Hamburg. Tennis-Legende Stich verrät, was er gerne trinkt und welche Schätze in seinem Keller liegen. Dazu gibt es britischen “Champagner“.
Wenn man die einmalige Chance hat, mit einem Wimbledonsieger vier Flaschen Wein zu verkosten, dann muss eine aus England dabei sein, auch wenn es gar nicht so leicht ist, dort etwas Gutes zu finden.
Britischer Champagner für Wimbledonsieger Stich
Michael Kutej, Inhaber der Hanse Lounge in Hamburg und neben Rieslingliebhaber Lars Haider und Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard Gastgeber unserer Reihe „Vier Flaschen“, hat es trotzdem versucht – und für Michael Stich, den heutigen Gast, einen britischen Sekt gefunden.
Der Louis Pommery England wird von den Machern des Champagnerhauses aus dem französischen Reims produziert, die im Süden Englands angesichts des Klimawandels immer bessere Bedingungen für ihre Arbeit vorfinden.
Den dürfen sie zwar nicht Champagner nennen, er schmecke aber sehr ähnlich und koste mit 50 Euro die Flasche auch entsprechend, so Kutej. Der Pommery riecht nach grünem Apfel und Limetten und verliert im Glas relativ schnell seine Kohlensäure, stellt Michael Stich fest. Der mag Champagner, Sekt oder andere Schaumweine normalerweise nicht so gern, findet den Pommery aber „ganz gut, weil er nach kurzer Zeit eher wie ein frischer, sommerlicher Weißwein mit ein wenig Sprudel schmeckt“.
Die Tennis-Legende lebte lange Zeit in Südfrankreich
Stich erzählt, dass er bis zu seinem 18. Lebensjahr nicht einen Schluck Alkohol getrunken habe, dafür sei ihm der Sport, das Tennis, zu wichtig gewesen. Heute habe er zwar einen Weinkeller in seinem Haus, in dem vor allem Flaschen aus dem Bordeaux lagerten, würde aber nur etwas trinken, wenn Freunde zu Besuch seien. „Mein Frau trinkt gar keinen Alkohol, weil sie ihn schlicht nicht mag, und allein Wein zu trinken macht keinen Spaß.“ Was auch ein Grund dafür ist, dass es die „Vier Flaschen“ gibt …
Weil Michael Stich lange in Südfrankreich gelebt hat, ist der zweite Wein ein Rosé von dort. Der Miraflors aus dem Jahr 2020 kommt in einer Flasche, die wie ein überdimensionierter Parfümflakon aussieht und die Stich „nicht kaufen würde, wenn ich sie im Supermarktregal sehen würde“.
Bester Rosé der Welt – und nur zehn Euro teuer
Winzer Jean-Marc Lafage führt das Weingut mit seinen 90 Hektar in siebter Generation, sein Miraflors wurde von verschiedenen Magazinen zum besten Rosé der Welt gewählt – dabei kostet er nur knapp zehn Euro. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt“, sagt Michael Stich, den der Rosé an eine Fruchtsaftschorle, „vielleicht Cranberry“, erinnert.
Das ist auch eine Assoziation, die Kutej hat, der Wein sei ein Fruchtpotpourri und würde sich sehr gut zu Sushi eignen. Axel Leonhard findet, dass der Wein „interessanter riecht, als er schmeckt“.
Lars Haider begeistert vom Sauvignon Blanc
Zur dritten Flasche, einem Karl Pfaffmann Sauvignon Blanc Edition L.P. 2020, wobei L.P. für Lara Pfaffmann steht, das ist die Tochter des Winzers Markus Pfaffmann aus der südlichen Pfalz. Markus ist der Enkel des Gründers.
Lars Haider, sonst vor allem Rieslingliebhaber, ist von dem Sauvignon Blanc „restlos begeistert, das ist einer der besten, die wir bei den Vier Flaschen getrunken haben“. Kutej riecht Litschi, Pfirsich und Stachelbeere und damit „eine gewisse Exotik, die man von einem deutschen Sauvignon Blanc gar nicht erwartet“. Für Michael Stich ist das „ein Wein, den man nicht nebenbei trinken kann, den muss man genießen, der hat Tiefe und bietet einem schon sehr viel an“.
