Hamburg. Diese Woche sollte in Hamburg Europas größte Digitalmesse stattfinden. Dann kam Corona. Lesen Sie hier dennoch die Neuentdeckungen.

Philipp Westermeyer und sein Team bei OMR bekommen ziemlich viel von dem mit, was in der Welt von Marketing und Medien gerade so läuft. Wer sind die wichtigen Player, wer die unentdeckten Talente, wer die kommenden Stars? Darum ist es nur logisch, all die Leute, die in den vergangenen Monaten herausgestochen haben, einmal in einem Ranking zu versammeln. „Moment“, denkt sich mancher von euch jetzt vielleicht, „diese Top-50-Liste von OMR, die kenne ich doch aus ,Horizont‘?!“ Tatsächlich war dieses Ranking bislang immer in einer Sonderausgabe des Fachmagazins abgedruckt, die anlässlich des OMR Festivals erschienen ist.

Nun gibt es dieses Jahr kein Festival und auch kein zugehöriges „Horizont“-Heft. Aber die Liste sollte es trotzdem geben. Darum haben die Crews von OMR, „Horizont“ und Hamburger Abendblatt kurzerhand beschlossen, dem Ranking in diesem Jahr im Magazin „Philipp“ und im Hamburger Abendblatt eine Art Corona-Asyl zu gewähren. Hier also ist es: „OMR 50 – das Ranking“. Sicher ist mancher alte Bekannte dabei und auch die eine oder andere Entdeckung. Wer trotzdem denkt, dass hier jemand fehlt, der im kommenden Jahr unbedingt in dieses Ranking gehört – einfach eine kurze E-Mail an redaktion­@omr.com. Nun aber viel Spaß mit den Sternen der Branche.


1. Tobias Lütke , Shopify

Die Tickets Hamburg−Ottawa waren fast gebucht. Nach wochenlangem Werben, Warten, Hoffen, Überzeugen hatte Tobias Lütke eingewilligt, Philipp Westermeyer zu sich in die Shopify-Zentrale einzuladen. Der 39 Jahre alte Gründer mit deutschen Wurzeln gilt als öffentlichkeitsscheu. Umso mehr hatten wir uns gefreut, mit ihm sprechen und nicht nur über ihn schreiben zu können. Die große Reportage des Magazins „Philipp Volume 2“ hätte es werden sollen. Doch dann wurde die Reise wie so vieles gecancelt, das Treffen vertagt.

Covid-19 beschert Shopify einen Höhenflug. Die E-Commerce-Software ist das Tool der Stunde für viele, die bislang zurückhaltend waren, ihre Produkte online anzubieten. Denn Shopify bietet ihnen den schlüsselfertigen Einstieg. Die Kunden können sich mit der Plattform einen Shop samt Bezahlsystem bauen. Im Hintergrund sind Tools für Buchführung, Versandabwicklung und Marketing integriert. Mehr als eine Million Händler weltweit nutzen die Software.

Die Wette auf die große Zukunft von Shopify, das 5000 Leute beschäftigt, aber noch keine schwarzen Zahlen schreibt, läuft. Der Jahresumsatz des kanadischen Unternehmens belief sich 2019 auf 1,6 Milliarden US-Dollar. Der Marktwert liegt bei knapp 75 Milliarden US-Dollar. Der Wert des Unternehmens hat sich durch Covid-19 ungefähr verdoppelt. Nicht schlecht für einen Laden, dessen Wurzeln in einem gescheiterten Snowboard-Shop liegen.

Shopify-Mitgründer Tobias Lütke ist der technische Mastermind. Seine Story ist die des autodidaktischen Nerds. Als Kind habe er so viel Zeit wie möglich am Computer verbracht, erzählte er vor Jahren einer kanadischen Zeitung. Schrieb Computerspiele um, lötete am Rechner herum. Statt bis zum Abi­tur­ durchzuhalten, begann Tobias Lütke nach der zehnten Klasse eine Ausbildung. Siemens wollte Coder für die Programmiersprache Java heranziehen. Doch Lütke fühlte sich eingeengt. Nicht von der Ausbildung, sondern von Java.

Er hat noch eine zweite Leidenschaft: Snowboarding. Die führte Lütke ins kanadische Whistler, wo er die Frau kennenlernte, für die er mit 22 Jahren seine Heimat verließ. Zwei Jahre später lernte er auf einer Party Scott Lake kennen. Lütke, damals in einer Art Coding-Burn-out, suchte eine neue Aufgabe, und aus dem Party-Small-Talk wurde der Plan, eine Firma zu starten. Da Lütke für den Snowboard-Onlineshop Snowdevil keine Software fand, die seinen Ansprüchen genügte, setzte er sich wieder selbst an die Tastatur. Schnell wurde den beiden klar, dass Lütkes E-Commerce-Anwendung das erfolgversprechendste Produkt ihres Start-ups war. Mit 200.000 geborgten US-Dollar gründeten Lütke und Lake 2006 Shopify.

Ob auch das bislang größte strategische Investment ein Erfolg wird, muss sich zeigen. 2019 kündigte Shopify an, eine Milliarde US-Dollar in den Aufbau einer Lieferinfrastruktur zu stecken. Mit Robotern ausgestattete Lager und smarte Software, die tief in die Systeme von Shopify integriert ist, sollen den Händlern helfen, ihre Waren günstiger und schneller zu den Kunden zu bringen.


2. Die Macher in der Corona-Krise

Die freundlich-aufklärerische Figur Mr. Rogers ist in den USA so etwas wie hierzulande die Maus. Ihr Schöpfer, der TV-Moderator Fred Rogers, hat einmal erzählt: Immer wenn er als Kind etwas Beängstigendes im Fernsehen gesehen habe, meinte seine Mutter: „Look for the helpers“, also: Richte deinen Blick auf die Helfer. Als wir mit der Arbeit an diesem Ranking begannen, waren wir ratlos: Kann man in dieser Zeit wirklich den Spot auf Onlinemarketing-Macher richten? Denn uns ist klar, die Branche ist weit davon entfernt, systemrelevant zu sein. Nun jedoch an dieser Stelle Krankenschwestern und Supermarktkassierer neben Onlinemarketing-Machern aufzuführen hätten wir als undankbar, unpassend und effekthascherisch empfunden. Wir wollen deswegen dafür an dieser Stelle „Mr. Rogers’“ Ratschlag befolgen und auf die Helfer schauen: all jene aus der Digitalbranche, die anderen zur Seite gesprungen sind. Onlinemarketing-Experten, die viel Zeit darin investiert haben, kleinen Ladeninhabern unentgeltlich zu erklären, wie E-Commerce und Onlinemarketing funktionieren. Die für Unternehmen aus ihrer Region unentgeltlich Websites erstellt haben – auf denen diese etwa Gutscheine verkaufen können, um sich finanziell über Wasser halten zu können.


3. Loredana, Musikerin

Als im Juni 2018 Loredana Zefi, „Deutschrapperin aus der Schweiz mit kosovarischer Staatsangehörigkeit“ (Wikipedia) und bis zu diesem Zeitpunkt nahezu unbekannt, einen YouTube-Kanal einrichtet, dort ihren Song „Sonnenbrille“ hochlädt und plötzlich Hunderttausende Views und Klicks bekommt, verstehen selbst die Checker von Vice nicht, was da gerade passiert: „Aus dem Nichts hat die Rapperin Loredana einen Hit, und wir sind verwirrt“, so die einstige Taste­maker-Hochburg. Wer aber einmal erkennt, wie strategisch und effektiv eine Marketingmaschinerie hinter den Kulissen für Loredanas Erfolg arbeitet, wundert sich nicht mehr. Loredana und ihr Team haben genau verstanden, wie Hip-Hop-Marketing im Jahr 2020 funktioniert: Über Social Media (Instagram und immer stärker TikTok) teasern Loredana, ihr Management Two Sides und ihr Label Groove Attack von Anfang an die Musik der Rapperin immer wieder so geschickt an, dass ihre Songs schon ein Hit sind, wenn sie offiziell veröffentlicht werden. Die Früchte dieser Arbeit im Fall von Loredana: zweimal Platz eins der deutschen Single Charts 2019, viermal 2020, zuletzt im Duo mit Capital Bra. Aktuell ist die 24-Jährige als Testimonial von TikTok in einer TV-Kampagne im deutschsprachigen Raum zu sehen.


4. Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal, N26

Googles News-Suche liefert zum Stichwort „N26“ 133.000 Einträge – 5000 mehr als zu „OMR“. Nicht schlecht, bedenkt man, dass N26 drei Jahre jünger ist als OMR und keine Plattform, die sich mit diversen Facetten des Onlinemarketings und verwandten Feldern befasst, sondern eben eine Onlinebank. Anders gesagt: kaum ein Tag ohne News vom Berliner Fintech. Auch wenn es neben Produkt-Releases zuletzt eher Bad News waren wie der Rückzug aus dem britischen Markt, Abgänge hochrangiger Mitarbeiter oder Corona-bedingte Kurzarbeit – der Name des Start-ups ist eine Art Tempo-Taschentuch der Fintech-Szene geworden. Allein dafür gebührt den Gründern des Start-ups, das zum Haushaltsnamen für Onlinebanking geworden ist, ein Platz in diesem Ranking.

Noch ein Grund: Die beiden Gründer Valentin Stalf (vorn im Bild) und Maximilian Tayenthal – und viele aus dem N26-Führungskreis – spielen eine immer wichtigere Rolle als Investoren. Gerade für junge Finanzunternehmen ist es ein Ritterschlag, jemanden von N26 im Investorenkreis zu haben.


5. Felix Lobrecht und Tommi Schmitt, „Gemischtes Hack“

Comedy-Veteranen erklären ihren beruflichen Abstieg derzeit gerne damit, dass man inzwischen­ ja über nichts mehr Witze machen könne, ohne anschließend von der Political-Correctness-Mafia zerpflückt zu werden. Jeden Mittwoch – und seit Kurzem auch sonnabends – werden sie widerlegt. Denn dann geht eine neue Folge „Gemischtes Hack“ live, des Laber-Podcasts (im besten Sinne) von Felix Lobrecht und Tommi Schmitt. Die beiden Millennials suhlen sich gerne im Klischee-Humor und schrecken vor kaum einem Minderheitenwitz zurück. Mit Alltagsbeobachtungen, Anekdoten aus dem eigenen Leben und reichlich Selbst­ironie wurde ­„Gemischtes Hack“ zu Deutschlands beliebtestem Podcast. Der Erfolg liegt wesentlich an der perfekten Paarung der beiden Hosts. Schmitt gibt den westdeutschen Provinzschnösel, Lobrecht den street-smarten Proll aus Berlin-Neukölln.


6. Jaroslaw Kutylowski, DeepL

Der Chef eines deutschen 70-Mitarbeiter-Start-ups, der sich brüstet, sein Tool sei zehnmal besser als das konkurrierende Google-Produkt, hat entweder ein sehr großes Ego – oder ein verdammt gutes Produkt. Im Fall von DeepL aus Köln schlägt das Pendel eindeutig in Richtung gutes Produkt. Inzwischen mache seine Software auf Basis selbst lernender neuronaler Netze bei der Übersetzung eines Artikels aus der „New York Times“ vom Englischen ins Deutsche nur noch ein bis zwei Fehler – oder auch keinen. Das sagte DeepL-Mitgründer und -CEO Jaroslaw Kutylow­ski vor ein paar Wochen gegenüber den Kollegen von „Gründerszene“. Und wenn sogar die schweizerische Bundesverwaltung testen lässt, ob die Software für die massenhafte Übersetzung offizieller Dokumente und Fachtexte geeignet ist, dann müssen Dolmetscher wohl langsam wirklich nervös werden. Kein Wunder, dass die Kölner immer mal wieder als Kandidaten für eine Übernahme durch Google gehandelt werden. Doch Kutylowski weist die Frage danach stets zurück. Man fühle sich so unabhängig ganz wohl. Und tatsächlich dürften die Kunden – das haben viele Übernahmen einstiger Nischen-Challenger gezeigt – mehr von DeepL haben, solange es nicht in eins der GAFA-Ökosysteme eingehegt wird. Die Chancen dafür stehen offenbar gut. DeepL sei im achten Jahr in Folge profitabel. Und klar fragten „täglich“ Investoren an, erklärte der CEO im Interview. Und man bleibe auch gerne in Kontakt, Geld aber brauche man gerade keins.

Corona in Hamburg – die Bilanz des Bürgermeisters


7. Tina Neumann, TikTokerin

Wenn 17-Jährige sich eine Glatze rasieren, haben sich Erziehungsberechtigte früher tendenziell Sorgen gemacht. In der Social-Media-Aufmerksamkeitsökonomie aber sollten sie eher darüber nachdenken, ob sie einen Porsche bestellen. Zumindest, solange das Kind Influencer ist und bereit, seine Einnahmen aus den ab einer gewissen Reichweite möglichen Deals mit den Eltern zu teilen. In diesem Sinne und ein bisschen stellvertretend für alle Teenies, die gerade durch den krassen Hype um TikTok in den C-Promi-Status erhoben werden, verneigen wir uns vor der Österreicherin Tina Neumann. Die konnte – auch dank Rasur der vom vielen Umfärben zerstörten Mähne vor einigen Monaten und im Anschluss ausführlichst dokumentierter Wiederbehaarung – bald 260.000 YouTube-Abonnenten und 2,7 Millionen Follower bei TikTok sammeln. Mit aktuell 2,9 Milliarden Plays ihrer Lipsync-Clips bei TikTok ist Neumann derzeit erfolgreichster deutschsprachiger Creator auf der Plattform.


8. Christian Kroll, Ecosia

Die grüne Suchmaschine ist erfolgreich wie nie – und hat darum ein Problem: Es gibt einfach keine Bäume mehr, die Ecosia pflanzen könnte. Denn die Berliner finanzieren aus Erlösen von Werbeanzeigen 30 ausgewählte Pflanzprojekte in aller Welt. Zwischen zwei und 2,5 Millionen Euro setzt Ecosia im Monat um. Nach Abzug von Betriebs­ausgaben bleibt knapp die Hälfte übrig. 80 Prozent davon gehen in Pflanzprojekte. Seit dem Start 2009 haben die Nutzer der Suchmaschine fast 90 Millionen neue Bäume finanziert. „Damit“, sagt Ecosia-Gründer und -CEO Christian Kroll, „sind wir eine der größten Baumpflanzorganisationen der Welt.“ Und Ecosia wächst massiv. 40 der 90 Millionen Bäume kamen 2019 in die Erde.

Die angezeigten Ergebnisse kommen streng genommen aus den USA, nämlich von Microsofts Suchmaschine Bing. Ecosia reichert die Bing-Suchergebnisse jedoch an: Seit August 2019 flaggt ein Blattsymbol nachhaltig wirtschaftende Unternehmen in den Suchergebnissen aus. Kroll will solche grünen Features ausbauen. Das Ziel von Ecosia ist neben dem Aufbau eines profitablen Unternehmens der Bewusstseinswandel bei den Nutzern. Die sollen es sich nicht so bequem machen und glauben, einfach mit Ecosia statt Google im Web zu suchen wäre schon ein ausreichender Beitrag zur Weltrettung. „Denn einfach weitermachen wie bisher, und wir pflanzen zusätzlich ein paar Bäume“, so Kroll, „das reicht halt nicht.“


9. Anna und Ran Yona , Wildling Shoes

Anna und Ran Yona ziehen wegen besserer Bildungschancen für ihre Kinder vor ein paar Jahren von Israel nach Deutschland. Was ihnen hier fehlt? Ihren Kids dabei zuzuschauen, wie sie barfuß die Welt erkunden – das geht im warmen Tel Aviv einfach viel besser als in Engelskirchen in der Nähe von Köln. Weil ihre Kinder in ihren neuen Schuhen gar nicht laufen können, erdenken die beiden ihre eigene Art von Barfußschuhen und nennen sie „Minimalschuhe“. Die Treter haben eine besonders flexible Sohle und sind aus leichten Materialien gefertigt – so sollen die Füße die maximale Freiheit bekommen. Mittlerweile gibt es die Schuhe nicht mehr nur für Kinder, sondern auch für ihre Eltern. Sie tragen Namen wie „Rosenkäfer“, „Biber“ oder „Kranich“ und sind meist in schlichten Farben gehalten. Preis: zwischen 70 und 130 Euro. Die Idee scheint aufzugehen: Nur über den eigenen Webshop verkauft das Gründerpaar aktuell 150.000 Wildling Shoes pro Jahr. Jede Kollektion wird von der aktiven Community heiß erwartet – einzelne Modelle sind schon kurz nach Verkaufsstart ausverkauft. Auf Social Media zählt das Unternehmen die Tage und Stunden, bis eine neue Kollektion auf den Markt kommt, und erzeugt so immer wieder einen kleinen Hype. Und der wird zusätzlich von extrem aktiven Stammkunden getrieben. Die organisieren sich unter anderem in einer 21.000 Mitglieder starken Facebook-Gruppe, in der jeder Wildling-Schuh analysiert wird und neuen Käufern Tipps gegeben werden. Auch mit ihrer Vision moderner Arbeit überzeugen Anna und Ran Yona ihre Fans: Die 120 Mitarbeiter des Unternehmens haben auch schon vor Corona verstreut in Deutschland aus dem Homeoffice gearbeitet.


10. Sven Platte, Digistore24

Jene, die sich noch nie damit befasst haben, wie man mit Onlinekursen und „digitalen Infoprodukten“ (wie es in der Szene so schön heißt) Geld verdienen kann, haben vermutlich auch noch nie etwas von Digistore24 gehört. Das Unternehmen bietet eine technische In-frastruktur für den Verkauf eben dieser an. Zwischen 30.000 und 40.000 Anbieter (oder „Vendoren“, wie sie das Unternehmen selbst nennt) sind auf der Plattform aktiv – größtenteils Anbieter von Onlinekursen, aber vereinzelt auch Software-Unternehmen. Digistore24 gibt den Anbietern alle Werkzeuge an die Hand, um Kurse zu bauen, zu bewerben sowie zu verkaufen. Außerdem vermittelt das Unternehmen zwischen Kursveranstaltern auf der einen und Affiliate-Marketern auf der anderen Seite, die den Coaches gegen Provision zahlende Kunden zuführen. Die gesamten Prozesse dahinter bildet Digistore24 ab, behält ebenfalls einen Anteil an den generierten Umsätzen ein. Das Geschäft brummt – auch weil bei digitalen Produkten die Einstiegshürden niedrig, erfolgreiche Produkte leicht zu skalieren sind. Digistore24 hat sich so zum waschechten Hidden Champion entwickelt – mit 300 Millionen Euro Außen- und 30 Millionen Euro Innenumsatz.


