Hamburg. Das Impfen der Älteren verhindert zwar schwere Krankheitsverläufe. Die Infektionszahlen dürften trotzdem weiter steigen.

Die dritte Welle der Corona-Pandemie in Hamburg verschärft sich. Am Wochenende stieg die Sieben-Tage-Inzidenz auf 114 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, das war im Wochenvergleich ein Plus von 31 Prozent. Ginge es so weiter, würde der Wert am Karfreitag im Bereich von 200 liegen.

„Nach Ostern könnten wir in Hamburg eine Situation wie um Weihnachten  herum haben, allerdings mit deutlich höheren Fallzahlen“, sagt Nicole Fischer, Virologin am Universitätsklinikum Eppendorf.

Trotz Impfungen: Virologin erwartet hohe Inzidenz nach Ostern

Das liegt vor allem an der britischen Mutante B 1.1.7, die deutlich ansteckender ist als das ursprüngliche Coronavirus und die inzwischen für rund 80 Prozent aller Fälle in Hamburg verantwortlich ist. Anfang März hatte B 1.1.7 bei den untersuchten Neuinfektionen nur einen Anteil von 20 Prozent ausgemacht.

Im Kampf gegen die Pandemie setzt der Senat neben dem erneuten Lockdown vor allem auf ein höheres Tempo bei den Impfungen. Demnächst sollen die über 70-Jährigen, gestaffelt nach Jahrgängen, eine Einladung für einen Termin im Impfzentrum erhalten. Dadurch dürften schwere Krankheitsverläufe und Klinikaufenthalte vermieden werden – die Zahl der Neuinfektionen wird wahrscheinlich weiter steigen.

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Treiber der Corona-Pandemie sind Jüngere

Denn die Treiber der Pandemie sind in Hamburg eher jüngere Leute: Seit Auftreten des Coronavirus in der Stadt wurden allein bei den 20- bis 29-Jährigen mit 10.474 Fällen fast so viele Erkrankungen festgestellt wie bei allen (!) über 60 Jahre alten Hamburgerinnen und Hamburgern zusammen (11.104). Die 60- bis 69-Jährigen kommen beispielsweise nur auf 3938 Fälle.

Die Altersgruppe mit den zweitmeisten Infektionen sind die 30- bis 39-Jährigen (9841), gefolgt von den 40- bis 49-Jährigen (8028). Das sind Werte, auf die selbst die geburtenstarken Jahrgänge, also Menschen zwischen 50 und 59 (7633) nicht kommen. Bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahren wurden 7758 Fälle gezählt, aber auch das könne sich ändern: „Kitas und Schulen werden wieder in den Fokus rücken“, sagt Expertin Fischer.

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Sinnvolle Teststrategien müssten schnell umgesetzt werden, solange Kitas und Schulen geöffnet seien. Als Mitte Dezember der Regelbetrieb in den Bildungseinrichtungen eingestellt wurde, lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg bei 138. In Deutschland ist der Wert am Wochenende auf 104 gestiegen.