Hamburg. Plattform wewave vermittelt Promi-Videobotschaften. Mehr als 70 Schauspieler, Musiker und Sportler machen mit.

Stell dir vor, du hast Geburtstag, und Kiez-Legende Kalle Schwensen meldet sich mit einer persönlichen Videobotschaft. Oder „Bergdoktor“-Liebling Ronja Forcher sendet Grüße zur Goldhochzeit der Großeltern.

Und Nico „Patsche“ Patschinski gratuliert deinem Bruder, einem FC-St.-Pauli-Fan, zur bestandenen Führerscheinprüfung, während Onkel Hermann mit einem eigens für ihn aufgenommenen Ständchen der HSV-Stadionband Abschlach! überrascht wird: Über die Onlineplattform wewave, im vergangenen Jahr von den Hamburger Unternehmern Henning Manninga und Oliver Schulze gegründet, können Fans persönliche Videobotschaften bei mittlerweile mehr als 70 Prominenten bestellen.

Die Videogrüße kosten zwischen zehn und 150 Euro

Die individualisierten Grüße, jeweils zwischen 30 Sekunden und zwei Minuten lang, kosten – von den Schauspielern, Musikern und Sportlern selbst festgelegt – zwischen zehn und 150 Euro, wie derzeit nur Schauspieler Sven Martinek („Morden im Norden“, „Der Clown“) aufruft. Mindestens zehn Prozent des Betrags, das haben die Macher in den Teilnahmebedingungen festgelegt, müssen für einen guten Zweck gespendet werden.

„Das ist für uns ein ganz zentraler Punkt“, sagen Henning Manninga und Oliver Schulze, beide ausgebildete Veranstaltungskaufleute, die sich bereits seit fast 20 Jahren kennen. „Natürlich handelt es sich um eine Dienstleistung, die mit Aufwand verbunden ist, der ja auch vergütet werden soll. Aber wir wollen das unbedingt mit Nachhaltigkeit verbinden“, so die Freunde aus St. Pauli, die noch unentschlossenen Künstlern gern Benny Adrions Verein Viva con Agua für die Spende ans Herz legen. „Aber die meisten haben gleich eine bestimmte Einrichtung im Sinn, die sie unterstützen möchten.“ In Hamburg reiche das von der Stiftung Mittagskinder bis zum Kinderhospiz Sternenbrücke.

Manche der Prominenten spenden die gesamte Einnahme

Manche der Prominenten spenden die gesamte Einnahme, wie zum Beispiel Ex-Fußballtorwart Timo Hildebrand, der zum Kader der Nationalelf gehörte. Mehr als 50 Videos habe er bereits über die Plattform verschickt. „Viele Geburtstagswünsche, aber auch Motivationszurufe“, so der Sportler, der 49 Euro pro Botschaft aufruft. Der Erlös fließe komplett an die Hilfsorganisation Stelp, die weltweit verschiedene Projekte unterstütze und auch in der Flüchtlingsarbeit aktiv sei. „Für mich geht es null um Profit, sondern um doppelten Gewinn: Ich bereite jemandem mit meinem Video eine Freude und kann auch noch helfen.“

Die Macher: Oliver Schulze (l.) und
Henning Manninga.
Die Macher: Oliver Schulze (l.) und Henning Manninga. © Unbekannt | Roland Magunia

Nun könnte man denken, dass wewave perfekt in diese Zeit passt, in der Händeschütteln und Umarmungen ausgeschlossen sind und nur noch das (virtuelle) „Winken“ bleibt. Doch die Idee entstand bereits vor Corona, im September 2019. Henning Manninga, der mit einer Reiseagentur selbstständig ist, stieß im Internet auf Frank Zanders personalisierte Geburtstagsständchen aus den 90er-Jahren. „Er wurde damals dafür belächelt, aber ich fand den Einfall witzig.“ Es gelte, die Autogrammkarte in die Jetzt-Zeit zu übersetzen, Fans und Stars einander näherzubringen, fand er.

Stars von Nachfrage überrascht

Gemeinsam mit Oliver Schulze, 43, der hauptberuflich als Konzertveranstalter tätig ist und daher weiß, dass es ohnehin haufenweise Fananfragen gibt, entwickelte der 39-Jährige eine App, die es den Prominenten ermöglicht, die Wünsche inklusive Video direkt und zügig abzuwickeln „ohne dass einer noch irgendein Mailfach checken muss“.

Im Januar 2020 gingen die beiden Start- up-Unternehmer mit ihrem Projekt und knapp 40 Prominenten an den Start. Mit großem Erfolg. „Selbst manche Stars waren von der Nachfrage überrascht“, sagt Henning Manninga und erzählt von VfB Stuttgart-Ikone Hansi Müller, der in den sozialen Medien überhaupt nicht aktiv ist. „Hansi Müller war völlig perplex und meinte: Also mit 25 Anfragen binnen vier Wochen habe ich so lange nach Karriereende nicht gerechnet.“

„Stromberg“ und Henssler sind Wunschkandidaten

Richtig viele wollen auch eine persönliche Videobotschaft von Schauspieler Ralf Richter (95 Euro) , der mit „Das Boot“ und als Kalle Grabowski in „Bang Boom Bang“ Kultstatus erreichte, und von Kiez-Legende Kalle Schwensen (90 Euro). „Das ist insofern wenig überraschend, weil das natürlich ganz eigene Charaktere sind, die oft richtig geniale Botschaften produzieren“, sagen die Macher, an die ein „kleiner Prozentsatz“ der Einnahmen geht.

„Überraschend viele“ Videobotschaften habe er bereits über wewave verschickt, sagt Kalle Schwensen. Das reiche von Geburtstagsgrüßen über Danksagungen bis hin zu „spaßigen Drohungen, zum Beispiel an einen Pokerspieler“. „Besonders gefallen hat mir, dass eine Frau ihren Sohn Kalle genannt hat und ich dazu etwas sagen sollte“, sagt der Hamburger, der einen Teil seines Honorars für die SterniPark Babyklappe stiftet. „Das Angebot von wewave kam genau zur richtigen Zeit: Denn was bleibt gerade anderes übrig, als im Internet aktiv zu sein?“

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Die Macher, die auch nach Investoren suchen, erweitern stetig ihr Portfolio an Prominenten, die nach Eingang einer Anfrage maximal sieben Tage Zeit für die Videobotschaft haben. Christoph Maria Herbst alias „Stromberg“ sei ein Wunschkandidat. „Lotto King Karl und Steffen Henssler wären auch super.“