Hamburg. Zwei brisante Demonstrationen enden am Freitag auf St. Pauli. Polizei ist vorbereitet und rechnet mit „vereinzelten Störungen“.

Am morgigen 1. Mai steht der Polizei ein brisanter Großeinsatz bevor. Wie berichtet, finden nach einer Demonstration des gemäßigten Bündnisses „Recht auf Stadt“ am Abend zwei Demonstrationen von linksradikalen Gruppen zeitgleich statt (siehe Karte) – kurz nach 22 Uhr sollen beide Protestaufzüge auf St. Pauli enden, wo sich zu dieser Zeit in der Regel bereits viele Feiernde tummeln.

Die Anmelder der Demonstrationen haben das Zusammentreffen mit dem Reeperbahnpublikum einkalkuliert. „Alleine schon die Gesichter der verängstigten Kiez-Touristen sind es wert, auf unsere Demo zu kommen“, wird ein Organisator aus der kommunistischen Gruppe „Rote Szene Hamburg“ (RSH) in einem linksalternativen Blog zitiert. Die Anmelder erwarten 1000 Teilnehmer, bereits ab 18 Uhr führt die Route der Demonstration von der Max-Brauer-Allee in Altona zunächst über die Reeperbahn, wo der Aufzug auch enden soll.

Zur gleichen Zeit startet an der Feldstraße auf St. Pauli der Demon­strationszug „Das Proletariat kennt kein Vaterland“, der über Landungsbrücken zum Millerntorplatz führt. Verantwortlich für die Demonstration sind Autonome des Zentrums B5 an der Brigittenstraße, bei deren Aufzügen es in der Vergangenheit zu schweren Krawallen kam, zuletzt am 1. Mai 2014. Hintergrund der parallel stattfindenden Demonstrationen ist ein erbitterter Streit in der linken Szene: Die RSH wirft Vertretern von B5 Drohungen, Lügen und Zwang vor.

Die Polizei rechnet bei beiden Demonstrationen mit vermummten Linksautonomen und „vereinzelten Störungen“, mit einer genauen Einschätzung hält sich das Präsidium aus taktischen Gründen zurück. Stärker präsent als gewöhnlich ist auch die Bundespolizei, die alle Bahnanlagen im Demonstrationsgebiet auf St. Pauli und in Altona bewacht. „Wir sind auf alle Eventualitäten eingestellt“, sagt Bundespolizeisprecher Rüdiger Carstens.

Auch für die traditionelle Großdemonstration des Gewerkschaftsbundes DGB, die um 10.30 Uhr am Rödingsmarkt beginnen soll, haben sich Linksradikale angekündigt. Vertreter der „Blockupy“-Bewegung wollen ei­nen „klassenkämpferischen“ Block innerhalb des Aufzuges bilden.