Hamburg. Hamburg rechnet wegen britischer Variante und R-Wert mit steigenden Infektionszahlen. Wie der Senat Schnelltests an Schulen plant.

Die britische Mutation des Coronavirus breitet sich auch in Hamburg immer stärker aus. Laut „Corona-Briefing“ des Senats wurde die deutlich ansteckendere und wohl auch gefährlichere Variante B.1.1.7 bisher in 177 Fällen in der Hansestadt nachgewiesen. In den vergangenen sieben Tagen sind 90 Fälle hinzugekommen.

„In weiteren 1272 Fällen besteht aufgrund von epidemiologischen Verdachtsmomenten oder aufgrund von Voruntersuchungen der Verdacht auf diese Mutationsform“, so der Senat. Zur Einordnung der Zahlen muss man wissen, dass lediglich bei etwas mehr als fünf Prozent aller positiven Coronatests eine Sequenzierung vorgenommen wird, mit deren Hilfe die Virusvariante festgestellt werden kann.

Südafrikanische Variante bisher nur in einem Fall bestätigt

Die südafrikanische Variante B.1.135 wurde demnach bisher nur in einem Fall bestätigt, weitere neun Fälle befänden sich in Klärung, so der Senat. Die Labore hätten frühere Angaben dazu korrigiert. Die brasilianische Variante B.1.1.28 sei in Hamburg erstmals in einem Fall nachgewiesen, zudem gebe es einen Verdachtsfall, so die Sozialbehörde.

Man müsse damit rechnen, dass die Infektionszahlen in Hamburg weiter moderat anstiegen, sagte Senatssprecherin Julia Offen am Dienstag im Rathaus. Das liege neben der hohen Zahl festgestellter Mutationen auch daran, dass der sogenannte R-Wert zuletzt häufiger über 1 gelegen habe. Der Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Bei einem Wert unter 1 führt das zu einem Sinken der Infektionszahlen, bei einem Wert über 1 zu einem Anstieg.

Wieder mehr Corona-Patienten auf Intensivstationen

Am Dienstag lag der Durchschnitts-R-Wert der vergangenen sieben Tage laut Senat bei 0,99. Weil die Sozialbehörde mit 203 Neuinfektionen am gestrigen Dienstag etwas mehr Fälle meldete als am Dienstag der Vorwoche, stieg die 7-Tage-Inzidenz auf 80,4 wieder leicht an. Auch am Dienstag gab es keinen weiteren Corona-Todesfall, bisher sind 1312 Hamburgerinnen und Hamburger an oder mit dem Coronavirus gestorben.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Dass die Pandemie sich noch nicht dem Ende neigt, zeigen die Daten aus den Krankenhäusern: Die Zahl der Menschen, die wegen einer schweren Corona-Infektion in Hamburger Kliniken behandelt werden, liegt bei 259 – und die der Infizierten, die auf Intensivstationen betreut werden, stieg wieder auf 92. Man beobachte die Entwicklung hier sehr genau, sagte die Senatssprecherin.

Nach letztem Stand sind in Hamburg 121.158 Menschen mindestens einmal geimpft worden, das entspricht laut Senat 6,6 Prozent der Bevölkerung. 61.786 davon hätten auch bereits die Zweitimpfung erhalten, was 3,3 Prozent der Hamburger Einwohner seien.

Hamburg hat 2,4 Millionen Schnelltests für Kitas und Schulen bestellt

Mittlerweile gibt es laut Offen 30 über die Stadt verteilte Testzentren. Auch bei derzeit 67 Hausärzten und 18 Apotheken könne man sich jetzt einmal pro Woche kostenlos testen lassen – anders als zuletzt diskutiert auch südlich der Elbe.

Es stünden allerdings nicht alle Ärzte und Apotheken auf der Liste, da man Schlangenbildungen vor deren Türen vermeiden wolle. Termine für Tests könnten entweder telefonisch über die 116 117 gemacht werden – oder über die Internetseite www.116117.de unter Terminservice oder direkt unter https://eterminservice.de/terminservice.

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Laut Senatssprecherin hat die Stadt jetzt 2,4 Millionen Schnelltests für Kitas und Schulen bestellt. Schulsenator Ties Rabe (SPD) sagte, von der ersten Woche nach den Ferien an solle es für alle Schulbeschäftigten zwei Corona-Selbsttests pro Woche geben. Dafür brauche man wöchentlich bis 70.000 Tests. Das Verfahren solle bis zur Impfung der Beschäftigten aufrechterhalten werden.

Österreich als Vorbild

Ziel ist es laut Rabe, genügend Tests zu bekommen, um auch Schülerinnen und Schüler zu testen. Österreich zeige mit einem wöchentlichen Selbsttest pro Schüler, dass das gut funktioniere und die Selbsttestung auch für junge Schüler einfach sei. „Wir arbeiten daran, dieses Mengengerüst sicherzustellen“, sagte Rabe. Das werde sicher nicht in den ersten Wochen gelingen, aber bis Ende März oder April dann schon.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Der Unterricht beginne am 15. März mit alle Grund- und Vorschulklassen und den Abschlussklassen an Gymnasien und Stadtteilschulen im Wechselunterricht mit der Hälfte der Schüler. Wenn ein Kind positiv getestet werde, müssten die Eltern es abholen, und es werde dann mit einem genaueren PCR-Test noch einmal untersucht. Rabe machte deutlich, dass bis zum Schulstart nicht alle Schulbeschäftigten geimpft sein könnten, auch wenn diese nun impfberechtigt seien und Termine vereinbaren könnten.

Regelmäßiges Lüften bleibt wichtig

Es werde einige Wochen dauern, bis alle Beschäftigten geimpft seien. Der Schulsenator sagte, dass man nach wie vor auf regelmäßiges Lüften setze. Nur in wenigen Räumen sei es nicht möglich, die Fenster zu öffnen. In diesen Fällen könnten Schulen Raumluftfilter anschaffen, etwa ein bis zwei Geräte pro Schule, so Rabe. Die meisten Schulen sähen aber die Notwendigkeit gar nicht. Der Senator wies darauf hin, dass nach den Ferien eine Maskenpflicht für alle Klassen auch im Unterricht gelte. Dabei müssten medizinische Masken getragen werden.

Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) hatte kürzlich gesagt, man werde deutschlandweit bald zehn Millionen Menschen pro Woche impfen können und müsse sich darauf vorbereiten. Dazu sagte der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich: „Nach wie vor können wir hinsichtlich der Impfstoffbelieferung nur einige Wochen in die Zukunft blicken.

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Daher ist es noch nicht möglich, eine verlässliche Auskunft zu geben, wann allen Hamburgerinnen und Hamburgern ein Impfangebot gemacht werden kann.“ Sobald es keine Engpässe beim Impfstoff mehr gebe, könne die bisherige Priorisierung wegfallen. „Dann ist nur noch die Verabreichung des Impfstoffes zu organisieren“, so Helfrich. „Dafür ist Hamburg breit aufgestellt: Während das Impfzen­trum noch in Betrieb bleibt, möglichst unter Volllast mit deutlich mehr als 7000 Impfungen pro Tag, sollen dann die Arztpraxen möglichst flächendeckend eingebunden werden.“

Corona: Diese Testverfahren gibt es

  • PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
  • PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
  • Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
  • Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
  • Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
  • Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft