Offenbach/Hamburg. Dramatische Szenen im Osten der Stadt. Bus- und Bahnverkehr eingeschränkt. 1000 Einsätze der Feuerwehr. Notunterkünfte für Bürger.

 Nach teils sintflutartigen Regenfällen sind die Feuerwehren in Hamburg und Schleswig-Holstein am Donnerstag zu Hunderten Unwettereinsätzen ausgerückt. Es kam zu massiven Überflutungen, Straßen standen teilweise bis zu einem Meter unter Wasser, wie die Feuerwehr berichtete. Dicke Hagelkörner prasselten auf die Dächer. Autofahrer kamen nicht mehr aus ihren Wagen heraus, so stark hatte der Regen viele Fahrbahnen bereits gegen 17 Uhr überschwemmt. In einer Kita lief ein Gefahrguteinsatz. In Lohbrügge droht weiterhin ein Wohnhaus einzustürzen.

Allein bei der Feuerwehr Hamburg waren bis in die Nacht 1000 Einsätze im Zusammenhang mit dem Unwetter aufgelaufen. Einsatzschwerpunkt ist neben den zahlreichen Überflutungen und vollgelaufenen Kellern im Gebiet Bergedorf/Lohbrügge das BG Klinikum Hamburg Boberg. Hier sind Kellerräume überflutet, der Betrieb ist aber nicht gefährdet. Der Einsatz der Hilfskräfte wird sich über die gesamte Nacht hinziehen, teilte die Feuerwehr mit.

Busverkehr eingeschränkt

Die Busse fahren insbesondere in Bergedorf nur noch eingeschränkt, das Unwetter mit Ankündigung behinderte dort bereits am Nachmittag den Verkehr. Abschnitte der Bergedorfer Straße (B5) sind nach einem Platzregen gesperrt, wegen Reinigungsarbeiten nach einer Verschlammung der Fahrbahn bis mindestens in die Nacht, hieß es bei der Polizei. Auch die Zufahrt auf die Autobahn A1 ist hier mindestens bis Freitag gesperrt. Denn der Tunnel, der von der Bergedorfer Straße an der Autobahnanschlussstelle Billstedt auf die A1 führt, ist geflutet.

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Auch die U-Bahn ist betroffen: Auf der Linie U1 ist der Betrieb zwischen den Haltestellen Farmsen und Berne vorsorglich eingestellt. Ab Freitag zum Betriebsbeginn wird auf dieser Strecke ein Pendelbetrieb eingerichtet. Für Fahrgäste bedeutet dies, dass die Züge verkehren, jedoch jeweils ein Umstieg erforderlich ist. Zusätzlich bleibt der Ersatzverkehr mit Bussen bestehen. Die Dauer der Maßnahmen ist weiterhin unklar, teilte die Hochbahn mit.

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Im Stadtteil Lohbrügge sei die Situation für die Einsatzkräfte besonders prekär gewesen, sagte ein Sprecher.
Die Kraft der Wassermassen hat hier furchtbare Spuren hinterlassen: Der
Parkplatz eines Hauses im Hamburger Stadtteil Lohbrügge ist
weggerissen, zurück bleibt ein riesiges Erdloch. Darin liegt ein
umgekipptes Auto.

Anwohner unter Schock

Das angrenzende weiße Mehrfamilienhaus einer
Genossenschaft ist nicht mehr bewohnbar, denn die Seite ist
aufgerissen. „Man steht so unter Schock“, sagt Anwohnerin Julia
Knobloch, ihre Augen füllen sich mit Tränen. In ihre Wohnung kann
sie erst einmal nicht zurück: Einsturzgefahr. Ein Statiker ist für
eine Untersuchung des Hauses angefordert. Die Feuerwehr ist vor
Ort. In einem Bus können sich Anwohner aufwärmen, auch für Essen
und Getränke haben die Einsatzkräfte gesorgt.

In einer Kita hatte es einen Gefahrguteinsatz gegeben, weil Schwimmbad-Chlorbehälter umhertrieben, berichtete ein Polizeisprecher. Einen Rollstuhlfahrer hätten die Rettungskräfte aus seiner überschwemmten Wohnung im Erdgeschoss in Sicherheit gebracht.

Menschen in Autos eingeschlossen

Die Keller im Bergedorfer Klinikum, vormals Boberger Klinikum, seien mit Wasser voll gelaufen, es wurde sogar eine Evakuierung erwogen, hieß es. Menschen waren in ihren Fahrzeugen eingeschlossen, Wasser lief in Häuser und bedrohte die Bewohner. Alle Personen konnten rechtzeitig gerettet werden. Verletzte sind nicht zu beklagen, meldet die Feuerwehr.

Das Unwetter hat auch Oststeinbek östlich von Hamburg unter Wasser gesetzt. Es sei das größte Hochwasser seit Jahrzehnten, sagte der Sprecher der Feuerwehr, Christian Höft, am Abend. Auch der Katastrophenschutz sei beteiligt.
Ein
reißender Strom rauscht unaufhaltbar ins Erdgeschoss eines Hauses.
Davor hat sich ein See gebildet, eine Seitenwand ist eingestürzt.
In den Fluten zappeln noch Lamellen eines weißen Tors.

Haus mit Booten evakuiert

 Am Rand
stehen zwei der Bewohner, noch zu aufgewühlt, um Details zu
erzählen. Sie sehen mit an, wie ihr Elternhaus Opfer der Fluten
wird. „Wir haben gegen 19 Uhr drei Personen – die Bewohner
dieses Hauses – mit Booten evakuiert“, erzählt Feuerwehrsprecher
Christian Höft. Nur 15 Minuten danach sei die Wand im Erdgeschoss
eingestürzt.
Auch der Strom sei in einem Ortsteil ausgefallen, weil ein Trafohaus weggespült wurde. Im Bürgersaal sei zudem eine Notunterkunft eingerichtet worden.

Auch im Landkreis Harburg wütete gegen 17.30 Uhr ein schweres Unwetter. Insbesondere in Rottorf und Oldershausen wurden Keller überflutet. Ein Blitz schlug in einer Fabrik ein, es wurde aber niemand verletzt. 

In Lüneburg hatten die Passanten in der Altstadt Glück im Unglück. Es lösten sich Steine von einem Dach und fielen herab. Verletzt wurde niemand, doch die Reparaturen werden noch Tage dauern.

Hagel in Quickborn

Auch im Raum Quickborn hat der Starkregen bereits am Nachmittag eingesetzt. Straßen sind überflutet, die Fahrzeuge müssen umgeleitet werden, große Hagelkörner prasselten auf die Dächer. „Durch den starken Regen und Hagelschauer mit Hagelkörnern von einem Durchmesser von rund fünf Zentimetern sind zahlreiche Keller vollgelaufen und Straßen überflutet“, hieß es bei der Feuerwehr. Rund 70 Einsätze waren es bis zum Abend.

Warnung des Wetterdienstes

Der Deutsche Wetterdienst hatte bereits am Donnerstagmittag eine amtliche Unwetterwarnung für Hamburg und Teile von Schleswig-Holstein und Niedersachsen herausgegeben. Es werde schwere Gewitter und "heftigen Starkregen" geben, hieß es.

Die katastrophalen Auswirkungen des Gewitters hatten laut Dominik Jung, Meteorologe beim Hamburger Institut für Wetter und Klimakommunikation, mit den eher trägen Luftmassen zu tun. Es seien sehr große Regenmengen sehr lange in derselben Gegend gefallen, so Jung.

Deutscher Wetterdienst bei Twitter

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Jörg Kachelmann bei Twitter

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Bis zum Abend hatten die Veranstalter des 829. Hafengeburtstages derweil Glück: „Es war, als ob ein Schutzschild über dem Hafengeburtstag gelegen hätte“, sagte DWD-Meteorologe Robert Scholz. Die Landungsbrücken blieben auch zur Einlaufparade auf einige Regentropfen verschont.