11. Konstantin und Alexander Sixt, Sixt

Okay, hier steckt eine gewisse Ironie: Die beiden Sixt-Brüder stehen für die konsequente Digitalisierung des Autovermieters schon lange auf unserer Watchlist für dieses Ranking. Und dann kommt Corona, und auf einmal reden alle von Remote Work im Homeoffice und Video-Calls statt Dienstreisen und schwärmen, wie überfällig es war, die Digitalisierung der Arbeitswelt konsequent anzupacken. Nur die, die ihre Hausaufgaben längst gemacht hatten, sie stehen auf einmal dumm da. Weil eben gerade viel weniger Kunden per App ein Taxi rufen oder ein Sharing-Auto buchen, um damit zu einem Meeting zu fahren. Schon jetzt ist klar: Auf das Rekordjahr 2019 und den perfekt getimten Verkauf des Leasing-Geschäfts wird kein weiteres Rekordjahr folgen. Dennoch sehen wir in Konstantin und Ale­xander­ Sixt nach wie vor zwei, die das Unternehmen, dessen Namen sie tragen, mit Macht zum digitalen Mobilitätsdienstleister umbauen. Und darum ist für uns klar, dass sie gerade 2020 auf diese Liste gehören.


12. Gründer-Team, On

Das sollte so eigentlich nicht funktionieren! Drei Schweizer (David Allemann, Caspar Coppetti und Olivier Bernhard) gründen 2010 die Sportschuh-Firma On und wollen es mit Adidas, Nike, Asics & Co. aufnehmen. Und entgegen allen Erwartungen scheint der Plan tatsächlich aufzugehen. Die markanten „Wolken“-Schuhe tragen Topsportler aus der ganzen Welt – mehr als fünf Millionen Schuhe hat die Marke insgesamt schon verkauft. Und auch die Stars sind dabei: Will Smith lief seinen ersten Marathon in On-Tretern, Dwayne „The Rock“ Johnson hatte seine Ons während eines Super-Bowl-Auftritts an (unbezahlt). Ende 2019 steigt auch noch Tennissuperstar Roger Federer als Investor ein. Das Unternehmen soll bereits mehr als eine Milliarde Euro wert sein.


13. Jacob Fatih, Gründer Fitx (Exit)

Es gibt spannende Gründer­storys. Es gibt solche mit einem besonderen Twist. Und dann gibt es die unglaubliche, fast filmreife Geschichte von Jacob Fatih. Als junger Mann muss er den Iran verlassen und kommt über mehrere Stationen mit 23 Jahren nach Deutschland, genauer gesagt nach Essen. Er lernt Deutsch, jobbt in Fitnessstudios und arbeitet sich bei McFit zur rechten Hand von Gründer Rainer Schaller hoch. Dann gründet er mit Fitx seine eigene Fitnessstudiokette, heute die zweitgrößte Deutschlands, die er Mitte 2019 vermutlich recht gewinnbringend verkauft. Nebenbei hatte er schon den Mountainbike-Hersteller YT Industries aufgebaut, der mittlerweile 60 Millionen Euro Umsatz im Jahr macht. Außerdem leitet er jetzt einen Company Builder und hat zuletzt Zalando den Basketball- und Streatwear-Retailer Kickz abgekauft. Und trotz seiner Umtriebigkeit und seines Erfolges hat kaum jemand in der Gründerszene seine Geschichte auf dem Schirm. Ein echter „Hidden Champion“ eben – und ein unglaublicher Werdegang.


14. Kati Ernst und Kristine Zeller, Ooshi

Noch vor zwei Jahren war Periodenunterwäsche in Deutschland kein Thema. Weshalb, können sich Kati Ernst und Kristine Zeller auch nicht erklären. Dafür können sie erzählen, wie die Markteinführung eines erklärungsbedürftigen Produkts funktioniert – denn Ooshi ist mal so richtig eingeschlagen. Eine um fast das Fünffache übererfüllte Kickstarter-Kampagne, ,DHDL‘-Auftritt, German Startup Award, 100.000 verkaufte Produkte, sechsstelliger Umsatz im Monat, profitabel, bootstrapped. So geht Markteinführung.


15. Alexander Anhuth, Factor Eleven

In wenigen Branchen kommt der berühmten „Secret Sauce“ solche Bedeutung zu wie auf dem Feld AdTech. Denn dort, wo zwar viele begnadete Verkäufer unterwegs sind, aber auch sehr viele Schaumschläger, ist man als von dem ganzen Nerd-Kram eher ahnungsarmer Marketer bei der Wahl des Dienstleisters mitunter auf Glück angewiesen.

Mit Blick auf den auf die Ausspielung hochwertiger Formate in hochwertigem Inventar spezialisierten Anbieter Factor Eleven sagt selbst Philipp Wester­meyer, er stehe davor und wundere sich, wie das funktioniere. Aber die Kampagnen, die über Alexander Anhuths Mischung aus AdTech und Agentur abgewickelt werden, performen tatsächlich sehr gut. Wie auch immer es Anhuth und seinem Team also gelingt, Banner besser auszusteuern als die Konkurrenz – der Erfolg gibt ihnen recht und sichert dem Gründer und CEO einen Platz auf unserer Liste. Ein begnadeter Verkäufer ist Anhuth auch, sagen jene, die bei Kunden-Events dabei waren, für die er einen schlossähnlichen Landgasthof in Hessen unterhält.


16. Carmen Kroll, Carmushka

Was unterscheidet die eine junge Influencerin von all den anderen, die auf Instagram Hunderttausende Follower bespielen? Im Falle von Carmen Kroll alias Carmushka ist es die Cleverness, mit der sie immer wieder neue Instagram-Funktionen einsetzt, um neue Follower zu gewinnen – und am Ende mehr Umsatz zu generieren. Ende 2019 ist sie gleich mit mehreren Augmented-Reality-Filtern (Nutzer können damit ihre kurzen Videos in Storys verschönern) gestartet. Die verzeichnen mittlerweile über 15 Milliarden Views auf Instagram. Zu Beginn legt Carmen Kroll durch die Aufmerksamkeit für ihre Filter innerhalb einer Woche 80.000 Follower zu und wächst auch in der Folge stärker als vorher. Bis heute nutzen immer wieder Prominente wie Lena Meyer-Land­rut ihre Verschönerungs-Tools in ihren Storys. Und die Filter-Strategie bringt Carmen Kroll mehr als neue Follower: Die Filter sind an ihre Presets angelehnt, mit denen Nutzer außerhalb von Instagram ihre Fotos in Carmens Stil bearbeiten können. Die verkauft sie für gutes Geld. Vor dem Start der Corona-Krise hatte sie offenbar schon den nächsten Wachstumshebel erkannt und eine Instagram-TV-Show mit Umstylings ihrer Follower gestartet – professionell produziert.

OMR-Party mit Das Bo und DJ Plazebo:


17. Patric Faßbender und Marcus Stahl, Boxine

„Wann hat es das zuletzt gegeben? Hat es das überhaupt schon einmal gegeben, dass sich Investoren um ein junges Unternehmen, das in der Buchbranche groß geworden ist, geradezu reißen?“, reibt sich das „Börsenblatt“ des Deutschen Buchhandels im September 2019 verwundert die Augen. Da hatten Investoren gerade laut Deutschen Startups 300 Millionen Euro für die Mehrheitsanteile an Boxine gezahlt. Zu den Geldgebern gehören u. a. die Beteiligungsgesellschaft Armira, hinter der deutsche Unternehmer und Family Offices stehen, Andreas und Thomas Strüngmann, Gründer des Pharmaunternehmens Hexal, sowie Zalando-Mitgründer Robert Gentz. Boxine hat 2016 die Tonieboxen auf den Markt gebracht, ein Hörspiel- und Musikabspielgerät für Kinder. Und war damit offenbar sehr erfolgreich: Im Jahr 2018 belief sich der Umsatz des Unternehmens laut Bundesanzeiger auf 55 Millionen Euro, 2019 soll diese Kennzahl Medienberichten zufolge zwischen 100 und 150 Millionen Euro gelegen haben. Nun wollen die beiden Gründer Patric Faßbender und Marcus Stahl die nächste Wachstumsstufe erklimmen. Die kolportierten 300 Millionen Euro gingen zwar zu einem großen Teil an bisherige Investoren von Boxine. Trotzdem ist es beachtlich, dass auch ein Digital­unternehmer wie Gentz an das Potenzial der Tonieboxen glaubt. Mit dem frischen Geld will Boxine jetzt wohl auch die Internationalisierung finanzieren.


18. Sanna Lindström, Sanna Lindström

Wir schauen regelmäßig, welche Insta­gram-Accounts aus Deutschland jedes Jahr am stärksten wachsen. Und 2019 ist uns in den Top Ten vor allem ein Kanal aufgefallen: Sanna Lindström. Die junge Schwedin führt gemeinsam mit ihrem Mann Simon Gincberg ein kleines Brautmodelabel in Mönchengladbach. Der große Wachstumshebel: Auftritte in der Vox-Show „Zwischen Tüll und Tränen“. Durch die Millionen-Reichweite der Sendung holt sich Lindström ihre Fans auf die Plattform und bespielt sie dann clever mit ihrem Brautkleid-Content. Der Clou: Weil sie und ihre Kolleginnen die Kleider selbst entwerfen, können die baldigen Bräute selbst Änderungen am Design vornehmen – Baukastenprinzip. So ist sie mit ihren 65.000 Instagram­Followern zu einem der größten Brautmodespezialisten auf Instagram geworden.


