Hamburg. Polizei räumt zwei Nächte hintereinander Festwiese mit Tausenden Feiernden. Mehrere Beamte verletzt. Stadtreinigung im Großeinsatz.
Traurige Bilanz eines eskalierten Partywochenendes: Wie schon vergangene Woche haben sich Freitag- und Sonnabendabend jeweils Tausende Feiernde im Hamburger Stadtpark versammelt. Erneut eskalierte die Lage so weit, dass die Festwiese schließlich an beiden Abenden durch die Polizei geräumt wurde und es dabei auch zu mehreren Festnahmen und Verletzten kam.
Nach Polizeiangaben hielten sich am späten Freitagabend zu Spitzenzeiten bis zu 4000 Menschen auf der Festwiese zwischen Stadtparksee und Planetarium auf. Am späten Sonnabend versammelt sich dort etwa 2500 Hamburgerinnen und Hamburger.
Tausende Menschen feiern im Hamburger Stadtpark
Bis 22 Uhr blieb es am Sonnabendabend recht ruhig, wie der Lagedienst auf Anfrage mitteilte, es habe lediglich ein paar Corona-Verstöße, kleinere Delikte und eine Körperverletzung gegeben. Gegen 22.40 Uhr sei es zu einem ersten Flashmob mit etwa 300 Personen gekommen, so eine Sprecherin des Lagedienstes. "Vereinzelt wurden Böller gezündet und in Richtung Polizei geworfen". Um 23 Uhr hätten sich noch etwa 800 Personen auf der Partywiese aufgehalten.
Dann habe sich ein zweiter Flashmob gebildet. Zu diesem Zeitpunkt begann die Polizei mit Lautsprecherdurchsagen, um die Feiernden an die geltende Corona-Verordnung, die ein Treffen mit maximal zehn Personen an öffentlichen Plätzen beinhaltet, zu erinnern. Zu allen anderen Personen solle Abstand gehalten werden, hieß es in den Durchsagen, die anfangs etwa alle zehn Minuten ertönten.
Angriffe auf Polizisten am späten Sonnabend
Mit zunehmder Dunkelheit und Alkoholisierung der Feiernden sei die Lage schließlich eskaliert, so die Sprecherin. Es sei dann erneut zu einem Flashmob gekommen, es habe ACAB-Rufe (all cops are bastards) gegeben, Beamte seien mit Flaschen beworfen worden. "Unterlassen Sie das Werfen von Gegenständen in Richtung der Polizei!", hieß es gegen 23.20 Uhr mehrmals per Lautsprecher.
Dadurch würden auch umstehende Personen gefährdet. Um 0.15 Uhr wurde die Festwiese schließlich geräumt, Über Lautsprecher wurden die Besucher gegen Mitternacht über die Räumung informiert und aufgefordert, den Stadtpark zu verlassen. "Gegen 0.40 Uhr war der Stadtparkt befriedet", so die Sprecherin. Die Bilanz der Partynacht: Zwei Polizisten wurden verletzt, zehn Personen festgenommen und sechs in Gewahrsam genommen.
Stadtreinigung muss Partymüll im Stadtpark beseitigen
In den Morgenstunden des Wochenendes mussten sich Mitarbeiter der Hamburger Stadtreinigung in mehrstündigen Einsätzen um die Beseitigung des zurückgelassenen Mülls der Feiernden kümmern. Glasflaschen, Pizzakartons, Chipstüten, Einmalgrills, all das werde leider liegengelassen, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Die Stadtreinigung gönne allen das Feiern, appellierte aber, die Parks gemeinsam sauber zu halten.
4000 Feiernde im Hamburger Stadtpark am Freitag
Am späten Freitagabend hatte sich die Lage im Stadtpark zum Wochenende erstmals massiv verschärft: Polizisten wurden aus Kleingruppen heraus so heftig mit Flaschen, Pyrotechnik und anderen Gegenständen beworfen, dass sie sich zwischenzeitlich zurückziehen mussten. Spezialkräfte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) übernahmen den Streifengang durch die unübersichtliche Menschenmenge.
Weil die nach der aktuellen Corona-Verordnung vorgeschriebenen Abstände nicht mehr eingehalten wurden, begann die Polizei schließlich gegen 23.45 Uhr mit der Räumung des Stadtparks. Beamte forderten Personengruppen direkt und per Lautsprecherdurchsage auf, das Areal zu verlassen.
Gleichzeitig wurden weitere Kräfte angefordert, um den Park endgültig zu räumen, sollte es zu weiteren Widerstandshandlungen kommen. Schon nach einer halben Stunde hatte sich die Menschenmenge auf der Festwiese stark gelichtet, nur noch kleinere Gruppen blieben zurück, die schließlich auch mit Nachdruck zum Verlassen des Parks aufgefordert wurden.
Setzte die Polizei Pfefferspray im Stadtpark ein?
Dennoch gab es am Ende fünf Ingewahrsamnahmen und sechs Festnahmen. Drei Polizeibeamte seien bei dem Einsatz leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Der NDR berichtete, dass auch mehrere Feiernde verletzt worden seien. Die Polizei machte dazu auf Nachfrage keine Angaben. Auch für die Beobachtung, die Beamten seien mit Pfefferspray gegen Feiernde vorgegangen, gab es zunächst keine offizielle Bestätigung. Erst gegen 2 Uhr entspannte sich die Lage schließlich.
Schon in der vergangenen Woche hatten sich bis zu 7000 Feiernde im Stadtpark versammelt, bevor er durch die Polizei geräumt wurde. Die Polizeigewerkschaften GdP und DPolG vertreten unterschiedliche Ansichten zum Geschehen: Während die Gewerkschaft der Polizei eine "gesamtgesellschaftliche Anstrengung" forderte, um weitere Eskalationen zu vermeiden, rügte die Deutsche Polizeigewerkschaft die Politik des Senats und forderte "offizielle, risikoarme Open-Air-Events als Angebot für die Party-Szene der Stadt".
Lockerungen, was Tanzveranstaltungen unter freiem Himmel angeht, hatte der Senat bereits Anfang der Woche für die nähere Zukunft in Aussicht gestellt – inwiefern die zunehmende Verbreitung der Delta-Variante diese Pläne beeinflusst, ist noch nicht absehbar.
Eskalierte Partys nicht nur in Hamburg
Außer in Hamburg kam es auch in anderen Städten im Norden zu Problemen mit Feiernden. In Lübeck wurde gegen Mitternacht der Drehbrückenplatz geräumt, auf dem rund 300 Menschen waren. Der Einsatz sei jedoch ohne größere Schwierigkeiten verlaufen, teilte die Polizei mit.
In Kiel hatte die Stadt am Donnerstag neue Regeln beschlossen, nachdem auch dort bereits mehrfach der Schrevenpark geräumt werden musste und sich Anwohner über den Lärm beschwert hatten. Zwischen 22 und 6 Uhr darf nun im Park sowie in den angrenzenden Grünanlagen am Arndt- und Lessingplatz keine laute Musik mehr abgespielt werden.