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Was Weine mit Kunstwerken gemeinsam haben
Bevor es zur letzten, der vierten Flasche geht, müssen zwei Fragen geklärt werden. Nummer eins: Was ist der teuerste Wein, den Michael Stich besitzt? „Ich wollte immer mal eine Kiste Château Pétrus haben, vor ein paar Jahren habe ich sie dann gekauft.“
Die kostete rund 8500 Euro und steht so, wie er sie beim Weinhändler seines Vertrauens abgeholt hat, im Keller. „Und da werde ich sie erst einmal stehen lassen.“ Michael Kutej hat Château Pétrus in seiner Hanse Lounge auch im Sortiment, vor Kurzem seien einem Mitglied des Clubs drei Flaschen aus dem Jahrgang 2016 nach Hause geliefert worden, das Stück für 4200 Euro.
Stich weiß bis heute nicht wie der Château Pétrus schmeckt
Während Kutej dreimal in seinem Leben, jeweils bei einer Blindverkostung, das Vergnügen hatte, einen Château Pétrus zu trinken, weiß Michael Stich bis heute nicht, wie der viel gefeierte Wein eigentlich schmeckt. „Die Erwartungshaltung, die man an einen Château Pétrus hat, wird dieser wahrscheinlich nie erfüllen können, dafür ist sie einfach zu hoch“, sagt Kutej.
Es sei ja auch mehr die Freude, die Kiste im Keller zu haben, sagt Stich, „das ist ein bisschen so wie bei Kunstwerken“. Deshalb sei es auch nicht ausgeschlossen, dass er den Château Pétrus eines Tages wieder verkaufe.
Erdige Rotweine aus dem Bordeaux
Zur Frage Nummer zwei: Was muss man über die Weinregion Bordeaux, aus der die vierte Flasche, ein Château Magnol Haut-Médoc aus dem Jahr 2016, stammt, wissen? Vielleicht das: Es gibt weißen und roten Bordeaux. Der weiße Bordeaux besteht vor allem aus Sauvignon Blanc und Sémillon, der rote Bordeaux aus fünf verschiedenen Rebsorten.
„Das Besondere ist aber, dass die Rebsorten beim Bordeaux eine untergeordnete Rolle spielen“, so Kutej. „Die ganze Welt kennt Château Pétrus, aber kaum jemand weiß, was da genau in welcher Zusammensetzung drin ist. Man kauft nicht den Wein, man kauft die Marke und das Château.“
Die Rotweine aus dem Bordeaux schmeckten meist etwas erdiger, seien eher trocken, enthielten weniger Alkohol und würden im klassischen französischen Holz gelagert und nach fünf Qualitätsstufen klassifiziert, die höchste ist der Grand Cru. Dass die Preise für Bordeaux in den vergangenen Jahren so stark gestiegen seien, läge auch an der großen Nachfrage aus China, „wo man sich mit dem Wein gern ein Stück europäische Kultur kauft“, so Kutej.
Eine Weinwelt, die immer süßer wird
Michael Stich kennt „auch tolle italienische Rotweine, aber die Tiefe und Weichheit der Weine aus dem Bordeaux begeistert mich immer wieder“. Und: „Der Bordeaux vermittelt ein besonderes Lebensgefühl, das spielt sicher auch eine Rolle.“ Gilt das auch für die aktuelle Flasche? Kutej ist euphorisch, gerade angesichts des Preises von 28 Euro, „und 2016 war wirklich ein Superjahr“.
Was sagt Bordeaux-Kenner Stich? „Ich habe keine Geschmacksexplosion auf der Zunge, der Wein ist trotzdem schön, mir fast ein wenig zu trocken.“ Haider findet ihn „extrem weich und harmonisch“, und Kutej setzt noch einen drauf: Der Wein habe bei der Mundus Vini, einer großen Verkostung des Meininger Verlags, unter 200 Bordeaux den ersten Platz belegt: „Ich mag dieses Trockene in einer Weinwelt, die immer süßer wird.“