Hamburg. Der Umweltsenator hatte die Amtsgeschäfte Anfang der Woche wieder übernommen. Die Abgeordneten begrüßten ihn mit Applaus.

Es war ein sehr emotionaler Moment, wie er in der Politik selten ist. „Es ist schön, wieder da zu sein“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) sichtlich bewegt zu Beginn seiner Rede in der aktuellen Stunde der Bürgerschaft. Vor drei Monaten hatte der Grünen-Politiker wegen einer Krebserkrankung die Amtsgeschäfte ruhen lassen. Nach erfolgter Operation und anschließender Reha meldete sich Kerstan in der vergangenen Woche zurück.

Die Abgeordneten hatten den 56 Jahre alten Grünen-Politiker bei seinem ersten öffentlichen Auftritt bereits mit einem kräftigen Applaus begrüßt. „Ich möchte mich für die vielen sehr herzlichen Wünsche bedanken. Es ist gut zu wissen, dass bei allem politischen Streit Menschlichkeit eine wichtige Rolle spielt“, sagte Kerstan und fügte hinzu: „Ich bin drei Monate ausgefallen. In dieser Zeit hat sich die Welt verändert.“

Nach Krebserkrankung: Kerstan steigt in Debatte ein

So bot das von der SPD angemeldete Thema der Energiewende in Hamburg in Zeiten des Ukraine-Krieges durch die russische Aggression den willkommenen Anlass für Kerstan, wieder in die Debatte einzusteigen. „Wir stehen vor großen Herausforderungen. Manches muss neugedacht werden. Aber das gilt nicht für den Klimaschutz, im Gegenteil: Der Konflikt mit Russland macht uns eines sehr deutlich: Die Energieversorgung betrifft unmittelbar unsere Souveränität.“ Die Frage einer sicheren Energieversorgung ohne Kohle, Gas und Öl aus Russland sei „eine Frage der Freiheit, der Demokratie und unserer Lebensweise“. Dabei spiele der Klimaschutz eine zentrale Rolle.

„Wir wollen alles tun, bis zum Wintereinbruch im Hamburger Hafen ein schwimmendes LNG-Terminal zur vorübergehenden Nutzung in Betrieb zu nehmen“, sagte SPD-Umweltpolitiker Alexander Mohrenberg. Das könne ein Beitrag sein, sich kurzfristig aus der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu lösen.

Energiewende: „Rot-Grün macht so weiter wie bisher"

„Rot-Grün macht so weiter wie bisher und hat keine einzige neue Idee vorgetragen. Die kleinen Bausteine werden aber die großen Probleme nicht lösen“, kritisierte der CDU-Energieexperte Stephan Gamm. Vielmehr müsse über eine längere Nutzung von Atomkraft und heimischer Braunkohle nachgedacht werden.

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„Und wir müssen die modernsten Steinkohlekraftwerke weiter nutzen“, sagte Gamm, der damit auf das Kraftwerk Moorburg anspielte. „Nur das alles zusammen würde dazu führen, dass wir mittelfristig nicht abhängig bleiben von Diktatoren“, so der CDU-Politiker.