Hamburg. Überblick: Helgoland lockert Maskenpflicht. Härtere Regeln bei Rückkehr aus Risikogebieten? Tschentscher geimpft.
Die Corona-Zahlen fahren Achterbahn: Nachdem in Hamburg am Freitag endlich die Corona-Inzidenz auf einen einstelligen Wert gesunken war, ist sie am Sonnabend wieder in den zweistelligen Bereich gestiegen. Am Sonntag rutschte sie wieder in den einstelligen Bereich. Die Sozialbehörde meldete 11 Neuinfektionen nach 35 am Vortag. Damit sinkt die Inzidenz auf 9,3 nach 10,0 am Sonnabend und 9,9 am Freitag.
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Derweil sind in den vergangenen beiden Nächten erneut Partys mit bis zu 4000 vorwiegend jungen Menschen im Hamburger Stadtpark eskaliert. Es kam zu Angriffen auf die Polizei, Festnahmen und Verletzten. Am Freitagabend musste musste die Festwiese zwischen Stadtparksee und Planetarium geräumt werden. Auch am späten Sonnabend versammelten sich wieder Tausende Menschen in dem Park, die Polizei räumte erneut den Stadtpark. Alle Infos in unserem Newsblog.
Die Corona-Nachrichten für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 26. und 27. Juni:
- Impfquote von 75 Prozent bis Ende August?
- Ostsee und Nordsee zu Ferienbeginn gut ausgelastet
- Corona-Infektionen: Inzidenz in Hamburg wieder einstellig
- Wieder feiern Tausende Menschen im Hamburger Stadtpark
- Inzidenz in Schleswig-Holstein: Alle Kreise einstellig
- Helgoland passt Regeln zur Maskenpflicht an
- Corona-Inzidenz wieder zweistellig in Hamburg
- Schwesig für härtere Regeln bei Rückkehr aus Risikogebieten
- Dehoga: Harsche Kritik an Hamburgs Tourismusstrategie
- Corona-Party im Stadtpark eskaliert: Festnahmen und Verletzte
- Schleswig-Holstein: Günther erwartet entspannten Sommer
- Inzidenz: Nur Pinneberg im Norden weiter zweistellig
- Hamburgs Bürgermeister Tschentscher geimpft
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Impfquote von 75 Prozent bis Ende August?
Kann eine vierte Welle trotz der hochansteckenden Delta-Variante verhindert werden? Dr. Dirk Heinrich, Ärztlicher Leiter im Hamburger Impfzentrum, hält das für möglich. Ende August sei eine Quote von 75 Prozent Zweitgeimpften möglich, twitterte Heinrich am Sonntag. Bis dahin sollten die Menschen Vorsicht walten lassen. "Dann gibt es keine vierte Welle."
Ostsee und Nordsee zu Ferienbeginn gut ausgelastet
Die Küstenorte in Schleswig-Holstein zeigen sich zufrieden mit dem Start in die Sommerferien. Nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben in dieser Woche auch in Berlin, Brandenburg und Hamburg die Ferien begonnen. „Das Wochenende lief hervorragend“, berichtet Olaf Raffel vom Tourismus Marketing in Büsum. Schon jetzt seien die Unterkünfte zu über 90 Prozent ausgelastet. Der große Ansturm werde jedoch vor allem im Juli und August erwartet. Dennoch macht sich Raffel kaum Sorgen über einen zu großen Andrang. Die Kapazitäten und die Fläche seien da.
Ähnlich sieht es auf der Insel Föhr aus. „Es ist eigentlich schon seit Pfingsten sehr viel los“, sagt Anna Preißler von Föhr Tourismus. Die Fähren auf die Insel und auch die Unterkünfte seien nahezu ausgebucht. In Wyk oder auf der Strandpromenade könne es zwar etwas voller werden, „ansonsten verläuft es sich aber auf der Inseln sehr gut“, so Preißler.