19. Kay Kostadinov und Toni Sonn, Caseking

Wer sich früher Computer selber zusammengestellt hat (oder das auch heute noch tut), dem wird mit großer Wahrscheinlichkeit „Caseking“ noch ein Begriff sein. Der Onlineshop für Hardware, PC-Zubehör und komplette Systeme sieht zwar ein wenig so aus, als wäre er aus der Zeit gefallen. Das Geschäft hinter der altbackenen Fassade, das Toni Sonn und Kay Kostadinov seit der Gründung 2003 aufbauen, ist dafür mehr als up to date. Zuletzt war von 500 Mitarbeitern, 14.000 Produkten im Sortiment und einem mittleren dreistelligen Umsatz pro Jahr die Rede. Verkauft werden fertig zusammengestellte PC-Systeme, die Kunden sogar an die technischen Voraussetzungen einzelner Video­spiele angepasst auswählen können. Verkauft werden aber auch alle erdenklichen Einzelteile, die in einem PC stecken. Eine besonders beliebte und für Außenstehende kaum zu verstehende Kategorie ist das Modding. Vergleichbar mit dem Tuning bei Autofans, geht es auch hier um individuelle Designs, leuchtende Gehäuse und viel technischen Spielkram. Sonn und Kay, die Gründer der Berliner Firma mit dem Motto „Hier ist nichts Standard“, halten es für absolut realistisch, bald die Umsatzmilliarde zu knacken. Eine Wachstumsstrategie der vergangenen Jahre war, mithilfe von externen Geldgebern (Private Equity) vor allem internationale Unternehmen zu übernehmen – und so direkt neue Märkte zu erschließen. Allein 2019 war das Unternehmen auf 60 Messen unterwegs. Dieser für Caseking so wichtige Vertriebskanal fällt für das laufende Jahr komplett weg. Dennoch ist es vorstellbar, dass Caseking als Gewinner aus der Krise hervorgeht. Videospiele erleben einen nie da gewesenen Hype.


20. Ozan Yildirim (OZ),  Musikproduzent

Den meisten dürfte der Name Ozan Yildirim vermutlich nichts sagen. Und auch beim Künstlernamen OZ (damit ist nicht die 2014 verstorbene Sprayer-Legende gemeint) macht es noch nicht klick? Dann wird’s Zeit. Denn laut dem „Billboard Magazine“ ist der 28-jährige Schweizer der derzeit erfolgreichste Musikproduzent. Er baut u. a. Beats für einige der erfolgreichsten Rapper wie Drake („Toosie Slide“), Travis Scott („Sicko Mode“), Future („Life Is Good“) sowie deutsche Künstler wie Ufo361 und Shindy. Auch an Texten beteiligt er sich. Die Folge: Er ist der sechste Künstler, der es gleichzeitig auf den Platz 1 der Billboard Charts für Songwriter und Producer geschafft hat. Insgesamt gehen drei Nummer-eins-Hits in den USA und eine Grammy-Nominierung auf sein Konto. Zuletzt war OZ dank seiner Arbeit außerdem Teil des bisher erfolgreichsten Konzerts innerhalb eines Videospiels. Über zwölf Millionen Menschen gleichzeitig schauten der Show von US-Star Travis Scott in „Fortnite“ zu. Kaum ein Ereignis der jüngsten Popkultur-Vergangenheit zeigt so deutlich, wie groß die Relevanz von Hip-Hop ist. Dafür, dass der Schweizer OZ einen wesentlichen Teil dazu beiträgt, fliegt er hierzulande immer noch extrem unter dem Radar.


21. Philipp Käßbohrer,  Matthias Murmann, btf

Und wieder so eine Platzierung in diesem Ranking, bei der man die Namen auf den ersten Blick vermutlich nicht wirklich zuordnen kann. Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann also. Die beiden sind Gründer der btf, kurz für bildundtonfabrik. Die Kölner Produktionsfirma hat unter anderem mehrere Grimme- und Fernsehpreise gewonnen – und zwar vor allem für einzelne Beiträge oder direkt die komplette Show „Neo Magazin“, bzw. später „Neo Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann. Mit Clips wie „Polizistensohn“, „#Verfake“ und „Varoufake“ hat das Format allein auf YouTube mehr als 800 Millionen Aufrufe. Außerdem steckt das Unternehmen hinter der erfolgreichen Netflix-Serie „How to Sell Drugs Online (Fast)“ und vielen anderen intelligenten und gut produzierten Inhalten. Kurzum: Das Duo und seine btf dürften derzeit mit die besten Bewegtbild-Macher sein, die es hierzulande gibt.


22. Stephanie Caspar, Axel Springer

Wer über „Das Internet als Distributionskanal“ promoviert, während nebenan die Trümmer der Dotcom-Blase ausglühen, ist mit einem Optimismus ausgestattet, der auch Corona nicht als Ende aller Tage erscheinen lässt – wenn man rechtzeitig handelt. Stephanie Caspar, die von 2013 an als zeitungsfremde Geschäftsführerin zunächst die Welt-Gruppe auf Trab gebracht hat und seit 2018 Vorstand News Media National & Technology bei Axel Springer ist, hat schon vor der Krise unter anderem „Bild Live“ vorangetrieben und will, da schließt sich der Kreis, die Konzernmarken in Richtung E-Commerce- und Service-Angebote verlängern.


23. Andreas von der Heydt, Amazon

You can‘t stop the waves, but you can learn­ how to surf. (Jon Kabat-Zinn)“ – 159 Likes. „The journey of a thousand miles begins with one step. (Lao Tzu)“ – 360 Likes. „Innovation is not ‚flash of genius‘. It is hard work. (Peter F. Drucker)“ – 102 Likes. U. a. mit Zitat-Posts wie diesen, gemischt mit Links zu Berichten über wissenschaftliche und technische Innovationen und die moderne Arbeitswelt, sowie einer regen Beteiligung in LinkedIns Community ist Andreas von der Heydt zum größten deutschen „LinkedInfluencer“ aufgestiegen. 418.000 Menschen folgten dem Amazon-Manager bei Redaktionsschluss auf der Business-Plattform. Zugegeben: Von der Heydt­ postet auf Englisch und arbeitet in den USA; sein Reichweitenpotenzial ist damit größer als das von deutschen „Business Influencern“. Trotzdem bleibt es beachtlich, dass ein Manager aus Amazons mittlerem Management mehr Linked­In-Follower verzeichnet als alle auf LinkedIn vertretenen deutschen DAX-CEOs.


24. Robert Dahl, Karls Markt

Robert Dahls Großvater Karl beginnt 1921 damit, seine Felder in der Nähe von Rostock zu bestellen. Damals kann er nicht ahnen, dass sein Enkel 100 Jahre später daraus eine Tourismus-Marke mit mehr als 50 Millionen Euro Jahresumsatz bauen wird. Und doch ist das die Geschichte von „Karls ­Erdbeerhof“. ­Robert Dahl betreibt unter dem Namen heute an sieben Standorten sogenannte Erlebnishöfe und mittlerweile auch Hotels. Auf den Erlebnishöfen warten verschiedene Attraktionen auf die Besucher (so ein bisschen Jahrmarkt-Feeling kommt auf) – alles dreht sich dabei natürlich um die Erdbeere. Gleichzeitig können die Besucher jede Menge Souvenirs kaufen und sich mit Erdbeermarmelade eindecken. Die Highlight-Produkte vertreibt Geschäftsführer Robert Dahl auch über den eigenen Onlineshop. So hat er eine deutschlandweit bekannte Brand aufgebaut, die vom Erdbeerverkauf über das Tourismus-Angebot bis hin zum Onlineshop verschiedenste Umsatzbringer hat. Und abhängig von der Erdbeersaison ist er so auch nicht mehr.


25. Soheil Mirpour, Rocket Internet

Ein Mythos wird Geschichte. Rocket Internet, so viel kann man ohne salbungsvolle Überhöhung sagen, ist das Unternehmen, ohne das es gewiss eine deutsche Start-up-Szene geben würde, die aber sähe vermutlich anders aus. Denn Oliver Samwers Kopierwerk für Erfolg versprechende Digital-Business-Ideen hat das ganze Thema hierzulande groß gemacht. Viele, die heute an entscheidender Stelle in Digitalfirmen sitzen oder selbst welche gegründet haben, verdienten bei dem für sein raues Arbeitsklima berüchtigten Company Builder ihre ersten Start-up-Sporen. Doch in den vergangenen Jahren hat Samwer seine einstige Fabrik für Firmennachbauten selbst umgebaut. Statt selbst Unternehmen zu gründen und groß zu machen, steckt Rocket inzwischen lieber Geld in Erfolg versprechende Start-ups. Dieser Wandel lässt sich gut an Soheil Mirpour festmachen. Nach Stationen als Investment-Manager bei der Beteiligungsgesellschaft KKR und im Investmentbanking von Morgan Stanley kam Mirpour 2017 zu Rocket, wo die Karriere des WHU-Absolventen einst begonnen hatte. Bislang leitete er den Wagniskapital-Ableger Global Founders Capital, der Geld in Start-ups steckt. Seit Anfang März sitzt der 31-Jährige im Vorstand von Rocket, der künftig aus ihm und Rocket-Gründer Oliver Samwer besteht. Der Investment-Spezialist wird also nach dem Ausscheiden des langjährigen Vorstands Alexander Kudlich zur neuen Nummer zwei. Allerdings: Mirpours Berufung ist zunächst auf ein Jahr befristet. Klingt ein wenig nach Vorstand auf Probe – und sehr nach Oliver Samwer und dessen berüchtigter Neigung, seine Leute extremem Druck und Konkurrenz untereinander auszusetzen. Dass in Rockets dritter Reihe sich bereits einige warm machen, um in einem Jahr … vermutlich Quatsch. Aber es würde gut zum Mythos Rocket Internet passen.


26. Justin Fuchs, Peso

Wie kann ein 22 Jahre alter Fa­shion-YouTuber eine Streetwear-Marke etablieren, die allein mit einem Pullover mehrere Millionen Euro Umsatz macht? Justin Fuchs hat mit seiner Brand „Peso“ das Erfolgsrezept gefunden. Als Fa­shion-YouTuber hält er seine mehr als eine Million Abonnenten über neueste Modetrends auf dem Laufenden. Genau diese Community macht er dann über Wochen auf seine nächste Kollektion heiß und verknappt seine Designs immer so, dass sie innerhalb kürzester Zeit komplett ausverkauft sind. Das erzeugt nur noch größeres Verlangen bei den Kunden, bei der nächsten Kollektion schneller zu sein. So kommt es dann, dass er einen nicht limitierten Pullover zuletzt über 30.000-mal verkauft hat – und allein damit 2,2 Millionen Euro Umsatz generierte.


