Hamburg. Zwei von vier Flaschen kannte der bekannte Fernsehmacher schon, eine gehört sogar zu seinen absoluten Lieblingsweinen.

Was für einen Wein mag ein Mann wie Reinhold Beckmann? Rot oder weiß, aus Deutschland oder eher aus Südeuropa, viel Alkohol oder wenig, eher trocken oder lieber etwas süß, Entschuldigung, das heißt ja heute feinherb?

Es sind solche Fragen, mit denen sich Michael Kutej, Weinkenner und neben Lars Haider und Axel Leonhard Gastgeber in unserer Reihe „Vier Flaschen“, jedes Mal beschäftigt, wenn er die Weine für prominente Mittrinker beziehungsweise -tester zusammenstellt. Diesmal ist es ihm, so viel kann man gleich am Anfang dieses Textes verraten, nahezu perfekt gelungen: Zwei von vier Flaschen kannte Beckmann, eine gehört sogar zu seinen absoluten Lieblingsweinen: der Pazo Senorans Albarino, später mehr dazu …

Diese vier Weine wurden bei dem Podcast verkostet.
Diese vier Weine wurden bei dem Podcast verkostet. © Silkes Weinkeller | Silkes Weinkeller

Der einzige deutsche Wein enttäuscht

Der einzige deutsche Wein in der Runde, der Stahl Silvaner 2020, schneidet dagegen nicht so gut ab – auch wenn das Weingut, das der junge Winzer Christian Stahl führt, eine interessante Geschichte hat. Bis in die 1980er-Jahre betrieb seine Familie in Franken nämlich eine klassische Landwirtschaft, erst seitdem zieht man keine Tiere auf, sondern Rebstöcke hoch. „Warum hast du einen Silvaner mitgebracht?“, will Beckmann von Michael Kutej wissen, das sei ja nun kein Wein, denn man direkt im Restaurant bestellen würde. „Genau deshalb habe ich ihn ausgesucht, mir ist es wichtig, auch mal Weine jenseits des Mainstreams zu probieren“, so Kutej.

Silvaner sei eine für Deutschland typische Traube, in der Regel sehr frisch, leicht und ein guter Essensbegleiter. „Ich könnte mir vorstellen, zum Essen tatsächlich ein Glas davon zu trinken, dann würde ich aber wechseln“, sagt Beckmann. Haider ist auch leicht enttäuscht („ich schmecke vor allem Apfelsaft“), Leonhard findet ihn dagegen „super“, Kutej attestiert dem Silvaner „eine ganz gute Länge“. Die Flasche kostet 12,90 Euro.

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Er sei kein Rosé-Liebhaber, sagt Reinhold Beckmann

Zur zweiten Flasche, die aus dem Nordwesten Spaniens kommt, aus der Nähe von Santiago de Compostela: Für das Anbaugebiet Rias Baixas ist der Albarino (auch: Alvarinho) typisch, er passe „sehr gut zu der leichten, sommerlichen Küche dort“, sagt Kutej. Und, Zufall oder nicht: Es ist, wie gesagt, einer der Lieblingsweine von Beckmann.

„Bei der Albarino-Traube landet man mit großer Zuverlässigkeit immer einen Treffer. Es gibt mehrere Weine aus der Region, die ich kenne und die alle sehr gut sind.“ Der Pazo Senorans sei, auch im Jahrgang 2020, herausragend. Kutej schmeckt „frische Ananas und eine leichte Exotik“, vor allem habe der Wein aber eine wunderbare Salzigkeit, „da spürt man fast schon die Nähe zum Ozean“. Der Wein sei ideal für warme Sommerabende, schmecke aber in Hamburg tatsächlich anders als in Spanien, sagt Beckmann, der den Pazo Senorans tatsächlich zum ersten Mal in Deutschland getrunken hat.

Für Beckmann schmeckt der Rotwein nach Schwarzwälder Kirschtorte

Von Spanien nach Südfrankreich, zu einem Rosé: Der Château Grand Moulin Rosé Cuvée Prestige 2020 kommt in einer ambitionierten, bauchigen Flasche daher, die man kaum in einen Kühlschrank kriegt, die aber vielversprechend aussieht. Kutej, selbst kein großer Rosé-Trinker, mag die Farbe und Balance des Weins. Er sei auch kein Rosé-Liebhaber, sagt Beckmann, „und wenn ich ihn trinke, muss es schon etwas Besonderes sein“. Das sei der Grand Moulin nicht, ihm sei der Wein zu sehr mittendrin, weder richtig trocken noch richtig süß – das meint Kutej offensichtlich mit der Ba­lance …

Zur letzten Flasche, dem einzigen Rotwein beim heutigen Test: Der Tanica No. Uno Riserva Montepulciano 2016 aus Italien ist für Kutej der „ideale Pizzawein“. Für Beckmann (und Haider) schmeckt er nach Schwarzwälder Kirschtorte: „Die Kirsche steht im Vordergrund, aber man hat auch andere dunkle Beeren und ein wenig Vanille, das gefällt mir.“

Beckmann nimmt auch an Online-Kochkursen teil

Der Wein wurde zwölf Monate im Holzfass, genauer gesagt: in slowenischer Eiche, gelagert, die Flasche kostet 17,90 Euro, „da bekommt man viel Wein für das Geld“, so Beckmann, der tatsächlich am liebsten eine Pizza oder deftige Nudeln dazu essen würde. Der TV-Mann kocht übrigens nicht nur gern selbst, sondern hat zuletzt auch an Online-Kochkursen teilgenommen, die Menschen aus der ganzen Welt zusammenbringen (sollen).

„Neulich habe ich von einer Köchin aus Mexiko City gelernt, wie man Tacos richtig macht, neben uns Hamburgern war noch ein Paar aus Chicago und eines aus Manchester dabei. Das war toll, und ich werde den wichtigsten Satz der mexikanischen Köchin zum Umgang mit den extrem triefenden Tacos nie vergessen. Er lautet: „It’s very important, that the taco never comes to you. You go to the taco.‘“

Die „Vier Flaschen“ können Sie sich auch unter www.abendblatt.de/podcast anhören oder auf dem Youtube-Kanal des Hamburger Abendblatts ansehen. Ganz neu: Im Wechsel mit der bekannten, etwa 90 Minuten langen Podcastversion gibt es jetzt alle zwei Wochen eine schnelle Variante: In 9:59 Minuten testen Kutej, Haider und Leonhard eine Flasche Wein, die unter zehn Euro kosten muss, und die am Ende mit Punkten von eins bis zehn bewertet werden. Hören/Schauen Sie mal rein! Und: Wenn Sie selbst bei einer digitalen Weinprobe dabei sein wollen, schreiben Sie uns einfach eine Mail an chefredaktion@abendblatt.de.