Auch auf der anderen Seite Schleswig-Holsteins, an der Ostsee, ist das Feriengeschäft in vollem Gange. Der Tourismusdirektor von Fehmarn, Oliver Behncke, freut sich über ein gut besuchtes Wochenende: „Wir haben eine Auslastung von 90 bis 95 Prozent.“ Damit sei das Geschäft vergleichbar mit dem in einem normalen Jahr zu Beginn der Sommerferien. „Wir sind froh, dass es endlich wieder so ist“, sagt Behncke.
Probleme mit den noch geltenden Corona-Regeln gebe es nicht, sind sich alle Befragten einig. Die ab Montag geltenden weiteren Lockerungen, etwa zur Test-Frequenz bei Urlaubern, würden zusätzliche Entspannung bringen. Touristen müssen dann nur noch vor der Anreise sowie einmalig nach 72 Stunden einen Corona-Test machen.
Corona-Infektionen: Inzidenz in Hamburg wieder einstellig
Nachdem in Hamburg am Sonnabend die Corona-Inzidenz wieder auf einen zweistelligen Wert geklettert war, ist sie am Sonntag wieder gesunken. Die Sozialbehörde meldete 11 Neuinfektionen nach 35 am Vortag. Am Sonntag vor einer Woche waren es noch 24 neue Fälle. Damit sinkt die Inzidenz auf 9,3 (Sonnabend: 10,0; Freitag: 9,9).
Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt 77.300 Corona-Infektionen registriert. Von ihnen gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 75.100 als genesen. 939.060 Menschen sind in der Stadt bereits einmal gegen das Coronavirus geimpft worden, wie aus Zahlen des RKI hervorgeht. Ihre Zweitimpfung haben bis einschließlich Freitag 620.791 Bürger bekommen.
In den Krankenhäusern werden derzeit 36 Covid-19-Patienten behandelt. 17 Menschen sind so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch betreut werden müssen, 9 von ihnen kommen aus Hamburg. Die Behörde meldete einen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus. Bislang sind 1590 Menschen gestorben.
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Party eskaliert erneut im Hamburger Stadtpark
Am späten Sonnabend haben sich erneut Tausende Menschen im Hamburger Stadtpark versammelt. Dort fanden sich am Abend in der Spitze rund 4000 Hamburgerinnen und Hamburger zusammen. Bis 22 Uhr war es recht ruhig, wie der Lagedienst auf Anfrage mitteilte, es habe lediglich ein paar Corona-Verstöße, kleinere Delikte und eine Körperverletzung gegeben.
Die Polizei hat gegen 22.45 Uhr mit Lautsprecherdurchsagen begonnen, um die Feiernden an die geltende Corona-Verordnung, die ein Treffen mit maximal zehn Personen an öffentlichen Plätzen beinhaltet, zu erinnern. Zu allen anderen Personen solle Abstand gehalten werden, hieß es in den Durchsagen, die anfangs etwa alle zehn Minuten ertönten.
Angriffe auf Polizisten
Im weiteren Verlauf des späten Abends kam es zu Angriffen auf Polizisten, es wurden laut Lagedienst Flaschen und Böller geworfen. "Unterlassen Sie das Werfen von Gegenständen in Richtung der Polizei!", hieß es gegen 23.20 Uhr mehrmals per Lautsprecher. Dadurch würden auch umstehende Personen gefährdet. Es kam zu mehreren Festnahmen und Ingewahrsamnahmen, wie der Lagedienst mitteilte.
Die Polizei entschied schließlich auch am späten Sonnabend, den Stadtpark zu räumen. Über Lautsprecher wurden die Besucher gegen Mitternacht über die Räumung informiert und aufgefordert, den Stadtpark zu verlassen.
Am Freitag hatten ebenfalls Tausende Menschen zunächst friedlich im Hamburger Stadtpark gefeiert. Später eskalierte die Lage dann so weit, dass die große Festwiese schließlich durch die Polizei geräumt wurde. Polizisten waren mit Flaschen und Pyrotechnik beworfen worden, es kam zu fünf Ingewahrsamnahmen und sechs Festnahmen. Drei Polizeibeamte seien bei dem Einsatz leicht verletzt worden. Schon am vergangenen Wochenende hatten sich bis zu 7000 Feiernde im Stadtpark versammelt, bevor er durch die Polizei geräumt wurde.
