die Reiseanlässe und guten Gründe mehren, Hamburg zu besuchen, so Otremba weiter.

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Vor Corona konnten Jahr für Jahr neue Übernachtungsrekorde verzeichnet werden. Die Branche boomte. Doch durch die pandemiebedingte Zwangspause war das vergangene Jahr katastrophal für den Tourismus. Die Zahl der Übernachtungen sank auf weniger als sieben Millionen. Im Jahr 2019 waren noch mehr als 15,4 Übernachtungen verzeichnet worden. Die aktuellste Zahl liefert das Statistikamt Nord: Demnach wurden von Januar bis Ende April insgesamt nur 552.000 Übernachtungen verzeichnet – allerdings waren zu diesem Zeitpunkt nur Geschäftsreisen gestattet.

Hotellerie von der Normalität noch weit entfernt

Zu Vor-Corona-Zeiten war eine Belegung von 80 Prozent der Zimmer und mehr Normalität in der Hotellerie. Doch davon sind die Gastgeber noch weit entfernt. Im The Westin, das aufgrund seiner exponierten Lage in der Elbphilharmonie bei Touristen besonders begehrt ist, liege die Auslastung am Wochenende bei 50 bis 60 Prozent und unter der Woche bei 30 bis 35 Prozent, sagte Direktorin Madeleine Marx.

Und André Vedovelli, Direktor vom Luxushotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee, berichtet von einer Auslastung um die 30 Prozent. „Wir sind zuversichtlich, dass sich dieser Trend im Sommer positiv weiterentwickelt, vor allem, wenn die strengen Auflagen und die Maskenpflicht wegfallen sollten. Wir stellen auch fest, dass vor allem die Nachfrage nach höheren Zimmerkategorien steigt.“

Gigantische Nachfrage im Miniatur Wunderland

Barkassenfahrten sind eigentlich ein Muss für Hamburgbesucher, seit dem 1. Juni darf auch Hubert Neubacher wieder Gäste an Bord begrüßen. Aber der Chef von Barkassen Meyer sagt: „Wir haben aktuell nur von Donnerstag bis Sonntag zwei Barkassen im Einsatz. Die Nachfrage ist überschaubar. Uns fehlen die großen Reisegruppen und die Musicaltouristen.“ Noch steht nicht fest, wann die Musicaltheater wieder öffnen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Aber dafür läuft es im Miniatur Wunderland in der Speicherstadt. Die Nachfrage sei gigantisch, und man habe auch viele Touristen zu Gast, sagt Geschäftsführer Frederik Braun. „Aufgrund der Auflagen lassen wir aktuell aber nur rund 1000 Besucher pro Tag ins Haus.“

Unterdessen hat die Stadt rund 2,2 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung gestellt, um für den Tourismus zu werben. Allerdings kritisiert Dehoga-Vize Kaiser von Rosenburg: „Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man das damit vergleicht, dass andere deutsche Destinationen viel höhere Budgets erhalten, um den Tourismus wieder anzukurbeln.“ So bekommt zum Beispiel Berlin 20 Millionen Euro.

Werbekampagne kostet 2,2 Millionen Euro

Wie die 2,2 Millionen Euro verwendet werden, erklärt HHT-Chef Otremba: „Mit den Öffnungsschritten haben wir unmittelbar den Startschuss für die groß angelegte Re-start-Kampagne ,Weil wir Hamburg sind‘ gegeben und kommunizieren seither deutschlandweit an unsere Gäste.“

Hamburg sei seit dem 1. Juni online auf reichweitenstarken Medienportalen und in den sozialen Medien präsent. Seit dem 12. Juni seien deutschlandweit Anzeigen in Tageszeitungen geschaltet worden. Und auch die ersten Influencer, die für Hamburg werben sollen, haben bereits wieder die Hansestadt besucht. „Parallel startet im Juni eine deutschlandweite Premiumplakatierung mit aufmerksamkeitsstarken Hamburg- Motiven wie dem Elbstrand, der Speicherstadt, der Elbphilharmonie und der Gastronomie“, so Otremba.