27. Palina Rojinski, Schauspielerin

Wer von Online-Klatschmedien gleichzeitig dafür gefeiert wird, „den Kampf gegen die Corona-Kilos aufgenommen“ zu haben und „die Corona-Zeit dafür zu nutzen, endlich mal auf der Couch zu liegen“, der hat etwas richtig gemacht – und das Spiel um die kostbare Ressource Aufmerksamkeit verstanden. Irgendwo müssen Palina Rojinskis 1,8 Millionen Instagram-Follower ja herkommen. Klar, ein Gutteil ihres Erfolgs beruht auf ihrer Rolle als Sidekick von Joko und Klaas. Und deren Shows sind zugleich die Plattform, auf der sie sich als selbstbewusste und charmant-ironische Frau inszeniert hat. Aber 2019 war das Jahr, in dem Rojinski sich endgültig aus dem Schatten ihrer Mentoren gelöst hat. Bester Beweis ist ihr eigener Spotify-exclusive-Podcast Podinski, in dem sie alle zwei Wochen andere Promis zum Spieleabend trifft. Es spricht einiges dafür, dass wir 2020 auch abseits von Corona-Klatsch mehr von der smarten wie lustigen 35-Jährigen hören werden. Mitte Fe­bruar und damit gerade noch rechtzeitig vor dem Pandemie-Lockdown ist ihr aktueller Kinofilm gestartet. „Night­life“ spielte in der ersten Woche direkt 3,2 Millionen Euro ein.


28. Apache 207, Musiker

2019 war das Jahr des Rollers in Deutschland. Nicht weil mehr Menschen als sonst mit motorisierten Zweirädern auf den Straßen unterwegs waren. Sondern weil die Single „Roller“ des Künstlers Apache ein solcher Ohrwurm war und ist, dass sie direkt ein paar Superlative aufgestellt hat: Platz 1 in den deutschen Single-Charts, Doppelplatin (also mindestens 800.000 Verkäufe), 180 Millionen Streams bei Spotify sowie 80 Millionen Views auf You­Tube und ein Insta­gram-Wachstum von 5200 Prozent (!). Man könnte sagen: Apache hat die Szene rasiert! Schon 2018 hatte der Ludwigshafener, der mit bürgerlichem Namen Volkan Yaman heißt, einige Tracks mit einer Mischung aus Rap, Gesang und schnellen Beats veröffentlicht. Der richtige Durchbruch im Mainstream gelang ihm dann aber ein Jahr später mit Two Sides – Geschäftsführer sind Bausa und Lucas Teuchner – als Management. Das Duo hat übrigens auch Loredana im Portfolio und ohne Zweifel ein gutes, wenn nicht das beste Händchen, wenn es darum geht, junge Künstler extrem schnell aufzubauen und clever zu vermarkten. Seinen ersten TV-Auftritt im Februar nutzte Apache für die Premiere seiner Single „Matrix“. Die nächste – „Fame“ – ist gerade frisch draußen.


29. Jan Sapper, Paperlike

Jan Sapper hat im Alleingang eine Schutzfolie für verschiedene iPad-Modelle auf den Markt gebracht, die das Schreiben und Zeichnen mit dem Apple Pencil angenehmer machen soll. Seinen ersten Markttest macht er noch bei Kickstarter, wo er statt der angepeilten 1500 mehr als 40.000 Euro einsammelt. Der große Durchbruch kommt durch eine andere Idee: Er schickt Tech-YouTubern, die vorher iPads in ihren Videos bewertet hatten, auf gut Glück seine Paper­like-Folie. Und tatsächlich sind einige so überzeugt, dass sie die Folie in ihren Clips erwähnen – sein Umsatz springt auf mehr als 100.000 Euro im Monat. Seitdem zahlt er dafür, als Sponsor bei den Reviews der neuesten iPads erwähnt zu werden. Wer die Videos guckt, hat schließlich Interesse an einem neuen Gerät – und ist damit auch ein potenzieller Paperlike-Kunde.


30. Benjamin Hadrigan, Lernsieg

Manche Geschichten sind schnell erzählt: Schüler launcht App zum Bewerten von Lehrern. Medien titeln: „Lehrer hassen seine App“. Gigantischer Shitstorm, App geht offline, nie wieder was davon gehört. Im Fall des Österreichers Benjamin Hadrigan ist das nicht die ganze Geschichte. Nachdem seine App „Lernsieg“ im November 2019 so schnell aus den App-Stores verschwand, wie sie aufgetaucht war, erfolgte im Februar das Comeback. Und – das Überraschende daran – nicht mit einer entschärften Version. Sondern mit exakt derselben App. Allerdings mit dem Unterschied, dass Lernsieg nun den Segen der österreichischen Datenschutzbehörde hat. Mit diesen offiziellen Weihen, frischem Investment und landesweiter Bekanntheit aus Runde eins will der 18 Jahre alte Gründer nun angreifen. „Eine gute Ausgangssituation zum Aufbau eines größeren Unternehmens“, fasste ein abgeklärter Hadrigan den Status quo neulich in einem Comeback-Interview zusammen. Gut, was soll jemanden aus der Ruhe bringen, der Morddrohungen von Lehrern bekommen haben will? Nun plant Benjamin Hadrigan den Roll-out seiner werbefinanzierten App im europäischen Ausland. „Dieselbe Aufregung“ ist da als Marketinghebel einkalkuliert.


31. Christian Baesler, Complex Networks

Vom Lokalreporter in Sachsen-Anhalt zum „President“ einer der hippsten Medienmarken in den USA, und zwar noch vor dem Erreichen der 30: Christian Baes­ler hat vielleicht mit den kuriosesten und beeindruckendsten Karriereweg auf dieser Liste vorzuweisen. Der Ostdeutsche war lange Jahre als Verlagsmanager für Bauer tätig, vor allen Dingen in Großbritannien und den USA. Dort lernte Baesler auf einer Konferenz Rich Antoniello kennen, den CEO von Complex Networks. Das Medien- und Entertainmentunternehmen ist in Deutschland weniger bekannt, in den USA jedoch laut Comscore mit den drei Verticals „Sole Collector“ (Sneaker), „Pigeons & ­Planes“ (Musik) und „First We Feast“ (Food) noch vor Vice die wichtigste Medienmarke für Männer zwischen 18 und 34 – quasi das MTV der Jetztzeit. Anto­niello verpflichtete Baesler für die operative Führung des Unternehmens. Seitdem hat der Deutsche mit den größten Entertainment- und Sportstars der USA zu tun. Nur ein Beispiel: In der von Complex produzierten YouTube-Show „Hot Ones“ geben sich Superstars wie Billie Eilish, Scarlett Johansson und Gordon Ramsay die Klinke in die Hand. „Schon erstaunlich, wie sich das alles so entwickelt hat“, so Baesler mit leichtem Understatement im OMR-Podcast über seinen bisherigen Lebensweg.


32. Mai Thi Nguyen-Kim, YouTuberin

Zu den unerwarteten Folgen der Corona-Krise gehört, dass „Virologe“ zum Berufswunsch aufsteigt, den Grundschüler einander in ihre Freundebücher schreiben. Dabei sind viele von ihnen schon viel früher als der gemeine Drosten-Jünger einer Frau begegnet, der es immer wieder gelingt, Wissenschaft auf ein verständliches Maß und zugleich unterhaltsam runterzubrechen. Die Themen der Clips, in denen die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim bei YouTube ihren Gegenstand mit Blick auf die Wissenschaft dahinter vorstellt, reichen vom Selbstversuch Spielsucht über Computerschnittstellen fürs Gehirn bis zu Furzgerüchen. Ins Bewusstsein des Mainstreams haben die 32-Jährige aber nicht 880.000 Abonnenten ihres YouTube-Kanals maiLab, ihre TV-Moderationsjobs oder Preise, die sie bereits gesammelt hat, gepusht, sondern – natürlich auch hier – Corona. Ihr sachliches, Anlass-angemessenes, in leicht resigniertem Ton vorgetragenes Pandemie-Erklärvideo bringt es auf mehr als sechs Millionen Views, eine Virologen-Stilkritik auf mehr als zwei Millionen. Und beide bescherten manchem Wissenschaftskollegen, der gerade krisenbedingt vor ein Mikro gezogen wurde, vielleicht die Erkenntnis, dass man im heutigen Medienzeitalter auf der No-Bullshit-und-bloß-nicht-langweilen-Schule YouTube wertvolle Zusatzqualifikationen für den Job erwerben kann.