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Inzidenz in Schleswig-Holstein: Alle Kreise einstellig
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein bleibt weiterhin bei 3,3. Von Freitag auf Sonnabend wurden 16 Corona-Neuinfektionen gemelde. Es gab keinen weiteren Corona-Todesfall, wie aus Daten der Landesmeldestelle in Kiel von Sonnabend (Stand: 26.6., 21.08 Uhr) hervorgeht. Im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion wurden bislang seit Beginn der Pandemie 1620 Todesfälle registriert.
29 Menschen wurden mit Covid-19 in einem Krankenhaus behandelt, genauso viele wie am Vortag. 15 von ihnen wurden beatmet. Diese Zahl blieb konstant. Die Regionen mit der höchsten Sieben-Tage-Inzidenz im Land sind erneut die Kreise Pinneberg (9,5) und Stormarn (7,4).
Helgoland: Maskenpflicht im Hafen endet
Die Helgoländer und ihre Gäste müssen im Hafen der Insel künftig keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen. Die Maskenpflicht dort werde mit Ablauf des Sonntags aufgehoben, teilte der Kreis Pinneberg am Sonnabend mit. Es bleibe aber die Bitte und dringende Empfehlung, überall dort weiterhin eigenverantwortlich eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, wo es eng werden könnte – zum Beispiel in Wartebereichen.
Für die Einreise auf die Insel muss den Angaben zufolge weiterhin ein negatives Corona-Testergebnis vorgelegt werden, das nicht älter als 48 Stunden sein darf. Ausgenommen von der Testpflicht seien Geimpfte und Genesene. Auch für Kinder unter sechs Jahren bestehe keine Testpflicht. Die Regelungen zur Einreise werden den Angaben zufolge bis zum 25. Juli verlängert.
Corona-Inzidenz wieder zweistellig in Hamburg
Nachdem in Hamburg am Freitag endlich die Corona-Inzidenz auf einen einstelligen Wert gesunken war, ist sie am Sonnabend wieder in den zweistelligen Bereich gerutscht. Die Sozialbehörde meldete 35 Neuinfektionen nach 18 am Vortag und 33 am Sonnabend vor einer Woche. Damit stieg die Inzidenz auf 10,0 nach 9,9 am Freitag.
Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt 77.289 Corona-Infektionen registriert. Von ihnen gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 75.100 als genesen. 939.060 Menschen sind in Hamburg bereits einmal gegen das Coronavirus geimpft worden, wie aus Zahlen des RKI hervorgeht. Ihre Zweitimpfung haben bis einschließlich Freitag 620.791 Bürger bekommen.
In Hamburger Krankenhäusern werden derzeit 36 Corona-Patienten behandelt. 17 Menschen sind so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch betreut werden müssen, 9 von ihnen kommen aus Hamburg. Die Behörde meldete keinen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus. Bislang sind 1589 Menschen gestorben.
Schwesig: Härtere Regeln für Reiserückkehrer
Zum Schutz vor einer Corona-Infektionswelle im Herbst drängt Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) den Bund zu verschärften Vorkehrungen für Reiserückkehrer. "Internationale Reisen dürfen nicht dazu führen, dass sich wieder mehr Menschen infizieren und das Virus nach Hause tragen. Deshalb ist es wichtig, dass für alle Rückkehrer aus Risikogebieten gilt, dass sie zwei Tests machen: Zu Beginn der Rückkehr und nach fünf Tagen Quarantäne", betonte Schwesig in Schwerin.
Die bislang geltende Regelung, nach der ein einmaliger negativer Corona-Test gleich nach der Rückkehr ausreicht, werde der Realität nicht gerecht. In der Vergangenheit habe es Beispiele dafür gegeben, dass die Infektion erst Tage nach der Rückkehr erkannt wurde. Daher solle der Bund seine Verordnung ändern oder den Ländern die Möglichkeit einräumen, selbst darüber zu entscheiden. Mecklenburg-Vorpommern habe sich im Vorjahr für die sicherere Variante entschieden und wolle das auch wieder tun, wenn der Bund dies ermöglicht.
"Wir stehen im Moment gut da. Doch gerade wegen der weltweit um sich greifenden Delta-Variante des Coronavirus sollten wir nun besonders vorsichtig sein. Wir müssen alles dafür tun, dass wir die hart erkämpften Lockerungen beibehalten können und nicht wieder gezwungen werden, zu Schließungen zurückzukehren", erklärte Schwesig.
Trotz des einsetzenden Urlauberzustroms aus vielen Teilen Deutschlands verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern aktuell mit einer Inzidenz von etwa zwei Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen den bundesweit geringsten Wert. Das Land hat trotz Kritik lange an seinem Einreiseverbot für auswärtige Gäste festgehalten und erst Anfang Juni wieder Urlaub im Nordosten zugelassen.
Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick
Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.
Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):
- Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
- Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
- Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
- Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
- Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich
Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :
- Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
- Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen
Hoteliers kritisieren Hamburgs Tourismusstrategie
Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hat die Tourismusstrategie des Hamburger Senats kritisiert. „Hamburgs Fokussierung in der Außendarstellung als lebenswerte Stadt mit hoher Lebensqualität einerseits und Standort mit Events andererseits fällt uns momentan auf die Füße“, erklärte der Vizepräsident des Dehoga Hamburg, Niklaus Kaiser von Rosenburg. Aufgrund der Corona-Krise seien Events rar und die Werbung für diese wenigen Veranstaltungen noch rarer.
Das Leitbild der lebenswerten Stadt habe in den vergangenen Jahren die Zahl der Einwohner und jungen Familien steigen lassen, aber keinen touristischen Aspekt gebracht. „Im Gegenteil, für einige Bevölkerungsgruppen steht Lebensqualität sogar im Widerspruch zu Tourismus“, monierte der Dehoga-Vize. Doch diese Sichtweise greife zu kurz. Der Tourismus trage dazu bei, die Stadt attraktiv zu machen. Als Beispiel nannte Kaiser von Rosenburg die Einnahmen aus der Kulturtaxe.
Auch der Geschäftstourismus lebe nicht nur von Kongressen und Messen, sondern maßgeblich davon, dass Firmen Hamburg als attraktives Ziel für Tagungen sähen. „Hier gibt es eine klare Verbindung zwischen touristischer Attraktivität und Geschäftsreisen“, sagte Kaiser von Rosenburg. In Berlin und anderen Hauptstädten funktioniere das schon wieder recht gut. Hamburg habe aber keinen Hauptstadt-Bonus. Darum müsse sich die Hansestadt in der Krise ein Stück weit neu erfinden.
„Bis dahin werden die Belegungszahlen in den Hamburger Hotels auf einem niedrigen Niveau bleiben“, prognostizierte der Dehoga-Vize. Noch stützten Kurzarbeit und Überbrückungshilfe die Betriebe. „Aber die Zeit läuft“, sagte Kaiser von Rosenburg. Sollten die Hotels bis Mitte August nicht genügend Buchungen haben, werde im Herbst wieder der Kampf um staatliche Hilfen beginnen.
Trotz der Wiederzulassung touristischer Übernachtungen seit Anfang Juni sehen die Hamburger Hotel- und Gaststätten ihre Geschäftsaussichten in den nächsten Monaten überwiegend negativ. In einer Umfrage des Dehoga von Mitte Juni schätzten mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der befragten Betriebe ihre Geschäftsentwicklung bis Ende des Jahres als „eher schlecht“, „schlecht“ oder sogar „sehr schlecht“ ein. Ohne private Feiern und Veranstaltungen kann der Umfrage zufolge nur knapp die Hälfte der Hotels und Gaststätten überleben. Zwei Drittel der Betriebe gaben an, sie brauchten noch mindestens fünf Monate Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter. Hamburg hat nach Angaben des Dehoga rund 350 Hotels mit 70.000 Betten.
Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick
- Corona in Hamburg – die aktuelle Lage
- Die Corona-Lage für ganz Deutschland im Newsblog
- Interaktive Corona-Karte – von China bis Hamburg
- Überblick zum Fortschritt der Impfungen in Deutschland
- Interaktiver Klinik-Monitor: Wo noch Intensivbetten frei sind
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- So wird in Deutschland gegen Corona geimpft
Corona-Party im Stadtpark eskaliert – Polizei räumt
Wie schon am vergangenen Wochenende haben sich am Freitagabend erneut Tausende Feiernde im Hamburger Stadtpark versammelt, und wie am vergangenen Wochenende eskalierte die Lage so weit, dass die Festwiese schließlich durch die Polizei geräumt wurde. Nach Polizeiangaben hielten sich in Spitzenzeiten bis zu 4000 Menschen auf der Festwiese zwischen Stadtparksee und Planetarium auf.
Auch in anderen Parks versammelten sich teils mehrere Hundert Menschen. Vereinzelt sei es zu Pöbeleien durch Betrunkene gekommen, einige Menschen seien auch in Gewahrsam genommen worden.
Am späteren Abend verschärfte sich die Lage im Stadtpark: Polizisten wurden aus Kleingruppen heraus so massiv mit Flaschen, Pyrotechnik und anderen Gegenständen beworfen, dass sie sich zwischenzeitlich zurückziehen mussten. Spezialkräfte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) übernahmen den Streifengang durch die unübersichtliche Menschenmenge.
Weil die nach der aktuellen Corona-Verordnung vorgeschriebenen Abstände nicht mehr eingehalten wurden, begann die Polizei schließlich gegen 23.45 Uhr mit der Räumung des Stadtparks. Beamte forderten Personengruppen direkt und per Lautsprecherdurchsage auf, das Areal zu verlassen. Gleichzeitig wurden weitere Kräfte angefordert, um den Park endgültig räumen zu können, sollte es zu weiteren Widerstandshandlungen kommen. Schon nach einer halben Stunde hatte sich die Menschenmenge auf der Festwiese stark gelichtet, nur noch kleinere Gruppen blieben zurück, die schließlich auch mit Nachdruck zum Verlassen des Parks aufgefordert wurden.
Dennoch gab es am Ende fünf Ingewahrsamnahmen und sechs Festnahmen. Drei Polizeibeamte seien bei dem Einsatz leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Der NDR berichtete, dass auch mehrere Feiernde verletzt worden seien. Die Polizei konnte dazu auf Nachfrage keine Angaben machen. Gegen 2 Uhr entspannte sich die Lage schließlich.
Schon in der vergangenen Woche hatten sich bis zu 7000 Feiernde im Stadtpark versammelt, bevor er durch die Polizei geräumt wurde. Die Polizeigewerkschaften GdP und DPolG vertreten unterschiedliche Ansichten zum Geschehen: Während die Gewerkschaft der Polizei eine "gesamtgesellschaftliche Anstrengung" forderte, um weitere Eskalationen zu vermeiden, rügte die Deutsche Polizeigewerkschaft die Politik des Senats und forderte " offizielle, risikoarme Open-Air-Events als Angebot für die Party-Szene der Stadt".
Lockerungen, was Tanzveranstaltungen unter freiem Himmel angeht, hatte der Senat bereits Anfang der Woche für die nähere Zukunft in Aussicht gestellt – inwiefern die zunehmende Verbreitung der Delta-Variante diese Pläne beeinflusst, ist noch nicht absehbar.
Daniel Günther: "Genießt den Sommer!"