33. Louisa Dellert, Influencerin

Bekannt geworden ist Louisa Dellert als Fitness-Influencerin und mit Testimonials für Protein-Shakes. Ursprünglich wollte sie nur ihren Weg zu mehr Fitness dokumentieren – fast zufällig wächst die Zahl ihrer Instagram-Follower auf mehr als 120.000. Nach ein paar Jahren und Influencer-Verträgen mit Adidas, Reebok und Robinson Club, die ihr 20.000 bis 25.000 Euro im Monat bringen, hat sie genug von der oberflächlichen Welt. Eine Herz-OP bringt sie dazu, auf Insta­gram mehr über Achtsamkeit zu schreiben – und die Follower bleiben am Ball. Heute setzt sie sich vor allem für Nachhaltigkeit ein – und trotzdem wachsen ihre Followerzahlen auf mittlerweile mehr als 380.000 weiter. Trotzdem muss sie jetzt auf die Einkünfte, die ihr das Fitnessthema garantiert hatte, verzichten. Ihre Erklärungsposts zum ökologischen Fußabdruck ziehen schließlich keine großen Brand-Sponsoren an. Und doch könnte sich der Schritt für Dellert als Erfolg erweisen. Als Teil einer weltweiten Bewegung für eine bessere Welt Gesicht zu zeigen ist ja vielleicht auch einfach langfristig erfüllender, als immer nur Fitnessposen auf Instagram zu zeigen. Und Dellert zeigt Gesicht: Sie pusht das durch Corona abgesagte Event „12062020Olympia“. Im Berliner Olympiastadion sollten 70.000 Menschen über Petitionen abstimmen. Durch die Absage heißt es für sie jetzt wieder: Politiker direkt angehen. Zuletzt interviewte sie die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken – das 13-Minuten-Video gibt’s auf Instagram (eher kein alltäglicher Inhalt für die Plattform).


34. Pip Klöckner, SEO-Experte

Das ein deutscher Suchmaschinenexperte für internationale Schlagzeilen sorgt, passiert nicht alle Tage. „Google May Be Forced to Reveal its Search Algorithm to an SEO“ schreibt im März 2020 das „Search Engine Journal“ – und meint damit Philipp Klöckner. Der Digitalberater genießt in der Onlinemarketing-Szene einen exzellenten Ruf, war für Idealo, Rocket Internet, Axel Springer und aktuell für das Private-Equity-Unternehmen KKR tätig und begleitet auch OMR schon seit Jahren mit klugen Analysen. Aber warum schreiben nun Forbes & Co. über ihn? „Es geht um ein Gerichtsverfahren, das seit sieben Jahren läuft – zwischen einem UK-Preisvergleich und Google“, sagt Klöckner (in der SEO-Szene als Pip bekannt) wenig später im OMR-Podcast. Der heute nicht mehr operierende Preisvergleicher Foundem streitet mit dem Digitalkonzern vor Gericht darüber, ob Google den eigenen Preisvergleich in seinen Suchergebnissen bevorzugt behandelt und dafür in den Algorithmus eingegriffen hat. Zuletzt forderte der Richter in dem Verfahren Google dazu auf, einem externen Experten Einsicht in Beweisstücke zu geben, in denen Google beschreibt, wie ihre Algorithmen die Website genau behandelt haben. Zugegeben: Die Wahrscheinlichkeit, dass Google gegenüber einem SEO wirklich den Suchalgorithmus offenbart, ist gering. Sollte es wider Erwarten doch passieren, können wir immerhin sagen: Wir haben Pip schon weit vor seinem Durchbruch zu weltweitem Ruhm gekannt.


35. Jürg Knoll, Followfood

Es gibt Branchen, die sind bekannt für aufwendig inszenierte Marketingstunts – Nachhaltigkeit gehört bisher eher nicht dazu. Umso beeindruckender war eine Aktion der Followfood GmbH aus Friedrichshafen im Herbst 2019. Das 2007 noch unter dem Namen Followfish von Jürg Knoll gegründete Unternehmen hat nämlich das heraufbeschworen, was heute alle Marken fürchten: einen waschechten Shitstorm! Mithilfe der Agentur TankTank ist in 1,5­ Jahren Vorbereitung ein Drehbuch entstanden, das einen medialen Aufschrei heraufbeschwören sollte. Der vor allem für Comedy-Content bekannte YouTuber Nicolas „Inscope“ Lazaridis gibt in einer Instagram-Story vor, mit Freunden einen Babydelfin zu essen. Die kalkulierte und auch eintretende Folge: Medien und Influencer empören sich massiv. Einen Tag später folgt dann die Auflösung in Form eines YouTube-Videos auf dem Kanal von Inscope. Alleine dieser Clip kommt bis heute auf fast 2,8 Millionen Aufrufe, und der Marketingstunt erhält auch durch überregionale Berichterstattung Millionenreichweiten und enorme Aufmerksamkeit. Followfood-Gründer Jürg Knoll selber kommt im Auflösungsvideo auch zu Wort – und erklärt die Vision des Unternehmens: Meere retten, nur Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft und nachhaltigem Fischfang verkaufen und konsequent auf Nachhaltigkeit setzen. „Wir waren schon immer getrieben von der Vorstellung, mit unseren Bioprodukten die Welt ganz konkret ein bisschen besser zu machen“, so Knoll einige Monate später. Das Unternehmen ist – vielleicht auch dank dieser mutigen Aktion – weiterhin auf einem guten Weg, genau das zu erreichen.


 36. Hildegard Wortmann, Audi

Hildegard Wortmann ist ein alter Hase in der Automobilbranche. Sie hat bei BMW den Mini wiederbelebt und die Elektromarke BMW i aufgebaut. Jetzt pusht sie im Audi-Vorstand die Elektrosparte der Ingolstädter, „e-tron“. Das Ziel: Bis 2025 soll es 30 elektrifizierte Audi-Modelle geben. Dazu muss das ganze Unternehmen umgekrempelt werden, und Wortmann nimmt hier eine wichtige Rolle ein. Und sie mag den großen Knall: So richtig für Aufmerksamkeit sorgt sie zum Beispiel mit einem Werbespot während des Super Bowls – das dürfte nicht billig gewesen sein. Im Spot singt Maisie Williams, die in der Erfolgsserie „Game of Thrones“ Arya Stark gespielt hatte, den Disney-Hit „Let It Go“ aus „Die Eiskönigin“. Dabei fährt sie einen e-tron durch eine mit Abgasen verschmutzte Großstadt. Das Video wurde auf YouTube, auch gepusht durch Werbebudget, schon mehr als neun Millionen Mal angesehen. Der Super-Bowl-Spot ist aber nur ein Vorgeschmack: In Zukunft soll der Großteil des Marketing-Budgets von Audi für das Thema Nachhaltigkeit ausgegeben werden.

Corona-Lockerungen: Das ist wieder erlaubt


37. Petra von Strombeck, New Work

New Work ist in Bewegung, seit Petra von Strombeck dort als neue Vorstandsvorsitzende angekündigt wurde: Schon ehe sie ihren Job begann, verließen der Chief Sales Officer und der Aufsichtsratsvorsitzende das Unternehmen. Die Managerin ist seit Januar 2020 bei der Xing-Mutter Mitglied des Vorstands. Im Juni soll sie offiziell den CEO-Posten antreten. Von Strombeck übernimmt eine erfolgreiche Firma: Die börsennotierte New Work SE, die zur Hälfte dem Medienkonzern Burda gehört, will sich mit zehn Marken „für eine erfüllendere Arbeitswelt“ einsetzen. Die bekanntesten Geschäftssparten dürften dabei das Karrierenetzwerk Xing samt Event- und Recruitinglösungen sowie die Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu sein. 2019 stieg der New-Work-Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 270 Millionen Euro, das operative Ergebnis um 14 Prozent auf 86 Millionen Euro.

Aber auch von Strombeck war zuvor erfolgreich. In den vergangenen acht Jahren leitete sie die Lotto24 AG als Vorstandsvorsitzende und verzehnfachte in der Zeit die Marktkapitalisierung des Unternehmens. Davor arbeitete sie bei Tchibo und dem Bezahlsender Premiere.

Sie sei ein „gut gelauntes Energiebündel, offen für andere Meinungen, teamorientiert, schnell und klar in der Entscheidung, manchmal ein wenig anstrengend“, beschrieb sie sich selbst einmal gegenüber dem Online-Frauenmagazin „Edition F“. Gute-Laune-Energie ist vielleicht bei der Arbeit nützlich: Xings Umsatz stieg 2019 nur um drei Prozent auf 103 Millionen Euro, und Konkurrent LinkedIn droht an dem auf Deutschland fokussierten Karriere-Netzwerk vorbeizuziehen.


38. Frederik Pferdt, Google

Wir waren überrascht, dass Googles Chief Innovation Evangelist studierter Wirtschaftspädagoge ist und aus Deutschland stammt. Und Phi­lipp Wester­meyer war ebenfalls überrascht vom Lifehack, den Frederik Pferdt, neben seinem Google-Job noch Stanford-Professor, ihm vor einigen Monaten im Backstage-Raum einer Konferenz verraten hat: „Das Leben wird sich immer schneller ändern, darauf möchte ich vorbereitet sein, deswegen mache ich Dinge nie zweimal“, sagt Pferdt. Wenn er in eine Stadt reise, schlafe er jedes Mal in einem anderen Hotel. Es lohnt sich, Pferdt zuzuhören, denn man kann sich von ihm sicher einiges abgucken. Flexibilitätstraining durch Hotelwechsel ist aktuell zwar keine Option, dafür vielleicht die Beschäftigung mit dem eigenen Nachwuchs, die für viele im Homeoffice ja ohnehin kaum vermeidlich ist.

Denn Pferdt, zur dessen Aufgaben unter anderem gehört, aus seinen Kollegen bei Google noch mehr Innovationsfähigkeit herauszukitzeln, sieht in Kindern die besten Rolemodels, wenn es um Kreativität geht. Ein Beispiel: Sie stellen jeden Tag bis zu 140 Fragen. Bei Erwachsenen sind es maximal vier.