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) wünscht den Schleswig-Holsteinern entspannte Sommerwochen im Juli und August. „Genießt den Sommer und nutzt die Freiheiten, die wir endlich wieder zurückgeben können!“, sagt der CDU-Politiker angesichts der aktuell niedrigen Corona-Infektionszahlen. „Wir haben momentan eine komfortable Situation, aber die Pandemie ist noch nicht vorbei – deshalb müssen wir weiter die Regeln wie Abstand halten befolgen.“ Er rate nach wie vor zu Umsicht und Zurückhaltung, sagt Günther. „Aber die aktuelle Situation ist nicht bedrohlich.“
Auch die am Montag in Kraft tretenden weiteren Öffnungsschritte seien intensiv mit Experten abgestimmt worden, betont Günther. „Wir gehen immer noch einen sehr vorsichtigen Weg, nicht zuletzt wegen der auch bei uns aufgetauchten Delta-Variante des Coronavirus.“ Deshalb bleibe es auch weitestgehend bei der Maskenpflicht in Räumen. „Die Delta-Variante werden wir aufmerksam beobachten, aber solange die Inzidenzen so niedrig bleiben, müssen wir auch nicht in Alarmismus verfallen.“
Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen
- Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
- Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
- Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
- Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
- Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
- Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.
Günther appelliert an die Schleswig-Holsteiner, die Möglichkeiten zum Impfen zu nutzen. „Die Priorisierung ist ja aufgehoben und Kapazitäten sind auch vorhanden.“ Bis September sollten so viele Menschen geimpft sein, dass Freiheiten dann nicht wieder eingeschränkt werden müssen, sagt Günther. Leider gebe es auch Menschen die sich nicht impfen lassen wollen. „Von diesen wollen wir möglichst viele auch noch überzeugen.“
Um ein Konzept mit grundsätzlichen Lehren aus der Pandemie zu erarbeiten, ist es aus Günthers Sicht noch zu früh. „Wir haben in jedem Schritt etwas dazugelernt.“ In jedem Fall notwendig sei eine größere Unabhängigkeit bei der Versorgung mit Schutzmaterial wie Masken und Kitteln. „Wir müssen uns wappnen, damit wir nicht noch einmal in eine solche Situation kommen wie zu Beginn der Pandemie.“
Im Übrigen gebe es auch positive Lerneffekte, zum Beispiel im Hinblick auf Schulen und Digitalisierung. „Mit Videokonferenzen können wir auch in Zukunft auf viele teure und die Umwelt belastende Dienstreisen verzichten“, nannte Günther als Beispiel.
Inzidenz in Schleswig-Holstein: Nur Pinneberg weiter zweistellig
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist auf 3,3 gesunken. Von Donnerstag auf Freitag wurden 14 Corona-Neuinfektionen gemeldet; vor genau einer Woche waren es 24. Es gab keinen weiteren Corona-Todesfall, wie aus Daten der Landesmeldestelle in Kiel von Freitag (Stand: 25.6., 19.27 Uhr) hervorgeht. Im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion wurden bislang seit Beginn der Pandemie 1620 Todesfälle registriert.
29 Menschen wurden mit Covid-19 in einem Krankenhaus behandelt und damit einer mehr als am Vortag. Auf Intensivstationen lagen 19 Corona-Patienten, ebenfalls einer mehr als am Mittwoch. 15 von ihnen wurden beatmet. Diese Zahl blieb konstant.
Die Regionen mit der höchsten Sieben-Tage-Inzidenz im Land sind erneut die Kreise Pinneberg (10,8) und Stormarn (7,8). In Nordfriesland lag die Sieben-Tage-Inzidenz den dritten Tag in Folge bei Null, auch aus Schleswig-Flensburg wurden in den vergangenen sieben Tagen keine neuen Corona-Fälle gemeldet.
Hamburgs Bürgermeister Tschentscher gegen Corona geimpft
Nun hat auch Hamburgs Bürgermeister seine erste Corona-Impfung bekommen: Peter Tschentscher ließ sich am Freitagnachmittag im Hamburger Impfzentrum eine Spritze geben und bedankte sich im Anschluss bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern "für die sehr gute Organisation in den vergangenen Monaten". Warum der SPD-Politiker verhältnismäßig spät dran kam, hat er im großen Abendblatt-Sommerinterview erklärt.
Lesen Sie hier den Corona-Newsblog für Hamburg und den Norden vom Vortag