39. Janka Oeljeschlager, Imke von Johnston und Tomma Oeljeschlager, Hey Honey

Wer durch Hamburg läuft oder mal im Fitnessstudio vorbeischaut, wird viele Frauen mit einer bestimmten Yogahose sehen: auf dem rechten Unterschenkel ein breiter bunter Streifen, darunter schwarz-weiße Ringe. Die Leggins mit diesem Stilelement haben die beiden Schwestern Janka Oeljeschlager und Imke von Johnston unter der Marke „Hey Honey“ erdacht – mittlerweile mischt auch Schwester Nummer drei, Tomma Oeljeschlager, im Familienunternehmen mit. Die drei bauen ein Lululemon in klein und machen heute einen siebenstelligen Umsatz im Jahr. Anstoß für das Projekt gab 2015 der Frust über langweilige Yogabekleidung. Das Ziel: Yogahosen entwickeln, die ihre Kundinnen auch in der Freizeit oder auf dem Weg zum Sport tragen wollen. Der Look mit den auffälligen bunten Streifen auf dem Unterschenkel hilft sofort, um auf Instagram durchzustarten. Dem Kanal des Familienunternehmens folgen 40.000 Nutzer. Immer wieder zeigen die Schwestern Kundinnen, die Beiträge mit dem Hashtag #HeyHoneyYoga gepostet haben – und lassen so eine Community entstehen. Der große Push in Sachen Verkauf kommt durch Zalando. Dort ist Hey Honey seit Ende 2016 gelistet und immer wieder zentral in der Yogakategorie des Modehändlers zu sehen. Heute macht Zalando ein Drittel des Umsatzes aus. Aber das soll sich ändern: Der Fokus der drei liegt auf dem Onlineshop.


40. Patrick Weinhold, Social-Media-Team der „Tagesschau“

60 Jahre alt sind die täglichen zehn Millionen Zuschauer der 20-Uhr-Sendung „Tagesschau“ im Durchschnitt. Jüngere Zielgruppen erreicht sie im linearen Fernsehen kaum noch. Dafür sprengt sie die sozialen Medien: 1,8 Millionen Follower auf Instagram, schon knapp 500.000 Fans auf TikTok – und jetzt noch Corona: Im März 2020 schossen die Interaktionen auf die Postings der ARD-Nachrichtensendung laut Storyclash um 80 Prozent in die Höhe, verglichen mit Fe­bruar. Patrick Weinhold leitet das Social-Media-Team der „Tagesschau“. Redaktion, Motion Design und Video Editing entwickeln, planen und produzieren unter seiner Führung plattformgerechte News-Inhalte u. a. für Instagram, Facebook, YouTube, Twitter und TikTok.


41. Tim Hendrik Walter, Herr Anwalt

Lange war die App TikTok vor allem für Videos mit albernen Tanzeinlagen bekannt. Das gilt zwar weiterhin, aber das chinesische Betreiberunternehmen Byte­dance darf sich 2020 freuen: Immer mehr Branchen erschließen die Plattform – so auch Anwälte. Der erste im deutschsprachigen Raum, der vormacht, wie TikTok für trockenes Jura funktionieren kann, ist Tim Hendrik Walter. Online nennt er sich einfach „Herr Anwalt“. Alleine auf TikTok folgen ihm mehr als 1,4 Millionen Nutzer (Stand: Anfang Mai), vor drei Monaten waren es noch unter 500.000. In den 60-sekündigen Videos beantwortet Walter rechtliche Fragen – natürlich Zielgruppen- und Plattform-gerecht aufbereitet. Zehn bis 20 Prozent seiner Mandate würden so zustande kommen.


42. Oliver Krohne, Yieldkit

Mit Adtech-Unternehmen ist das ja so eine Sache. Die letzten paar Jahre waren geprägt von wenig erfolgreichen Börsengängen, einer starken Konsolidierung der Branche und schmerzhaften Pleiten. Die Marketing-Budgets wanderten ganz einfach immer stärker in die Walled Gardens der US-Riesen Google und Facebook. In Hamburg zeigt ein 25-köpfiges Unternehmen, dass es dennoch funktionieren kann im Adtech-Haifischbecken – und zwar sogar richtig gut. Schon seit 2011 ist Yieldkit am Markt, entstanden aus dem Vorgänger loved.by. Als Einziger von Anfang an mit an Bord: Gründer und CEO Oliver Krohne (na gut, und Xing-Gründer Lars Hinrichs als früher Investor und einziger weiterer Gesellschafter bis heute). Yieldkit ist eine Art Aggregator für Affiliate-Marketing-Netzwerke und bringt in dem Bereich Publisher und werbetreibende Marken zusammen. Kennt ihr diese unterstrichenen Links in Texten, neben denen dann das Logo eines Shops erscheint? Genau so was zum Beispiel macht Yieldkit. Das kleine, aber extrem internationale Team rund um Chef Oliver Krohne hat es geschafft, ohne großes Aufsehen eine Technologie zu bauen, die auf der ganzen Welt genutzt wird. 40 Prozent des Umsatzes im insgesamt „guten mittleren zweistelligen Millionenbereich“ sollen beispielsweise aus den USA kommen. Profitabel, versteht sich. So kann Adtech also auch aussehen.


43. Mr. Rap, RapSchau

Streaming-Rekorde, nie da gewesene Chart-Erfolge und Millionenreichweiten auf allen sozialen Plattformen – Hip-Hop und Rap erleben seit ein paar Jahren einen absoluten Hype. Das hat auch „Mr. Rap“ erkannt. Mit seinem im Sommer 2018 gemeinsam mit „Mr. Beatz“ gegründeten YouTube-Kanal und dem Format „RapSchau“ bedient er das riesige Interesse an der Kultur und den Stars der deutschen Szene. Das Konzept: Mit einer bunten Stoffmaske verhüllt kommentiert Mr. Rap inzwischen mehrfach täglich das aktuelle Geschehen – Stoff liefern die nicht selten extrovertierten Künstler auf ihren Social-Media-Kanälen mit Millionenreichweiten schließlich zur Genüge. Der große Unterschied zu vielen Clickbait-Formaten: Auch wenn Mr. Rap Entwicklungen sowie einzelne Personen mit viel Ironie auf den Arm nimmt und hin und wieder auch kritisiert, stehen immer der Respekt und die Wertschätzung für Szene und Kultur im Vordergrund. Das kommt bei den Zuschauern an – auf 133.000 Abonnenten und rund 28 Millionen Aufrufe kommt der YouTube-Kanal –, auch bei den Künstlern selber. Mit unter anderen Sido und Fler waren bereits zwei der bekanntesten und erfolgreichsten Rapper der vergangenen Jahre zu Gast. Und Mr. Rap selber wird ebenfalls immer häufiger zu anderen Formaten wie „TV Strassensound“ und „Zuhause mit Sido“ eingeladen. Bis heute haben Mr. Rap und Mr. Beatz, die sich im echten Leben seit der fünften Klasse kennen, ihre Anonymität bewahrt. Und das soll auch so bleiben, beide wollen auf keinen Fall mit ihren echten Identitäten in der Öffentlichkeit stehen. Dank des Kultstatus ihrer Kunstfiguren sind die RapSchau-Macher optimistisch, von dem Projekt leben zu können. Geld verdienen sie neben der direkten Monetarisierung durch Videos-Anzeigen unter anderem mit Produktplatzierungen.

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44. Gründer-Team, Flaschenpost

Einer der vielen Player im Lieferdienst-Business ist der Getränkelieferer Flaschenpost, den Seriengründer Dieter Büchl 2014 in Münster startete. Das einfache Geschäftskonzept: Kunden ordern Bier, Wasser, Saft oder Wein online und nehmen sie zwei Stunden später zu Hause in Empfang, ohne Liefergebühren zu zahlen und mit Pfandrückgabe. Flaschenpost scheint sich trotz harten Wettbewerbs und schlechter Presse in verschiedenen Lieferregionen durchzubeißen, Investoren zu finden und zu wachsen. Aus der GmbH ist schon vor Längerem eine europäische Aktiengesellschaft geworden, Gründer Büchl leitet inzwischen den Aufsichtsrat, bis 2019 warb Flaschenpost insgesamt 70 Millionen Euro Investitionen vom US-Risikokapitalgeber Tiger Global, Cherry Ventures und Vorwerk Ventures ein. Das Unternehmen wird angeblich mit mehr als 270 Millionen Euro bewertet. Und doch gibt es immer wieder schlechte Nachrichten: Es scheint herausfordernd zu sein, Auslieferungsfahrer zu finden, in Hamburg musste das Geschäft wegen Personalmangels pausieren. Es wird von defekten Klimaanlagen, unzufriedenen Mitarbeitern und Kunden berichtet, und das Start-up soll versucht haben, eine Betriebsratswahl zu verhindern. CEO Stephen Weich, CMO Christopher Huesmann, COO Niklas Plath und CFO Christian Seurig haben dessen ungeachtet gerade ein weiteres Unternehmen gegründet: die BevBox GmbH, die Spirituosen wie Liköre, Whisky und Gin liefert. Die Produkte verschickt BevBox über DHL und lagert die Logistik somit aus – ein alternatives Vertriebsmodell?


 45. Marin Ivankovic und Sascha  Firtina, Como

Das Berliner Start-up Como, gegründet 2017 von Marin Ivankovic und Sascha Firtina, besetzt die Mikro-Influencer-Nische im Influencer-Marketing-Management: Für Kunden wie Reebok, Disney und Microsoft sucht Como nach Superfans, die zum Beispiel schon Produktfotos gepostet oder mit Marken interagiert haben, und baut eine strukturierte Markencommunity auf. Für die Fitness-Nahrungsergänzungsmarke Rocka sammelte Como auf Instagram eine Fan-Community, die unter dem Hashtag #team­rocka bislang knapp 60.000 Beiträge postete. Solche Fans sollen helfen, Endkunden langfristig und authentisch anzusprechen. Como hat dazu Automatisierungs- und Reportingtools gebaut. Für Werbekampagnen geeignete Fans und Mikro-Influencer werden auf Basis von selbst entwickelten Algorithmen gescoutet. So identifizierte Como für Reebok 600 europäische Fitness-Mikro-Influencerinnen, die unter dem Hashtag #onevibe einen Sport-BH promoteten und sich mithilfe von Como vernetzten.


46. Leon, xskincare

Wenn uns jemand fragt, welcher In­stagram-Account der spannendste im Bereich Beauty ist, dann ist es „xskin­care“ von Leon (seinen Nachnamen hat er noch nicht verraten). Was macht den Kanal so besonders? Leon steht größtenteils im Hintergrund und postet im Comicstil, was in einer Creme so drin ist und welche Pflegeprodukte man anwenden sollte. Das kommt gut an. Noch Ende Juli 2019 hatte Leon es über die 10.000-Follower-Marke geschafft, mittlerweile folgen ihm mehr als 230.000 Nutzer auf Instagram. Leon hat diesen Abonnenten-Sprung mehreren Auftritten in YouTube-Videos anderer Influencer zu verdanken. Darin zeigt er sich so ehrlich kritisch gegenüber der Kosmetikindustrie, wie er es in seinen In­stagram-Posts tut. Diejenigen, die seine Follower werden, scheinen begeistert zu sein von seinen Inhalten. Seine Beiträge kommen auf extrem viele Kommentare und Likes – ein Zeichen, dass die Community intensiv verfolgt, was er postet. Die große Frage ist jetzt: Will Leon seine Reichweite zu Geld machen? Er wäre einer der spannendsten Partner für die Branche: 93 Prozent seiner Follower sind weiblich. Die meisten sind zwischen 18 und 34 Jahre alt. Und auch seine ausführlichen Inhalte bieten sich perfekt an: Mal beschreibt er in zehn Schritten, wie er seine Haut pflegt. An anderer Stelle vergleicht er mehrere Augencremes. Bisher scheint sich Leon aber extrem zurückzuhalten, was Werbung angeht.

Einige Posts markiert er mit #werbung – wohl aber nur, um keinen Ärger zu bekommen, wenn er in den Beiträgen Marken markiert, über die er schreibt. Groß angelegte Sponsorings sind zumindest nicht zu erkennen. Eine Marke darf wohl nicht erwarten, dass er ein Produkt einfach hochjubelt. Das würde den Inhalten auf seinem Kanal komplett zuwiderlaufen. Ein Partner müsste sich wohl darauf einstellen, dass er selbst bei Bezahlung das Produkt genau unter die Lupe nimmt und seiner Community offen Vor- und Nachteile zeigt. Das ist aber auch mal ganz erfrischend in einer Welt von Influencern, die so ziemlich alles hochjubeln, das in ihre Richtung geflogen kommt. Wir rechnen fest damit, dass xskincare weiter extrem stark wächst.


47. Carlo ­Szelinsky und  Jonas Thiemann, Applike

Das war endlich mal eine positive Meldung aus der Welt der deutschen Großverlage, die nachhaltigere wirtschaftliche Substanz haben dürfte als der aktuelle Jubel über explodierende Zugriffszahlen. Gruner + Jahr hat kürzlich angekündigt, in den kommenden Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag in sein Corporate-Start-up Applike zu investieren, das Android-Nutzern passende Apps, vor allem neue Spiele, auf Basis ihres Nutzungsverhaltens empfiehlt.

Und nicht nur das: Applike wird zur Namensgeberin einer Holding, unter der künftig drei Unternehmen zusammengefasst werden: Just Dice, das macht, was bislang unter dem Namen Applike lief. Adjoe, das bei der Monetarisierung mobiler Anwendungen hilft. Und der Smartphone-Spiele-Entwickler Sunday. Die beiden Applike-Gründer Jonas Thiemann und Carlo Szelinsky werden Geschäftsführer der Holding, die inzwischen 100 Mitarbeiter beschäftigt, in 30 Ländern aktiv ist, 90 Prozent des Umsatzes im Ausland macht – und sehr profitabel sein soll. Eine echte Erfolgs­story, die gerade erst so richtig zu beginnen scheint.


48. Mareike Awe, IntuMind

Nicht nur im Internet gibt es unzählige Abnehmprogramme und -kurse. Denkt nur mal an Weight Watchers. Gar nicht so leicht also, mit einem neuen Abnehmprogramm aufzufallen. Mareike Awe hat mit ihrem Partner Marc-Christopher Reinbach einen Weg gefunden, mit Intueat einen erfolgreichen Onlinekursus zu etablieren. Hier will sie die Teilnehmer dabei unterstützen, beim Essen auf ihren Körper zu hören und sich nicht auf Diäten zu versteifen. Wie gut das Programm mit dem intuitiven Essen für die Kursteilnehmer funktioniert, können wir nicht beurteilen. Mareike Awe hat daraus auf jeden Fall clever ein echtes Onlinebusiness gebaut.

Laut eigener Aussage haben bereits 18.000 Menschen an ihrem Intu­eat-Programm teilgenommen. Das läuft über zehn Wochen und kostet pro Person über 500 Euro. So springt ein siebenstelliger Umsatz pro Jahr raus. Aber wie läuft das jetzt mit dem Auffallen unter Hunderten Diätprogrammen? Awe und Marc Reinbach haben gleich mehrere Startpunkte geschaffen, von denen aus sie potenzielle Teilnehmer zu einem kostenlosen Probeseminar und anschließend zum kostenpflichtigen Onlinekursus führen. Die meisten Kontaktpunkte schafft Mareike Awe über ihren Podcast zum Thema „Wohlfühlgewicht“. Der verzeichnet laut Awe über vier Millionen Downloads – pro Folge bis zu 52.000 Downloads. Zweiter Pfad zum Intueat-Programm: das erste Buch von Mareike Awe, mit dem sie in der „Spiegel“-Bestsellerliste gelandet ist. Und natürlich nutzen sie und ihr Partner auch die Plattformen sehr clever – mit Mareike Awe als zentraler Figur. Auf ihrem „privaten“ Instagram-Account präsentiert sie sich selbst, Vorher-nachher-Bilder von Kunden und ermutigende Sprüche für Menschen, bei denen bisher keine Diät angeschlagen hat. Ach ja: 2016 waren die beiden Intueat-Gründer auch bei der Vox-Erfolgsshow „Die Höhle der Löwen“ dabei – eine mögliche Investition von Jochen Schweizer lehnten sie ab. Sie haben mittlerweile ja auch gezeigt, dass sie es allein ganz gut hinbekommen.


49. Jens Knossalla, Entertainer

Ja, wir haben ein Faible für Trash und sowieso Respekt vor einem Typen, dem eine semi-erfolgreiche Poker-Laufbahn und eine Plastikkrone aus der Spielwarenabteilung als Startkapital für eine Entertainerkarriere gereicht haben. Und womöglich ist Jens Knossalla, der bislang vor allem als Gelegenheitsgast im Unterschichten-TV und Kommentator von Pokersendungen auffiel, der lebende Beweis, dass magisches Denken funktioniert. Denn jüngst hat der 33-Jährige, der unter dem Spitznamen „Knossi“ auftritt und sich beharrlich als „König“ tituliert, MontanaBlack die Krone als beliebtester deutscher Twitch-Streamer abgeluchst. Die Sterne stehen also günstig, dass der gekrönte Exzen­triker demnächst in die Trash-A-Liga wechselt.

Dschungelcamp-Fans dürfen sich also auf einen Mann mit aristokratischem Ego und eigenem Signature-Likör vorfreuen. Alle anderen nehmen die Kunde des „last minute“ in unser Ranking gerutschten Knossi einfach mal als Small-Talk-Wissen mit.


50. Charissa Chioccarelli, ISLA Berlin

Für viele Unternehmen ist Instagram das große Schaufenster. Aber kann das auch für den kleinen Laden von der Ecke etwas bringen? Das Nagelstudio ISLA Berlin zeigt, wie auch statio­näre Geschäfte durch Instagram mehr Kunden und Umsatz generieren können. Denn 80 Prozent ihrer Kunden gewinnt Gründerin Charissa Chioccarelli über Instagram – 50 Prozent buchen sogar Termine direkt per Direktnachricht auf der Plattform. Dazu müsst ihr aber zwei Dinge wissen: 1. ISLA Berlin ist häufig ausgebucht. 2. Das ist kein typisches Nagelstudio. Chioc­carelli hat einen der ersten Nail-Art-Salons Berlins aufgemacht. Die Nägel werden nicht einfach lackiert, sondern kunstvoll bemalt – ganz individuell. Und weil viele Kundinnen mit dieser neuen Art des Nageldesigns erst vertraut gemacht werden müssen, bieten sich Instagram-Direktnachrichten so sehr an. Denn hier kann die ISLA-Berlin-Macherin direkt Fragen beantworten und dann einschätzen, wie lange der Termin wohl gehen wird. Ein weiterer großer Vorteil für Chioccarelli: Wenn kurzfristig Termine frei werden, kann sie ihre Community in Instagram Stories darauf hinweisen, und Kundinnen können direkt, ohne die Plattform zu verlassen, buchen.

  • „Philipp –  Volume 2 – Platz für Neues“  erscheint – passend zum ursprünglichen Termin der OMR – als digitales E-Paper. Im Magazin begegnen die Leserinnen und Leser vielen inspirierenden  Menschen der digitalen Welt: Von Philipp Wes­termeyer, Jan Delay, Fynn Kliemann über Scott Galloway bis hin zu Gwyneth Paltrow.
  • Das erste „Philipp“-Magazin im vergangenen Jahr war eine Kooperation von OMR und Hamburger Abendblatt. Chefredakteur Lars Haider hatte die Idee. In diesem Jahr sind die Kollegen vom Fachmagazin „Horizont“ auch mit dabei. Auch OMR und „Horizont“ bieten das Magazin zum Download an.

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